Beim 1. FC Lok haben sich wieder einmal Fans ins Gerede gebracht. Am Sonntag gründeten sie einen Förderverein zur Unterstützung des Leipziger Fußballs, insbesondere des 1. FC Lok. Tenor: Gemeinsam sind wir stark, können wir dem Verein helfen - vor allem dem Nachwuchs - und Projekte durch die Einwerbung von Geldern realisieren. Die Männermannschaft beendete ihre letzten beiden Vorbereitungsspiele mit 1:1.

Kaltes Wasser aus der Dusche, ungeheizte Kabinen, zugige Kabinenfenster, kaputte Bälle, kaputte Tornetze. Jeder noch so kleine Sportverein in Leipzig kennt diese Probleme, deren Lösung immer eine große Hürde haben: Geld. Beim 1. FC Lok haben sich am Sonntag 23 Fans gefunden, die ihren Verein bei diesem Thema unterstützen wollen: durch eigenes Geld in Form eines geringen Mitgliedsbeitrags und durch die Akquise von Sponsoren. Zusammen gründeten sie den Verein “NETZwerk-blau-gelb”, der nicht nur ihren Probstheidaer Verein unterstützen soll. “Prinzipiell unterstützen wir jeden Leipziger Fußballverein, der Hilfe braucht. Wir haben unsere Satzung nicht für umsonst so ausgelegt”, so Gunter Weißgeber, den die Gründungsgemeinde zum ersten Vorsitzenden wählte. Der ehemalige, langjährige Bundestagsabgeordnete war Ende Mai vergangenen Jahres nach Querelen als Chef des Aufsichtsrats des FCL zurückgetreten. Eine Rückkehr hatte der gelernte Bohringenieur nie ausgeschlossen. “Ich habe immer gesagt, dass ich in einer anderen Konstellation weiterhin helfen würde”, so Weißgerber, der mittlerweile Unternehmen berät und guten Kontakt zur Wirtschaft hält. “Mit unserem Verein wollen wir niemandem etwas wegnehmen, wir wollen den Fußballvereinen helfen, sie in bestimmten Fragen entlasten.”
Gemeinsam mit Historiker Philipp Bludosvky (2. Vorsitzender), Steuerfachmann Torsten Kleine (Schatzmeister) und Energieberater Ralf Noack (Beisitzer Akquise und Netzwerk) will Weißgerber nun dafür sorgen, dass es vor allem im Leipziger Nachwuchsfußball vorangeht, der in Zeiten gekürzter Fördermittel unter starken Sachzwängen leidet. Mit Noack weiß er einen Mann an seiner Seite, der schon viele Jahre auf Sponsorensuche gegangen ist. “Ich bin von dieser Netzwerkidee begeistert, von der jeder Verein profitieren kann. Wenn es unseren Vereinsmitgliedern gut geht, wird es auch ihrem jeweiligen Verein gut gehen und nebenbei kann man sich auch untereinander unterstützen”, so der diplomierte Sportlehrer. Segen erhielt die Führungscrew von höchster Stelle: Zum Ehrenvorsitzenden wurde das Leipziger Fußballidol Henning Frenzel gewählt, das spontan von der Idee angetan war. “Wenn es um den Nachwuchs geht, helfe ich gerne”, so Frenzel, der erst am 31. Dezember aus Altersgründen als Nachwuchstrainer aufgehört hat. Genauso wie Lok-Co-Trainer Eric Eiselt, der ebenfalls auch im Nachwuchs trainiert, kennt Frenzel die Nöte der Teams nur zu gut. Beispielsweise ist seit Jahren das Ballfangnetz in der Probstheidaer Halle kaputt, die zudem im Winter kalt ist. Wie auch in anderen Vereinen fehlt es Trainern und Spielern nicht selten an der entsprechenden Ausrüstung. Eine Idee des Vereins ist daher, über Sponsoren den Kauf von Ausrüstung zu ermöglichen, von dem gleich mehrere Fußballvereine profitieren könnten.
Neben rein sportlichen Fragen, will der Verein sich auch um die Bildung der Kinder kümmern, von denen die wenigsten Fußballprofi werden. Deshalb soll auch der Besuch von kulturellen Veranstaltungen oder Fahrten ermöglicht werden, durch Sommerfeste und andere Vereinsfeiern das Gemeinschaftsgefühl im sozialen Gefüge gestärkt werden. Auch Patenschaften für Fußballtalente aus sozialschwachen Familien sind im Gespräch. “Dieser Verein hat enorm viel Potenzial”, frohlockte Weißgerber, dessen Vorstandskollege Bludovsky aber auch an die Unterstützung der Fanarbeit denkt. “Es gibt viele Projekte im Fanbereich, die am Geld scheitern. Jetzt können wir sie alle bündeln und gezielt unterstützen”, so der 28-Jährige vor den 23 Anwesenden im Hotel Diani neben dem Bruno-Plache-Stadion, das die besseren Zeiten des FCL erlebt hat – als auch der Leipziger Fußballnachwuchs höchste Ansprüche erfüllt und vor allem unter guten Bedingungen ausgebildet wurde.
Derweil hat die 1. Männermannschaft des 1. FC Lok die letzten beiden Testspiele vor der Wiederaufnahme der Oberligasaison zwar nicht gewonnen, aber ordentlich bestritten. Gegen den Regionalligisten Germania Halberstadt gab es am Samstag auf Kunstrasen ein 1:1 (Lok-Tor Raik Hildebrandt) und am Sonntag im eigenen Stadion gegen den österreichischen Zweitligisten Blau-Weiß Linz auf Schnee das selbe Ergebnis (Lok-Tor: Andreas Streubel). Gegen Linz wirkte Kevin Kittler bereits in der Viererkette mit. “Es gibt aber weiter nichts Offizielles”, wiegelte Cheftrainer Willi Kronhardt weiterhin bei näheren Fragen ab. Kronhardt gab bis auf Thorsten Görke und Benedikt Seipel (Grippe), Albrecht Brumme (Studium) und Marcus Saalbach allen Spielern eine Einsatzchance. “Ich bin mit beiden Tests nicht unzufrieden, die Jungs haben in den vier Wochen sehr hart gearbeitet”, so der Neu-Trainer, der auch zahlreichen Talenten aus dem Nachwuchs eine Chance gab. “Das werden wir auch in Zukunft so machen”, kündigte der ehemalige Cottbuser an. Eine Stammelf habe er nicht im Kopf, ließ allerdings durchblicken: “Prinzipiell habe ich immer Ideen und oft auch Ideen, die kein anderer hat.” Die letzte Trainingswoche vor dem ersten Punktspiel seit zwei Monaten, am Samstag, 13:30 Uhr in Chemnitz, wird Entscheidungen mit sich bringen.
Germania Halberstadt vs. 1.FC Lok 1:1 (1:0)
Christopher Gäng – Tino Schulze, Rico Engler, Markus Krug, Martin Schuster – Thomas Hildebrandt, Raik Hildebrandt, Sebastian Seifert, Felix Bachmann – Djibril N’Diaye, Benjamin Fraunholz
Torfolge: 1:0 Beck (34.), 1:1 Hildebrandt (63.)
Stadion der Eisenbahner, Aschersleben – 100 Zuschauer

1.FC Lok vs. Blau-Weiß Linz 1:1 (0:0)
Christopher Gäng (67./ Lukas Wurster) – Jens Werner, André Irrgang, Kevin Kittler, Ronny Mende – Andreas Streubel, Marcus Brodkorb, Filip Racko, Ivan Ristovski – Christoph Schulz, Robert Dischereit (31. Christoph Schmidt/62. Nico Schönitz)
Torfolge: 1:0 Streubel (74.), 1:1 Hartl (75.)
Bruno-Plache-Stadion, Leipzig – 350 Zuschauer

Infos zum Förderverein:
www.netzwerk-blau-gelb.de

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