Böse Überraschung für die BSG Chemie am Montag, 15. Oktober. "Als ich heute vormittag gegen 11 Uhr den Computer einschalten wollte, war der Strom weg", schildert Aufsichtsrat Henry Aulich. Die Ursache war heute rasch gefunden. Eine nicht bezahlte Stromrechnung.

Dass die SG Leutzsch, die den Alfred-Kunze-Sportpark (AKS) bewirtschaftet, in finanziellen Nöten stecken soll, ist nichts Neues. Dass die Verantwortlichen keine Gelegenheit auslassen, sich mit Untermieterin BSG Chemie zu zanken, auch. Was sich in den letzten Monaten über dem Leutzscher Holz zusammengebraut hat, riecht allerdings nach mehr, als einem Familienstreit.

Bereits Ende 2011 stand die Sportgemeinschaft bei den Leipziger Stadtwerken mit rund 10.500 Euro in der Kreide. Dies belegt eine Rechnung, die L-IZ.de vorliegt. Immerhin: Heute soll der Schuldenstand nur noch rund 4.000 Euro betragen haben. Bereits im August 2012 hatten die Leutzscher mit dem kommunalen Stromversorger eine Ratenzahlung vereinbart, um die Außenstände zu tilgen. Sie versprachen, monatlich etwa 1.000 Euro zu berappen. Doch statt Knete gab’s anscheinend öfter gute Ausreden. Heute machten die Stadtwerke ernst und drehten in Leutzsch den Saft ab.

Eine Konsequenz: Die 1. Mannschaft der BSG Chemie musste ihr Training kurzfristig auf das Gelände von TuS Leutzsch verlegen. Eine Andere: Die SG Leutzsch beglich die Rechnung. Mit wessen Geld, bleibt vorerst im Dunkeln. Mutmaßungen, das Sportamt könnte dem kranken Patienten eine Finanzspritze verpasst haben, bestätigten sich nicht. Vorerst.
Jamal Engel kommentierte den Vorgang am Nachmittag gegenüber L-IZ: “Wenn also die von ihnen gewünschten Liquiditätsprobleme der SGLL so gravierend wären, wie sie sie ja gerne herbei schreiben möchten, sollten sie sich eher fragen, warum der Strom im AKS funktioniert?” Das Sportamt hielt sich auffällig bedeckt. “Hintergründe der Stromabschaltung – Sie als Journalist vermuten beispielsweise Schulden der SG Leipzig Leutzsch bei den Leipziger Stadtwerken – sind dem Amt für Sport von den beiden Vertragspartnern (SG Leipzig Leutzsch e.V. und SWL) nicht bekannt gegeben worden”, teilte Amtsleiterin Kerstin Kirmes auf Nachfrage mit. “Ich gehe davon aus, dass der Hauptnutzer den Sachverhalt unverzüglich klärt und vertragsgemäß gegenüber seinem Unternutzer handelt.”

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Apropos Vertrag: Die BSG Chemie wartet immer noch auf Belege von der SG Leutzsch. Es geht um Unstimmigkeiten mit der Betriebskostenabrechnung (L-IZ.de berichtete). Beide Parteien kommunizieren diesbezüglich nur noch über ihre Anwälte. Das es in den Finanzen der SG Leutzsch drunter und drüber zu gehen scheint, unterstreicht ein Vorfall, der sich am 3. Oktober ereignet hat. Die B-Jugend verlor im Landespokal gegen Bad Lausick/Neukirchen. Die Überraschung für die Schiedsrichter der Partie folgte in der Kabine: Die Referees verlangten die übliche Aufwandsentschädigung. Insgesamt 50 Euro zuzüglich Fahrtgeld.

Doch die Gastgeber zahlten nicht. Offenbar kann sich der Verein die Unparteiischen nicht mehr leisten. “Richtig ist, dass das Schiedsrichter-Team keine Entschädigung erhalten hat”, bestätigt Harald Sather, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses beim Sächsischen Fußballverband gegenüber L-IZ. Jamal Engel spricht in dem Zusammenhang vom “Versäumnis eines Nachwuchstrainers.” Dieser hat offenbar personelle Probleme. Das letzte Punktspiel der U17 fand gar nicht erst statt. Grund: Die Leutzscher konnten nur sechs Kicker aufbieten. Sieben wären nötig gewesen, um die Partie anzupfeifen.

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