Der Leipziger Lärmschutzaktivist Udo Berger fordert von der Bundeskanzlerin ein Machtwort gegen die so genannte "kurze Südabkurvung". Um den Verzicht auf die stadtnahe Flugroute geht es in einer Petition hiesiger Bürgerinitiativen. Über diese wird der Bundestag demnächst entscheiden. Deshalb schrieb CDU-Stadtrat Berger einen Offenen Brief an Angela Merkel.

“Flüge über das Stadtgebiet, d. h. über die kurze östliche Südabkurvung und nicht zwingend notwendige Nachtflüge, sie sollten schon bald und für dauerhaft der Vergangenheit angehören.” Das fordert der Leipziger Stadtrat Udo Berger in einem Offenen Brief vom 27. Februar 2012 an die Bundeskanzlerin.

“Diesen Respekt ist man der Stadt Leipzig und ihren Bürgern schuldig”, findet Berger, der sich seit Jahren gegen den Fluglärm im Leipziger Norden und in der Umweltschutzorganisation BUND engagiert. Im Vorjahr rückte der Stahmelner auf der Liste der Wählervereinigung in den Leipziger Stadtrat nach und schloss sich der CDU-Fraktion an.

Nun also schickte das Mitglied der Leipziger CDU-Fraktion einen Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im Ehrenamt auch Bundesvorsitzende der Christenunion ist. Das Ziel ist klar: Berger wünscht einen “positiven Bescheid” zu der Petition gegen die so genannte kurzen Südabkurvung. Über die Petition der hiesigen Bürgerinitiative “Gegen die neue Flugroute” wird der Petitionsausschuss des Bundestages demnächst entscheiden. Und dabei setzt Berger auf ein Machtwort der Regierungschefin und Bundestagsabgeordneten Dr. Angela Dorothea Merkel.Mit der Petition will die Bürgerinitiative “Gegen die neue Flugroute” den Verzicht auf die stadtnahe Flugroute erreichen. Diese heißt amtlich “gebündelte Flugroute NAMUB 1E/Q, seit 2009 NAMUB 2E/Q” und war nach Angaben von Briefschreiber Berger “vor der Inbetriebnahme der Südpiste in keinem öffentlich zugänglichen Papier offeriert” worden. Seit Juni 2007 gehe es aber nun, so Berger weiter, “im Tief- und Steigflug hinweg über Wohnsiedlungen und Leipzigs beliebtes innerstädtisches Naherholungszentrum Auensee zwischen Wahren und dem Schlosspark Lützschena (FFH/SPA – Gebiet), wo tagtäglich massenhaft Jogger, Radler, Wanderer und Leipzig-Touristen unterwegs sind”.

Nutze man stattdessen die Standard-Südabkurvung namens NABUB 1L/H mit dem Abschwenken über einem unbewohnten Resttagebaugebiet hinter Taucha, wären weit weniger Menschen betroffen, führte Berger nochmals die in der Messestadt lange bekannten Argumente an.

Diese Argumente haben kurz vor dem letzten Jahreswechsel auch Merkels ersten Verkehrsminister in den Jahren 2005 bis 2009 überzeugt. Der heißt Wolfgang Tiefensee und ist seit Herbst 2009 Leipziger Bundestagsabgeordneter. Kurz vor Weihnachten 2011 unterstützte er gemeinsam mit seiner SPD-Bundestagskollegin Daniela Kolbe öffentlich das Anliegen der Petition. Warum also soll Gleiches bei der Physikerin und Tiefensees vormaliger Chefin Merkel, die einst in der Messestadt studierte und promovierte, nicht auch gelingen?

Berger verweist in seinem Schreiben neben der Verlärmung der Umgebung auch auf die Gesundheitsbelastung durch Schadstoffe, die beim Luftverkehr auf die Anwohner niedersinken. Er führt Erhebungen über die gesundheitlichen Schädigungen durch Lärm und Staub aus Luftverkehr an.

Zu bedenken gibt der Umweltaktivist zugleich, ob nicht “die Kosten für die medizinische Behandlung von Flughafengeschädigten den wirtschaftlichen Gewinn aus dem Luftverkehr inzwischen bereits beträchtlich übersteigen” würden.

Für CDU-Stadtrat Berger ist es jedenfalls “skandalös”, in Leipzig ein Denkmal für die Friedliche Revolution zu errichten und Gedenkfeiern zu veranstalten, “während Menschen, die für das Jahrhundertereignis deutsche Wiedervereinigung kämpften, wegen ein paar Flugkilometern und des eventuell damit verbundenen wirtschaftlichen Gewinns in Krankheit und frühen Tod getrieben werden”.

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