„Heiße und trockene Sommer sind keine Ausnahme, sondern werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zur Regel. Schnellstmöglich braucht es Maßnahmen, mit denen sich Leipzig an sommerliche Extremwetterlagen anpassen kann. Alle Leipziger haben das Recht auf sommerliche Lebensqualität in kühlen Nachbarschaften“, schrieben die Grünen in ihrem Antrag zu einem „10-Punkte-Programm gegen Hitze im Stadtgebiet“.

„Anhaltende Hitze- und Dürreperioden ziehen einen steigenden Wasserbedarf und sinkenden Grundwasserspiegel nach sich. Damit verbunden sind Hitze- und Wasserstress für die Vegetation, die erhebliche Veränderungen im Ökosystem nach sich ziehen“, schrieben sie. Die aktuelle Hitzewelle bestätigt das Ansinnen des Antrags deutlich. Aber im Vorfeld der Ratsversammlung am Mittwoch, 26. Juni, schrieb das Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport eine Stellungnahme, mit der sie die Planung ins nächste Jahr verschoben wissen wollte: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt bis zum II. Quartal 2020 eine Maßnahmenvorplanung vorzulegen.“

Dabei zeigt auch die Wasserknappheit im Sommer 2019 wieder, wie schnell eine Stadt wie Leipzig bei solchen Dürreperioden an ihre Grenzen kommt.

„Die sehr stabile Extremwetterlage mit heißem und trockenem Wetter ist nachweislich eine Konsequenz aus den zunehmenden Veränderungen im globalen Klimasystem. Die Polargebiete heizen sich auf und mit geringeren Temperaturdifferenzen verlieren Strömungssysteme ihren Antrieb. Stabile Wetterlagen, die über mehrere Wochen und Monate sowohl extreme Dürre als auch extreme Niederschläge bringen können, sind die Konsequenz“, schrieben die Grünen.

„Seit 1963 ist es in Leipzig im Mittel um 1,6 Grad wärmer geworden. Die Temperaturen dieses Jahres waren gemessen an den letzten Jahrzehnten, in den Monaten April bis August noch einmal um mehr als 2,5 Grad zu hoch, während ein Niederschlagsdefizit von 260 Litern/qm zu verzeichnen war. Die durchschnittliche Zahl von 18 Tagen, an denen die Tageshöchsttemperatur über 30 Grad liegt, wurde mit dem Rekord von über 30 Hitzetagen in 2018 fast verdoppelt. Diese Entwicklung wird in den nächsten Jahrzehnten mit großer Sicherheit zunehmen. Danach sind dem Regionalen Klimaatlas zufolge im Jahresdurchschnitt, verglichen mit den Durchschnittstemperaturen von 1961-1990, bereits für den Zeitraum 2011-2040 Temperaturerhöhungen von 0,4-1,2 °C und für 2071-2100 sogar Temperaturerhöhungen von 2,1 bis zu 5,7 °C zu erwarten.“

Eigentlich hätte also schon viel früher gehandelt werden müssen.

Aber da half an diesem Mittwochnachmittag auch der Verweis von Norman Volger, Vorsitzender der Grünen-Fraktion, nicht auf die brütenden 38 Grad Celsius draußen auf den Straßen. Auch nicht der Hinweis, dass tatsächlich nur fünf der Punkte aus dem Grünen-Antrag schon in Teilen Verwaltungshandeln sind, die anderen Punkte nicht.

Auch die SPD-Fraktion meinte, die Verwaltung brauche zur Vorlage eines Maßnahmeplans erst noch ein Jahr Vorbereitung, sodass diese im Sommer 2020 einen Vorschlag vorlegen könne. Also machte man sich den Verwaltungsstandpunkt zu eigen, der wurde dann auch von Versammlungsleiter Thomas Fabian zur Abstimmung gestellt.

Und da es hier eine deutliche Mehrheit von 38 zu 17 Stimmen gab, wurde damit der aufschiebende Verwaltungsstandpunkt beschlossen.

Umweltdezernat findet Grünen-Antrag zu Hitze im Stadtgebiet nachvollziehbar, vertröstet aber auf 2020

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