Der 1. FC Lok Leipzig hat einen seiner besten Spieler der ersten Jahre verloren. Wie der Verein am Dienstag mitteilte, ist der ehemalige Linksaußen und Mittelfeldspieler Arno Zerbe am 19. Januar verstorben. Zerbe litt an einer schweren Krankheit und wurde gerade 70 Jahre alt.

Zerbes Fußball-Wiege stand bei Traktor Cröbern

Die Position, die Arno Zerbe in seinen ersten Fußballjahren mit Hingabe begleitete, gibt es im modernen Fußball nicht mehr. Es gibt keinen mehr, der so wie einst auch Arno Zerbe als Außenstürmer die Bahn hinaufstürmt, Tore und Vorlagen im Sinn hat und an die Defensivarbeit kaum einen Gedanken verschwenden muss. Zerbe tat genau das.

Dort, wo heute der Markkleeberger See die Wunden des Braunkohle-Abbaus übertüncht, erlernte Zerbe, 1941 geboren, das Fußballspielen bei Traktor Cröbern. In dem 1.800-Seelen-Dorf, das 1967 den Braunkohlebaggern anheim fiel, machte sich Zerbe schnell einen Namen, erweckte Aufsehen in der großen Stadt. Schon mit 16 wechselte der Linksaußen ins Leistungszentrum des SC Rotation, das in seiner neuen Heimat Probstheida angesiedelt war. Auch dort präsentierte sich Zerbe in guter Form, lernte viel dazu, überzeugte sogar die Trainer der Junioren-Nationalmannschaft, die ihn zu fünf Länderspielen einluden. Mit 18 trainierte Zerbe bei der Ersten mit, debütierte 1960 in der Männermannschaft des SC Rotation im Heimspiel gegen Fortschritt Weißenfels (4:2) und gerade ein halbes Jahr später auch in der DDR-Nationalelf. Der Einsatz in Marokko (2:0) blieb aber sein einziges Länderspiel. Die Konkurrenz mit Roland Ducke und auch Günther Wirth war auf seiner Position schlicht zu groß.

Der größte sportliche Erfolg: Messecupsieger 1966

Als 1963 “pfiffige” Sportfunktionäre erdachten, in Leutzsch die schwächeren und in Probstheida die stärkeren Fußballer der Stadt zu vereinigen, fuhr Zerbe weiter in den Südosten, wo er als gesetzter Mann zusammen mit Karl Drößler ein erfolgreiches Mittelfeldgespann bildete. “Arno war schnell und dribbelstark und vor allem mannschaftsdienlich”, erinnert sich sein Wegbegleiter und Freund Prof. Karl Drößler. In einer Mannschaft mit ihm, mit Henning Frenzel, Dieter Engelhardt oder Wolfram Löwe holte der drahtige Zerbe 1966 mit dem Gewinn des Messecups den ersten internationalen Erfolg einer DDR-Mannschaft. Doch er, der aus dem Mittelfeld weiterhin gern in die Spitze vorstieß, erlebte auch mit dem DDR-Oberligaabstieg 1969 die bis dahin bitterste Stunde der jungen Vereinsgeschichte. Als ein Jahr nach dem Abstieg der FCL wieder in der DDR-Oberliga anklopfte, war Zerbe mit dabei und hing noch ein Jahr in Probstheida dran.

Seine Karriere klang nach dreimonatiger Sperre, da manchem Funktionär sein Wechsel nicht passte, bei Chemie Böhlen aus, mit denen der dann 36-Jährige 1977 den erstmaligen Aufstieg in die DDR-Oberliga schaffte. Ein nationaler Titel blieb Zerbe nicht vergönnt, beide FDGB-Pokalfinals an denen er teilnahm, gingen verloren, 1964 mit 2:3 gegen Aufbau Magdeburg und 1970 2:4 gegen Vorwärts Berlin. Doch mit seinen 348 Oberligaspielen (44 Tore) für den 1. FC Lok und seine Vorgänger findet sich Zerbe unter den “spielfreudigsten” Probstheidaer Fußballern wieder und hat sich damit auch so in die Annalen des Vereins gespielt.

“Er war ein zuverlässiger Freund”

Wolfram Löwe zeigte sich fassungslos ob des Todes seines langjährigen Mannschaftskameraden, der sich noch vor vier Monaten bester Gesundheit erfreute. “Wir verlieren einen ehrlichen, guten, netten Mitspieler, den man gern in Erinnerung behält.” Dem konnte Prof. Karl Drößler nur zustimmen. “Wir waren über den Sport hinaus befreundet und ich habe den letzten Abschnitt seines Lebens mitverfolgt. Ich bedaure seinen Tod sehr. Er war ein zuverlässiger Freund.”

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