Ein wenig Wasser auf Jamal Engels Mühlen. Das Leipziger Stadtteilmagazin "3Viertel" berichtet in seiner Mai-Ausgabe über die SG Leipzig Leutzsch. Frei von Kritik oder ernsthafter Saisonreflexion entsteht das Bild eines alteingesessenen Heimatvereins auf einem guten Weg. Doch der Schein trügt.

Die SG Leipzig Leutzsch gründete sich erst 2011. Tradition und Logos des grün-weißen Leutzscher Fußballs liegen somit wohl eher in den Händen der konkurrierenden BSG Chemie. “Gegenwärtig gehören etwa 60 Prozent der 1. Männermannschaft zu dem Nachwuchs, der im Verein groß geworden ist”, darf sich Vorstandssprecher Jamal Engel bei “3Viertel” freuen. Was in der Tat für eine herausragende Talentförderung spräche. Immerhin existiert der Verein erst seit einem Jahr.

Die Realität sieht anders aus. Die Mannschaft besteht mitnichten aus lauter halbwüchsigen Talenten, die schon bei den Männern mithalten können. Über die Hälfte des Teams zählte zum Inventar der U23 des FC Sachsen. Ihre Übernahme in die neu formierte Truppe war Auflage des Verbands, um deren Landesliga-Startrecht zugesprochen zu bekommen. Wie L-IZ.de aus Vereinskreisen erfuhr, sollen sich jedoch die Leistungsträger aus diesem illustren Kreis bereits nach neuen Clubs umsehen. Auch innerhalb der Landesliga. Im Nachwuchs sieht es zudem sportlich alles andere als rosig aus. Die A-Junioren bangen um den Klassenerhalt. Die B-Junioren steht schon zwei Spieltage vor Saisonende als Absteiger in die Bezirksliga fest. Der C-Jugend verlor gar 20 von 21 Partien.

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Glaubt man “3Viertel”, sei die langfristige multifunktionale Gestaltung des Alfred-Kunze-Sportparks ein Ansinnen der Verantwortlichen. Mit der Stadtverwaltung hatten sie sich abgestimmt, ein Investitionskonzept zu erstellen. Darin wollten sie finanzierbare Schritte zur Instandhaltung der maroden Sportanlagen aufzeigen. Das war zu Saisonbeginn. Anfang Januar teilte Sportamtschefin Kerstin Kirmes mit, dass die SG Leutzsch angekündigt habe, das Papier bis Ende März vorzulegen. Das ist bisher nicht passiert. “Mir liegt kein Investitionskonzept der SG Leutzsch zum Alfred-Kunze-Sportpark vor”, sagte sie nun am Freitag, 11. Mai 2012. “In einem telefonischen Kontakt Mitte April wurde mir von Herrn Engel angedeutet, dass es dazu Überlegungen gebe. In welcher Form, entzieht sich meiner Kenntnis.”

“Ausschlaggebend für die Realisierung der Vorhaben ist eine solide finanzielle Sicherung des Vereins”, heißt es unkommentiert bei “3Viertel”. An dieser Stelle wird die Intention des Beitrags deutlich. “Aus diesem Grund bemühen sich die Mitglieder verstärkt, ansässige klein- und mittelständische Unternehmen auf ihre Aktivitäten im Bereich Kinder- und Jugendförderung aufmerksam zu machen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.”

Wie sorglos die Verantwortlichen in der Vergangenheit mitunter mit Sponsorengeldern hantierten, veröffentlichte L-IZ.de bereits im Januar dieses Jahres. Laut dem internen Protokoll eines Arbeitstreffens, soll Präsident Jens Barthelmes offenbar Gelder nicht rechtzeitig weitergeleitet haben. Engel kündigte an, das Gegenteil beweisen zu wollen. Dazu kam es nicht. Bis heute hüllen sich die Beteiligten in Schweigen.

Irritierend zudem der unreflektierte Umgang mit rechten Anhängern. Zur Saisoneröffnung baumelte die Zaunfahne der rechten “Metastasen” am Balkon der Geschäftsstelle. Ausgerechnet Engel gab dem bekannten Kameradschaftsaktivisten Thomas G. im Herbst ein Interview für dessen Fanblog. Rund einen Monat später wurde der Mitbegründer des “Freien Netz Mitteldeutschland” in der überregionalen Presse mit dem Umfeld der Zwickauer Terrorzelle in Verbindung gebracht.

Am 1. Juni müssen sich die Verantwortlichen den Mitgliedern stellen. Zur Mitgliederversammlung lädt der Club in eine Markkleeberger Gaststätte. Die Presse muss draußen bleiben. Das war zumindest zu Sachsen-Zeiten kein gutes Omen. Jamal Engel war am Freitag-Nachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Mehr Informationen:
SGLL-Artikel in 3Viertel (http://www.3viertel.de/BewegenundLeben-alteingesessener_heimatverein-232.htm)

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