Ja, sie leben noch, die Aufstiegshoffnungen des 1. FC Lok. Im Duell gegen den Tabellen-Zweiten Oberlausitz Neugersdorf setzte sich Lok am Sonntag vor 2.582 Zuschauern mit 2:0 (2:0) durch. Wieder avancierte Winterneuzugang Ondrej Brusch zur Sieggarantie. Der Tscheche servierte gegen viele Landsleute ein Tor und eine Vorlage zum ruhigen Fußballnachmittag in Probstheida. Nach neun Minuten war das Spiel zumindest schon vorentschieden.

„Wenn man ehrlich ist, war das Spiel nach neun Minuten schon gegessen“, murmelte Gäste-Trainer Manfred Weidner nach dem Spiel in sich hinein. Doch das lag nicht nur an den zwei zeitigen Toren des 1. FCL, der vor 2.582 Zuschauern nach 103 Sekunden und neun Minuten zustach, sondern auch an erschreckend harmlosen Gästen. „Erst nach 30 Minuten waren wir richtig im Spiel drin, aber Lok hat clever verteidigt, da war es für uns schwer.“, lamentierte Weidner, der allen Grund hatte, von seiner Truppe enttäuscht zu sein.

Im gesamten Spiel hatten die Gäste nur durch Fernschüsse ernstzunehmende Abschlussaktionen, einzig vor dem nicht gegebenen Treffer von Jan Nezmar – Mitte der 1. Halbzeit – zeigte Neugersdorf spielerisches Können. Dass die mit 41 Toren aus 18 Spielen zweitstärkste Offensive der Oberliga nicht zum Zug kam, lag aber auch an einer starken Defensivleistung des 1. FC Lok. Gino Böhne ersetzte Lok-Kapitän Markus Krug gleichwertig, arbeitete sich an 20-Tore-Mann Jan Nezmar ab und ließ ihn nur selten aus den Augen.

Der Neugersdorfer Jaroslav Dittrich versucht sich gegen Hiromu Watahiki zu behaupten. Foto: Jan Kaefer
Der Neugersdorfer Jaroslav Dittrich versucht sich gegen Hiromu Watahiki zu behaupten. Foto: Jan Kaefer

Während ihn sein Trainer lobte („Er trainiert gut und entwickelt sich gut, hoffentlich bleibt er länger bei uns.“), gab sich Böhne ganz bescheiden. „Wir haben alle gut gespielt.“ Damit hatte er auch recht. Egal ob die starken Außenverteidiger Dräger und Trojandt, die emsigen Japaner Murakami und Watahiki im Zentrum oder die flotten Flügelspieler Hofmann und Brusch: Lok offenbarte keine Schwachstelle und spielte nicht zufällig das erste Mal seit Anfang Oktober (!) zu null. Entsprechend herzlich fiel die Umarmung von Torwarttrainer Maik Kischko mit seinem Schützling Latendresse-Levesque nach dem Spiel aus.

Allerdings hatten die Gastgeber das bisher wichtigste Spiel der Saison (O-Ton Lok-App) auch zeitig in die richtigen Bahnen gelenkt und den Gegner geschockt. „Neugersdorf saß ewig lange im Bus, das wollten wir direkt ausnutzen.“, erklärte Scholz die Anfangseuphorie seines Teams, gekrönt durch die Tore von Brusch und Hofmann. Die Tore erklärt vom Tschechen: „Erste Tor: Schöne Flanke von Djamal, Marzullo will Tor, aber kein Tor und dann für mich easy. Zweite Tor: Marci schnelle Einwurf, gucken, Ramon Kopf, Tor.“ Alles klar?

Sebastian Zielinsky durfte in der Schlussviertelstunde ran und kam für Gianluca Marzullo. Foto: Jan Kaefer
Sebastian Zielinsky durfte in der Schlussviertelstunde ran und kam für Gianluca Marzullo. Foto: Jan Kaefer

Über das Treffen mit seinen tschechischen Landsleuten wollte Brusch jedoch nichts sagen, zwischenzeitlich standen sieben Spieler aus dem sächsischen Nachbarland auf dem Platz. Geglänzt hat nur Brusch, der nun in vier Spielen vier Tore erzielt hat und an jedem Lok-Tor im Jahr 2015 beteiligt war. Das nennt sich mal ein guter Winterneuzugang. Ob es am Ende doch noch zum Aufstieg reicht? „Der Sieg heute war Pflicht, in den kommenden Spielen sind Siege auch Pflicht. Es wird ein weiter Weg, aber mit der Truppe macht es Spaß, und sie entwickelt sich einfach auch gut.“, so Heiko Scholz.

Lok scheint so langsam Fahrt aufgenommen zu haben, bleibt erstmalig seit September in drei Spielen in Folge ungeschlagen und hat „nur“ noch fünf Punkte Rückstand auf den Zweiten Neugersdorf und vier auf den SSV Markranstädt, der zeitgleich gegen Tabellenführer RB Leipzig II mit 1:2 das Nachsehen hatte. „Es kann viel passieren.“, orakelte Scholz. Ein Aufstiegsverzicht von Neugersdorf gehört nicht dazu: „Wir wollen den zweiten Platz sichern und hoch in die Regionalliga.“, stellte Weidner klar. Aber wenn Brusch und Kollegen so weiter machen, wird es oben tatsächlich wieder enger zugehen.

Auch Lok-Trainer Heiko Scholz war mit dem Auftritt seines Teams zufrieden. Foto: Jan Kaefer
Auch Lok-Trainer Heiko Scholz war mit dem Auftritt seines Teams zufrieden. Foto: Jan Kaefer

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