Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der SG Leipzig Leutzsch (SGLL) spitzen sich weiter zu. Nachdem vergangene Woche bekannt wurde, dass der Vorstand mit einem städtischen Sonderpachtzuschuss für einen Wildzaun eben jenen bislang nicht bezahlte, möchte sich das Sportamt nicht länger an den Betriebskosten des Alfred-Kunze-Sportparks beteiligen. Dies teilte Amtschefin Kerstin Kirmes am Dienstag dem Sportausschuss mit.

Die Kommune hatte dem Verein im Oktober rund 21.000 Euro zum Bau eines neuen Wildzauns bewilligt. Wildschweine hatten zuvor auf dem weitläufigen Gelände ihr Unwesen getrieben. Der SGLL-Vorstand brauchte den Zuschuss und freute sich über den Geldregen – und dachte nicht daran, einen Zaun zu bauen. Erst auf Druck der Behörde gab Schatzmeister Jamal Engel die Umzäunung, Marke “Tornado”, in Auftrag.

Allerdings wollten die Grün-Weißen den Zaun offenbar nicht bezahlen. Oder zumindest erst nach Ausreizen aller Zahlungsfristen. Dabei machten sie die Rechnung ohne den Wirt. Straßenbaumeister Jörg Sube zog seine Männer von der Baustelle ab, nachdem die Leutzscher trotz mehrfacher Aufforderung eine erste Rechnung über 13.500 Euro nicht anwiesen. Ergebnis: In Leutzsch steht ein halbfertiger Zaun und das Sportamt muss sich erneut mit dem Leutzscher Verein befassen.

Spätestens seit L-IZ.de vergangenen Mittwoch über den Vorgang berichtete, beschäftigt sich das Sportamt mit dem Fall. Kerstin Kirmes verlangte Auskunft, was der Verein mit dem Geld angestellt habe. Der SGLL-Vorstand hatte eine überraschende Antwort parat: “Der Verein hat die bislang geflossenen zusätzlichen zweckgebundenen Mittel vor allem eingesetzt, um wenigstens eines der vom Wildschweinschaden betroffenen Spielfelder wieder flott zu machen”, so Kirmes.

Die Amtschefin greift jetzt zu drastischen Mitteln, um für eine korrekte Nutzung der städtischen Gelder zu sorgen. “Da der Verein zweckgebunden seinen Antrag formuliert und das Amt zweckgebundene Mittel ausgereicht hat, erwartet das Fachamt auch einen zweckgebundenen Abschluss”, so Kirmes. “Dies ist dem Verein deutlich kommuniziert worden. Eine Abschlussrate behält das Amt bis dahin ein.”

Am Freitag sollen die SGLL-Vereinsmtglieder darüber hinaus über eine Sonderumlage abstimmen. Denn mehr denn je benötigt der Verein nun Geld. Die Umlage wird derzeit wie folgt begründet: Mit dem Geld, die Rede ist von 100 Euro pro Mitglied, sollen die Kosten für die Umbennung des Clubs in “SG Sachsen Leipzig” finanziert werden. Offenbar erhoffen sich die Verantwortlichen von dem neuen Namen bessere Vermarktungschancen.

Dass die Umlage, so sie beschlossen wird, die Leutzscher retten kann, ist zumindest ungewiss. Hundert Euro sind eine Menge Geld, nicht jedes Vereinsmitglied wird sich diese mal eben leisten können. Dass die Jugendlichen, die den Leutzschern noch als Spieler die Treue halten, alle über den Sommer bleiben werden, so sie die Mitgliedschaft 50 oder 100 Euro extra kostet, scheint zumindest fraglich. Dabei bräuchte der Club dringend Nachwuchskicker aus allen Jahrgängen.

Nüchtern betrachtet, wäre die Umlage ein Tropfen auf den heißen Stein. Mit dem Geld könnte der Zaun zumindest angezahlt werden. Weitere Fragen blieben jedoch offen.

Nebenbei bahnt sich ein Rechtsstreit mit Untermieterin BSG Chemie an. Es geht um Unklarheiten bei der Nebenkostenabrechnung. Die Erfolgsaussichten stehen mehr schlecht als recht, die Kosten für Anwalt und Gericht sind – für SGLL-Verhältnisse – nicht zu unterschätzen. Eigentlich müsste der Vorstand den Dialog suchen. Doch stattdessen ist man im Leutzscher Holz längst anwaltlich gewappnet und eine gütliche Einigung in weite Ferne gerückt.

Schon deshalb benötigt der Verein dringend die anteiligen Betriebskostenerstattungen der Stadt, welche vierteljährlich in einer Höhe von 13.000 Euro durch das Sportamt überwiesen wird. Die nächste Geldspritze wäre am 30. Juni fällig. Vorausgesetzt, die SG Leipzig-Leutzsch bezahlt bis dahin den neuen Wildzaun.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar