Was für ein wichtiger Sieg für die Uni-Riesen. Die Grünweißen besiegten in ihrem Heimspiel am Freitagabend die zuvor fünfmal siegreichen White Wings Hanau mit 80:68 (49:36) und sicherten sich damit die Playoff-Teilnahme um den Aufstieg in die ProA. Doch die Schlussphase geriet zur Nervenschlacht. Spielentscheidend waren insgesamt sechs dunkelgrüne Streifen.

Es waren noch genau 58 Sekunden zu spielen, als vor 610 Augenpaaren in der Großen Arena Leipzig sechs grüne Streifen mit Schuhen, einem kleinen Amerikaner und einem Ball dran, abhoben. Eine Millisekunde, die das Heimspiel der Uni-Riesen gegen die White Wings Hanau entschied, denn der kleine Amerikaner namens Lamar Morinia hatte wieder einen seiner Geistesblitze und den Mut, den Ball eine Sekunde vor Ende der Shotclock im Sprung auf den eingelaufenen Norbert Beier zu passen, der mit der Sirene traf. Als die Uhr bei 55,8 Sekunden einen Zwischenstopp einlegte, hatten die Uni-Riesen acht Punkte Vorsprung und den Sieg so gut wie eingetütet. “Das war die Entscheidung”, war sich zu dem Zeitpunkt auch Morinia selbst sicher, wie er nach dem Spiel sagte. Doch zu Beginn hatte das Spiel nichts von einer Nervenschlacht, das es am Ende sein sollte.
“Wir hatten uns fest vorgenommen, die zweite Halbzeit von Langen zu wiederholen und aggressiv zu spielen”, so Morinia. War kaum zu übersehen. Die Uni-Riesen langten im ersten Viertel gut hin, holten 30 Punkte, ließen nur 15 zu. Hanau hatte mächtig Probleme, ins Spiel einzusteigen, konnte in den ersten fünf Minuten nur drei Angriffe abschließen. “Alles was wir uns vorgenommen hatten, hat in der ersten Halbzeit gut geklappt. Die war wirklich sehr gut”, lobte auch Trainer Dimitris Polychroniadis, der allerdings mit ansehen mussten, wie das zuvor fünfmal siegreiche Hanau nach einer zwischenzeitlichen 19-Punkte-Führung der Gastgeber langsam ins Spiel kam und sein Spiel intensiver betrieb. Die gefürchteten Anis Shardan (8 Punkte) und Jared Cunningham (4) sollten die Partie aber zu keinem Zeitpunkt so prägen wie Morinia, der schon zur Pause 18 Punkte angehäuft hatte.
Morinias Pendant in Herkunft und Leistung ist normalerweise Mo Pratt, doch der 1,96 Meter Mann spielte keine so gute Partie und konnte auch nicht verhindern, dass seinem Team nach Wiederbeginn etwas die Linie flöten ging. “In der zweiten Halbzeit haben wir zu langsam gespielt”, analysierte der zweite Amerikaner, der mit ein paar verworfenen Freiwürfen zur Annäherung der Gäste beitrug. Die Annäherung artete allerdings nie aus, wurde also nie zum Führungswechsel. Dafür waren die Uni-Riesen in den wichtigen Momenten zu wach, zu willig oder Hanau einfach zu unclever. Gerade im letzten Viertel häuften sich die Schrittfehler bei den Gästen. Die Uni-Riesen verpassten aber ihrerseits immer wieder die Möglichkeit, den zwischenzeitlich auf drei Punkte geschrumpften Vorsprung wieder auszubauen. Bis, ja bis zur Schlussminute, als Morinia – mit 25 Punkten wieder mal Topscorer – abhob und das Spiel mit seiner fixen Idee entschied. In fünf Spielen seit der Weihnachtspause war Morinia damit zum vierten Mal der beste Mann seines Teams. “Das lag nur an meinen neuen Adidas-Schuhen. Ich habe meine gesamte Karriere mit Adidas-Schuhen gespielt, die letzten zwei Jahre allerdings nicht. Seit ich die Weihnachten mitgebracht habe, läuft es”, schmunzelte der Amerikaner mit der Kraft der sechs Streifen.
Sein Trainer schaute da naturgemäß sachlicher aufs Spiel. “Am Ende hat uns die Defensive den Sieg gebracht”, lautete sein Urteil zur zweiten Halbzeit, nach der der Blick auch schon wieder nach vorn ging. “Wir wussten, dass es bei einer Niederlage heute schwer werden würde, die Playoffs zu schaffen. Nun fahren wir nach Nördlingen und Gotha. Wenn wir dort wieder unser höchstes Niveau erreichen, kann dort alles passieren.” Zwei Siege dort und die Uni-Riesen wären am Ende der Hauptrunde so gut wie sicher Tabellenführer. Polychroniadis will daran aber noch keinen Gedanken verschwenden. “Wir denken erstmal weiter von Spiel zu Spiel.” Die Playoffs sind schon jetzt geschafft. Mal sehen, wozu die sechs Streifen in Zukunft fähig sein werden.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar