Da sind sie, die personellen Alternativen für den 1. FC Lok: Fünf Mitglieder, vier davon aus dem Finanzbereich, haben das aktuelle Rumpfpräsidium per offenem Brief zum Rücktritt aufgefordert. Ihr Ziel: Abwendung der Insolvenz, Planung der neuen Saison, Erhalt der Regionalliga und die Rückkehr zur ehrlichen Kaufmannschaft. Ihre Forderung: Das aktuelle Präsidium tritt zurück und sendet damit das Signal zum Aufbruch.

Es war lange Zeit die Ausrede von Lok-Präsident Michael Notzon: Es gibt keine personellen Alternativen, es macht ja keiner, also bleibe ich Präsident. Wenn jemand kommt, trete ich ab. Nun sind frische, qualifizierte Kräfte da, macht Notzon nun seine Ankündigung wahr?

René Gruschka hatte bereits gestern seine Mitarbeit angeboten, dies taten am Sonntag auch Martin Mieth, Stephan Guth, Heiko Spauke und Jens Kesseler. In einem offenen Brief forderten diese fünf Fans das aktuelle Rumpfpräsidium zum Rücktritt auf. “Die immensen Probleme des 1. FC Lok im wirtschaftlichen Bereich machen aktuell ein schnelles und zielgerichtetes Handeln notwendig, das von einer breiten Mehrheit der Mitglieder unterstützt und getragen wird. Die letzten Wochen haben jedoch gezeigt, dass das jetzige Präsidium des Vereins mit der Lösung dieser Probleme überfordert ist und es nicht mehr den dafür notwendigen Rückhalt genießt.” Ende Februar hatten die Mitglieder genügend Unterschriften gesammelt, um eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, seit wenigen Tagen schicken immer mehr Fans Anträge auf Amtsenthebung der Präsidiumsmitglieder an den Ausschuss für Vereinsstreitigkeiten des 1. FC Lok. Ist das Präsidium einmal zurückgetreten, müsste der Aufsichtsrat des Vereins diese Fünf satzungsgemäß in das Präsidium kooptieren.

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Oberstes Ziel der möglicherweise glorreichen Fünf ist die “Abwendung einer Insolvenz und damit die wirtschaftliche Konsolidierung des 1. FC Lok.” Gleichzeitig soll die aktuelle Saison geplant werden und durch aktives Gläubigermanagement der Schuldenberg reduziert werden. Zur Erinnerung: Logo-Inhaber Manfred Jansen, Ex-Trainer Mike Sadlo und auch Geländevermieter Friedbert Striewe, alle drei Gläubiger des Vereins in fünfstelliger Höhe, hatten bereits Gesprächsbereitschaft mit neuem Personal signalisiert. Allerdings räumen die neuen Hoffnungsträger auch ein, dass das Unterfangen schief gehen kann, denn noch wissen auch sie nicht genau, welche Verbindlichkeiten im Detail noch auflaufen werden.

“Wir versichern aber, dass wir alles in unseren Möglichkeiten stehende unternehmen werden, um mit harter Arbeit und der Hilfe aller Menschen, denen am Wohl unseres Vereins gelegen ist, für eine positive Lösung dieser Aufgaben zu sorgen.” Letzteres wurde in den letzten Wochen immer wieder beim aktuellen Präsidium bezweifelt, welches seit Januar ohne Plan und ohne vorzeigbare Ergebnisse gehandelt hat. Jens Kesseler war bereits bis Juni kooptiertes Präsidiumsmitglied und Schatzmeister, ließ sich aus Protest gegen die nicht vorhandenen Strukturen im Finanzbereich allerdings nicht in das Gremium wählen. Wie Kesseler, studierter Steuerberater und freiberuflicher Dozent, stammen auch Guth (Diplom-Betriebswirt und studierter Sportmanager), Spauke (Investmentberater und Immobilienmakler) und Mieth (Masterstudent der Betriebswirtschaftslehre) aus dem Finanzsektor.

Mieth hat bereits Erfahrungen im operativen Geschäft bei Dynamo Dresden gesammelt, Guth und Gruschka koordinieren seit Ende Januar die Hilfsaktionen der Fans und initiierten die Trikotaktion, die bisher über 80.000 Euro gebracht hat. Durch ihre Arbeit knüpften die beiden auch Kontakte zu ehemaligen Spielern wie Olaf Marschall oder Jürgen Rische.Aufsichtsratschef Olaf Winkler sieht das Angebot des Schattenpräsidiums positiv. “Ich freue mich, dass Mitglieder bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Wenn gewünscht, wird der Aufsichtsrat natürlich im Interesse des Vereins aktiv werden. Oberste Priorität sollte dabei haben, dass der Verein in dieser schwierigen Lage keinen weiteren Schaden nimmt und gestärkt aus dieser Phase hervorgeht.”

Falls die Fünf durch den Aufsichtsrat in Amt und Würden kommen, würden sie bis zur nächsten Präsidiumswahl auf der kommenden ordentlichen Mitgliederversammlung ihre Arbeit verrichten. Danach sollen die Fans entscheiden, wie es weitergeht. Eins ist aber klar: Kommt der Führungswechsel nicht, gibt es wohl bald sowieso nichts mehr zu entscheiden.
Der Offene Brief zum Nachlesen als PDF zum download.

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