Bisher ist Leipzig mit einem blauen Auge davon gekommen was das Hochwasser anbelangt. Das Umland hat es sehr viel härter erwischt. Axel Bobbe ist Leiter der Landestalsperrenverwaltung (LTV) Sachsen für den Betrieb Elbaue, Mulde und Untere Weiße Elster. Auf einer Pressekonferenz gab er heute Ein- und Ausblicke in die Entwicklung des Hochwassers: "Durch Leipzig flossen heute etwa 550 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Zum Vergleich: Vor einer Woche noch waren es gerade mal 15 Kubikmeter."

Während die Ortschaft oberhalb Leipzigs, auch in Richtung Thüringen, alle nasse Füße bekamen, blieb die Stadt trocken. “Zum Glück ist das Flutungsbauwerk Zwenkau vor drei Wochen fertig geworden”, so Bobbe. Zwenkau sorge dafür, dass 130 Kubikmeter pro Sekunde zurückgestaut werden könnten. Zusammen mit dem Nahleauslasswerk sorge dies für eine Entlastung der städtischen Flüsse. “Die Pegelstände der Weißen Elster fallen seit heute morgen fünf Uhr, wenn auch langsam. Die Pleiße bleibt stabil bei etwa 60 Kubikmeter pro Sekunde und die Parthe macht keine Probleme.”

Die Talsperrenverwaltung habe dennoch eine Reihe ernster Entscheidungen treffen müssen. “So haben wir gestern Nachmittag die Burgaue und damit den Auwald geflutet.” Damit habe man den Hilferuf aus Halle erhört. Auch dort ist die Situation angespannt. “Diese Maßnahme hat etwa 150 Kubikmeter pro Sekunde an Wasserdruck aus Halles Situation herausgelöst”, erzählt Bobbe.
In Grimma stehen die Häuser auf dem Marktplatz bis zum ersten Stock unter Wasser, doch Grimma sei nicht mehr Sorgenkind der LTV. “Dort fallen die Pegelstände. Anders sieht es in Bad Düben aus: Heute morgen ist die Welle durch diesen Ort gerollt.” Die Talsperrenverwaltung beklagt zudem mehrere Dammbrüche im Umland und muss einen sogar sprengen: Ein Muldedeich bei Löbnitz steht vor der Sprengung, wie Bobbe ankündigte. “Ich kann nicht sagen, ob dies schon geschehen ist, die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen.” Ein weiteres Sorgenkind ist der Fluss Goitzsche. “Der Wasserstand des Seehausener Sees steigt an. Ließe man das Wasser ab, flösse es in die Goitzsche, das bedrohe dann Bitterfeld”, erklärt Bobbe. Man fälle Entscheidungen über jegliche Maßnahmen zusammen mit den Kollegen aus Sachsen-Anhalt.

Bobbe erwartet, dass sich die Hochwasserwelle weiterwalzt. “Übermorgen werde ich mit meinem Team wohl an der Elbe sein.”

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