Auch im zweiten Spiel des neuen Jahres sind die Lok-Frauen von der Glücksfee weitestgehend ignoriert worden. Nachdem die Leipzigerinnen vergangene Woche knapp verloren hatten, war jetzt beim Vorletzten in Kiel nur ein mageres Pünktchen drin. Sogar per Elfmeter wollte der Ball nicht den Weg in die gegnerischen Maschen finden. Eine dicke Schicht Neuschnee hätte die Nachholpartie um ein Haar gar nicht stattfinden lassen - wenn Lok nicht beherzt zum Schneeschieber gegriffen hätte...

Manchmal sind die Geschichten um das Spiel herum weitaus interessanter als das Spielgeschehen an sich. So hatten auch Hendrik Rudolph und seine Lok-Frauen ein “durchweg erlebnisreiches Wochenende” verlebt. Bereits am Samstag hatte sich die Mannschaft auf die 500 Kilometer lange Anreise nach Kiel begeben. Weit ist sie allerdings zunächst nicht gekommen. Denn die Leipziger Stadttore waren kaum passiert, als der Bus schlapp machte. Schnell war klar: Die große Reise ist mit dem Boliden nicht mehr möglich. Also Umkehr und Umstieg in die Privatautos.

Der nächste Schreck ereilte die Leipzigerinnen am Sonntagmorgen. Für 11:00 Uhr war das Spiel angesetzt, doch über Nacht hatten sich auf dem Kunstgrün rund 20 Zentimeter Neuschnee niedergelassen. Irreguläre Verhältnisse, befand Schiedsrichterin Sina Diekmann und wollte die Partie absagen. Doch der Leipziger Tross wollte unbedingt spielen, konnte sich eine Leerfahrt in den hohen Norden auch aus finanzieller Sicht schwerlich leisten. Die Verhandlungen begannen.

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Holstein Kiel war schnell überzeugt. Mit Marlene Ebermann (Knie), Lysann Schneider (Fuß), Erika Szuh, Gabriella Toth und Anna Green (alle Nationalteam) fehlten Lok fünf Stammkräfte. Auf so schwachem Fuß würde der Tabellen-Vorletzte den Favoriten aus Leipzig wohl nicht mehr begegnen können. Nur Schiri Diekmann senkte noch den Daumen. Lange Anreise schied als Argument aus, finanzieller Verlust auch. Selbst das Versprechen, im Spiel auf jegliche Anfechtung von Schiedsrichterentscheidungen zu verzichten trug noch nicht die erhofften Früchte. “Unter welchen Bedingungen wäre das Spiel denn möglich?”, wollte die Leipziger Delegation vom Referee wissen. Diekmann zog den Telefon-Joker, holte sich eine Rückversicherung beim DFB ein und gab den Deal bekannt: Gespielt wird, wenn beide Strafräume und alle Linien vom Schnee befreit sind.

Mit Schneeschiebern und umgedrehten Fußballtoren bewaffnet, kratzte nun die gesamte Leipziger Abordnung – unterstützt von den Kieler Funktionären – das lästige Weiß von Strafräumen und Linien. Die Mannschaft der Gastgeber verzichtete auf ein Mitmachen, nutzte die Zeit für eine gezielte Spielvorbereitung. Nach einer Stunde war der Platz schließlich bereit für Fußball.

Es entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Lok war drückend überlegen und hatte bereits nach 18 Minuten die große Chance zur verdienten Führung. Angelina Lübcke war im Kieler Strafraum zu Boden geschickt worden – Elfmeter. Selbstbewusst nahm sie es daraufhin sowohl mit Keeperin Bendt als auch mit einer alten Fußball-Weisheit auf und trat selbst als Schützin an. Bendt und die Weisheit triumphierten – es blieb beim 0:0. Kiel verlegte sich auf Ergebnissicherung, machte den Laden hinten dicht. So dicht, dass man deren Überschreiten der Mittellinie in der zweiten Halbzeit an einer Hand abzählen konnte.

Doch Lok konnte seine Überlegenheit nicht in Tore ummünzen. Auch beste Chancen von Reichenbach, Nauesse und Lübcke verliefen im Sande (der an diesem Tag Schnee war). “Es soll einfach nicht sein!”, wusste Lok-Coach Rudolph auch keine wirkliche Erklärung für den suboptimalen Rückrundenauftakt. “Spielerisch sind wir top drauf, die Abwehr ist wirklich super, konditionell sind wir in einer super Verfassung – aber es zählen die Tore”. Schon für die kommende Partie in Hohen Neuendorf verspricht der Trainer “geilen und erfolgreichen Fußball” – und den Beginn einer Serie. Sogar auf das Ergebnis des darauf folgenden Heimspiels gegen den SV Meppen legte sich Rudolph bereits fest. Mit 4:1 würde Lok nach seiner Rechnung den Spitzenreiter vom Platz fegen. Für alle Fälle sollten die Leipziger an diesem Tag aber trotzdem mal ein paar Schneeschieber im Schuppen stehen haben…
Holstein Kiel vs. 1.FC Lok Leipzig 0:0 (0:0)
(Nachholer vom 12. Spieltag)

Holstein Kiel: Bendt – Brauer, Ibrahimi (67. Fuhrmann), Kibbel, Begunk, Walczak, Bahr, Hofmann, Krohn, Grube, Lycke. Trainer: Christian Fischer.
1.FC Lok Leipzig: Schumann – Heller, Janitzki, Görner, Pfretzschner, Marie-Luise Herrmann, Wagner, Lübcke, Gäbler (77. Menzel), Reichenbach, Nauesse. Trainer: Hendrik Rudolph.

Schiedsrichterin:
Sina Diekmann (Bremen), Gelbe Karten: keine, Zuschauer: 21 in der Arena Projensdorf, Kiel.
1.) SV Meppen (12 Spiele/ 31 Punkte/ +15 Tore)
2.) BV Cloppenburg (12/ 27/ +23)
3.) Herforder SV (12/ 26/ +26)
4.) Werder Bremen (12/ 20/ +6)
5.) 1.FC Lok Leipzig (13/ 19/ +2)
6.) Magdeburger FFC (12/ 18/ -2)
7.) Turbine Potsdam II (11/ 17/ +5)
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Das nächste Spiel:
SV BW Hohen Neuendorf vs. 1.FC Lok Leipzig
Sonntag, 17. März um 14:00 Uhr

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