Die CDU in Sachsen sei auch immer eine Partei der Arbeiter und kleinen Angestellten gewesen, betont der am vergangenen Sonnabend, 4. Mai, zum Leipziger CDU-Kreisvorsitzenden gewählte Robert Clemen im L-IZ-Interview. Dies werde die CDU "als Partei der sozialen Marktwirtschaft und des sozialen Ausgleichs" auch bleiben, so der 45-jährige Landtagsabgeordnete.

Herr Clemen, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zum neuen Leipziger CDU-Kreisvorsitzenden. Nach den parteiinternen Kontroversen der letzten Zeit: Wie haben Sie die Atmosphäre auf dem Parteitag empfunden?

Erst einmal ganz herzlichen Dank für den Glückwunsch.

Ich habe die Atmosphäre auf unserem Parteitag als offen, konstruktiv und auf Versöhnung und Neustart ausgerichtet empfunden. Mein Eindruck war, dass alle Akteure die Querelen der vergangenen Wochen und Monate deutlich satt hatten und einen neuen Anfang wollen. Die Wahlen des neuen Kreisvorstandes bieten eine gute Gelegenheit dazu.

Hat sich die CDU Leipzig nun mit Blick auf die nahende Bundestagswahl zu einem zeitweiligen Burgfrieden zusammengefunden oder sehen Sie mit dem Parteitag ein stabiles Fundament für eine längere gemeinsame Wegstrecke gelegt?

Aus langjähriger Erfahrung würde ich sagen, dass die CDU oft dann, wenn sie längere und schmerzhafte Klärungsprozesse hinter sich hat, in der Lage ist, längerfristige Stabilität zu erzielen. Den Anfang dafür haben wir gestern geschafft. Jetzt gilt es, in den kommenden Wochen und Monaten intensiv weiter daran zu arbeiten.
Das heutige Leipziger Bildungsbürgertum tickt zu weiten Teilen grün. Wie wollen Sie für die CDU als die klassische bürgerliche Partei in diesen Schichten neue Akzeptanz schaffen?

Dies stellt kein spezifisches Problem der CDU dar, sondern von diesem Phänomen sind auch andere Parteien betroffen.

Wir sollten unseren Markenkern schärfen und unsere Unverwechselbarkeit herausstellen. Dann werden wir auch wieder für mehr und mehr Wähler aus den bürgerlichen Schichten attraktiv. Außerdem war und ist die CDU in den östlichen Bundesländern, aber insbesondere in Sachsen, auch immer eine Partei der Arbeiter und kleinen Angestellten gewesen. Dies wird sie als Partei der sozialen Marktwirtschaft und des sozialen Ausgleichs auch bleiben.

Die SPD bietet momentan das beste Beispiel dafür, wie problematisch es wird, wenn man meint, ständig dem Zeitgeist hinterherlaufen zu müssen und wie dies der eigenen Identität schadet.

Wie viel Modernität und wie viel Konservatismus vertragen Leipzig und die Leipziger CDU aus Ihrer Sicht?

Eine gesunde und zukunftsfähige Gesellschaft lebt aus ihren Wurzeln, aus ihren Fundamenten heraus und streckt ihre Äste dem Himmel entgegen. Wenn die Wurzeln nicht stark sind, können sich die Äste nicht entwickeln. Und ohne Äste und Blätter keine Fortexistenz.

Genauso verhält es sich mit Konservativität und Modernität. Wobei wir uns als CDU in besonderem Maße für die Wurzeln verantwortlich fühlen.

Was werden Ihre ersten Schritte als CDU-Kreisvorsitzender sein?

Ich habe den Kreisvorstand für Montagabend zur konstituierenden Sitzung eingeladen. Der erste Schritt wird da die Verteilung der Arbeitsaufgaben innerhalb des Vorstandes sein.

Die Leipziger OB-Wahl ist gelaufen – mit dem bekannten Ergebnis. Nun steht die Wahl von vier Leipziger Bürgermeistern durch den Stadtrat an. Inwieweit teilen Sie die Ansicht von Wahlsieger OB Burkhard Jung (SPD), dass an der Spitze der Dezernate Bau, Umwelt, Soziales und Wirtschaft alles so bleiben soll, wie es derzeit ist?

Mit Uwe Albrecht und Torsten Bonew stellt die CDU Leipzig zwei hervorragende Fachbürgermeister, die sich auf die Unterstützung ihres Kreisvorsitzenden verlassen können. Zu weitergehenden Fragen werde ich in den nächsten Tagen das Gespräch mit unserer Stadtratsfraktionsspitze suchen.

Vielen Dank für das Gespräch.

www.cdu-leipzig.de

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