Erst mangelnde Kommunikation und dann plötzliche Gehaltskürzungen: Als Spieler des 1. FC Lok Leipzig erlebte man in den vergangenen Monaten so einiges. Innenverteidiger und Mannschaftsrat Markus Krug spricht im L-IZ-Interview über die Situation in der Mannschaft, den Jetzt-Erst-Recht-Gedanken des Teams und das Engagement der Fans.

Herr Krug, danke für Ihre Bereitschaft sich in diesen schweren Stunden zur Situation zu äußern. Das Präsidium des Vereins hat am Montag der Mannschaft mitgeteilt, dass sie die kommenden drei Monate auf die Hälfte ihres Gehalts verzichten soll. Wie fielen die Reaktionen aus?
Die Mitteilung war natürlich ernüchternd für alle Beteiligten. Aber wir müssen als Mannschaft vor allem eine einheitliche Lösung finden und zusammen halten beziehungsweise einen Kompromiss finden, mit dem alle Beteiligten halbwegs leben können. Es geht jetzt im Moment nicht um Einzelschicksale, sondern um das große Ganze Lok Leipzig.

Sie gelten als 110 Prozent blau-gelb. Wie gehen Sie mit der aktuellen Situation um?
Dadurch, dass ich nun wirklich sehr an dem Verein hänge, muss ich zugeben, dass ich in den letzten Tagen und Wochen doch merklich angespannt bin, sowohl im Privat- als auch im Arbeitsleben. Man macht sich den ganzen Tag seine Gedanken, wie man selber helfen kann und wie es weiter geht. Das Training sorgt aber für Ablenkung und es ist schön, mit der Mannschaft zusammen zu sein, da diese ja das Gleiche durchmacht.
Denken Sie, dass es unter diesen widrigen Bedingungen überhaupt möglich ist, mindestens 100 Prozent Leistung zu bringen?
Natürlich ist es für uns schwierig, einen kühlen Kopf zu bewahren, da wir als Mannschaft eigentlich für die sportlichen Belange zuständig sind und in der Verantwortung stecken. Leider muss man – beziehungsweise macht sich – nun automatisch Gedanken über Sachen, die uns eigentlich nichts angehen. Zumal es für uns als Mannschaft schon genügend zu tun gibt in Bezug auf unseren Arbeitsalltag vorm Training, dann das tägliche Training sowie den harten Kampf um den Klassenerhalt. Also ich für meine Person kann nur sagen, dass ich nicht vorhabe, auch nur ein Prozent an Trainings- oder Wettkampfleistung nachzulassen. Ich denke, das trifft auch für den Rest der Mannschaft zu. Wenn wir als Mannschaft zusammenhalten und aus dieser schwierigen Situation gut rauskommen, denke ich, dass uns die ganze Sache nur enger zusammenschweißt. Mit einem Jetzt-Erst-Recht-Gedanken sowohl bei den Fans als auch bei der Mannschaft denke ich, dass wir für positive Nachrichten sorgen können und werden. Im Training wird die ganze Situation ausgeblendet und sich nur auf das Sportliche konzentriert und weiter hart an unserem Ziel Klassenerhalt gearbeitet.

Seit Bekanntwerden der finanziellen Probleme haben Fans verschiedenste Hilfsaktionen angekurbelt. Was sagen Sie zu diesem Engagement?
Das ist wirklich sensationell. Wenn man liest und hört, was für Aktionen seitens der Fans ins Leben gerufen wurden, dann ist das schon bemerkenswert. Man kann einfach sehen, wie viel Herzblut an diesem Verein hängt. Viele Fans spenden und bieten in dieser schwierigen Situation Ideen und ihre Hilfe an – selbst die Saalefront Ultras aus Halle spenden. Den Fans kann man nur danken und wir Spieler sind dadurch natürlich in der Pflicht, ebenfalls unser Möglichstes für den Verein und die Fans zu tun – den Klassenerhalt in der Regionalliga.

Haben Sie eine Zukunftsvision für ihren Verein? Wie sieht sie aus oder was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich blicke positiv in die Zukunft und verschwende keinen Gedanken an “Was wäre wenn?”. Wir werden das gemeinsam schaffen, auch wenn noch viel Arbeit vor uns liegt bezüglich Finanzen, Strukturen und dergleichen. Ich wünsche mir, dass der Verein nicht mehr in eine solche schwierige Lage kommt und dies ein Warnschuss dahingehend ist, dass man einfach professionellere Strukturen im Verein braucht und nachhaltigere Lösungen findet und umsetzt und vor allem besser miteinander kommuniziert. Ich habe weiterhin die Hoffnung beziehungsweise den Wunsch, dass diese schwierige Situation der Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans ist, aus er wir alle stärker als zuvor hervor gehen werden.

Info: Am heutigen Donnerstag um 20:15 Uhr sind alle Fans in die Sporthalle Brüderstraße eingeladen, wo die bisher vorhandenen Unterstützungsideen gesammelt und koordiniert werden sollen.

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