Manuel Tripp ist in die Modebranche eingestiegen. Der Geithainer NPD-Stadtrat vertreibt seit kurzem sein eigenes Label. Bisher sind die Klamotten von "Revolte ContraCulturalClothing" nur im Internet bestelltbar. Die Zielgruppe des Streetwear-Versands: Jugendliche und junge Erwachsene. Politische Botschaften kommen auf den Textilien nur versteckt zum Vorschein. Ein Motiv zeigt einen zugenähten Mund. Neonazis bemängeln seit Jahrzehnten die angeblich eingeschränkte Meinungsfreiheit.

Dabei beziehen sie sich auf das Verbot, nationalsozialistische Symbole zu verwenden oder NS-Größen und nationalsozialistische Verbrechen öffentlich zu glorifizieren. “Tripp möchte sowohl Geld verdienen als auch sich einen Namen machen”, glaubt Kerstin Krumbholz.

Die Geithainerin initiierte 2010 eine Bürgerinitiative gegen Rechts. Seitdem beobachtet sie die politische Karriere des 24-Jährigen. “Tripp geht es zuvorderst nicht ums Geld verdienen”, meint auch die Leipziger Stadträtin Juliane Nagel (Die Linke). “Auch wenn es schwer fällt, die Symbole zu dechiffrieren, würde ich bei seiner Nazikarriere meinen, dass er hier der rechten Subkultur ein subtil-politisches Angebot unterbreitet.”
“Intention ist die Abkehr von teilweise wenig ansprechender und provokationslastiger Szenekleidung hin zu moderner nationaler Mode mit Alltagstauglichkeit”, teilt Manuel Tripp auf Anfrage mit. Eine politische Gegenkultur bedürfe eines eigenen kulturellen Aspektes, zu dem die Mode gehöre. “Das Label steckt momentan noch in den Startschuhen, sodass noch keine nennenswerten Erlöse zu verzeichnen sind”, so der Jura-Student. “Je nachdem, wie sich die finanzielle Lage des Unternehmens entwickelt, können in Zukunft sicher auch Erlöse für politische Projekte genutzt werden.”

Seit 25. November 2012 agieren die Geithainer Neonazis unter dem Dach der NPD. Die Kameradschaft war zuvor im “Freien Netz” organisiert. Dabei handelt es sich um ein militantes Neonazi-Netzwerk, dessen Gruppen teils in Parteistrukturen aufgegangen sind. Mitinitiator Maik Scheffler ist mittlerweile stellvertretender Landeschef der sächsischen NPD.

Tripp war 2008 als parteiloser Bewerber über die NPD-Liste in den Stadtrat gewählt worden, verzichtete nach der Wahl allerdings zunächst auf das Parteibuch. Während das Label “Freies Netz” seit Ende 2011 zunehmend von der Bildfläche verschwand, bestehen seine personellen Verflechtungen dagegen bis heute fort.

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