Den Mitgliedern des FCL steht eine lange Nacht bevor: Die Tagesordnung zur Mitgliederversammlung am Freitagabend in der Alten Wollkämmerei ist lang, die Themen brisant. Das neue Präsidium will detailliert über den finanziellen Scherbenhaufen seiner Vorgänger sprechen und braucht die Unterstützung der Mitglieder.

Dem Aufsichtsrat des 1. FC Lok liegt ein vom Präsidium erarbeiteter Etatentwurf für die kommende Saison vor. Die Folgen des letzten Etats, der dem Aufsichtsrat nicht zur Bestätigung vorgelegt wurde, werden am Freitagabend, ab 18 Uhr, in der Alten Wollkämmerei in aller Breite dargelegt. Dann wird das Geschäftsjahr 2012 unter die Lupe genommen. Zu erwarten sind scharfe Worte und bedrückende Zahlen. Seit Ende März kämpft ein neues Präsidium um Heiko Spauke für die Konsolidierung des Vereins.

“Vor ihrem Engagement kann man nur den Hut ziehen”, so Olaf Winkler, der aber auch weiß, dass dieses Engagement zwar wichtig ist, aber den Verein nicht von allein über den Berg bringt. “Vor allem die bereits begonnene einnahmenschwache Zeit ist sehr kritisch für uns”, so Winkler. Gremiumsmitglieder haben bereits mit zinslosen Kleindarlehen die Sommer-Kasse etwas aufgefüllt. Der große Wurf war das nicht, er soll mit einer Mitgliederumlage gelingen.

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Wie L-IZ.de berichtete, sollen die Mitglieder eine satzungsgemäße Umlage in Höhe von 100 Euro beziehungsweise 50 Euro (Rentner, Studenten, Arbeitslose und Hartz-IV-Empfänger) beschließen. “Das machen wir höchst ungern, denn unsere Mitglieder und Fans haben uns die letzten Monate mit allem unterstützt, was sie haben, aber diese Umlage ist aufgrund des Erbes notwendig. Eine andere Möglichkeit gibt es derzeit nicht”, erklärt Winkler. Auch, weil sich das neue Präsidium zwar in Gesprächen mit zahlreichen Unternehmen befindet, viele allerdings die Entwicklung erstmal abwarten wollen. Wer will schon sein Geld in ein Schiff stecken, das finanziell derzeit durch gefährliche Wasser treibt und dessen Besatzung wie wild das Wasser aus dem Boot schöpft ohne zu wissen, ob es reichen wird.

Das Geld der Mitglieder soll den Verein wieder auf die Füße stellen, könnte bei circa 1.400 passiven Mitgliedern – nur die sollen zahlen – runde 100.000 Euro in die Kasse spülen.

Außerdem will man versuchen, den alten Vorstand für seine Misswirtschaft rechtlich zu belangen und so eine deutlich fünfstellige Summe rausschlagen. Eine Nichtentlastung des alten Präsidiums würde Lok in den Verhandlungen Rückenwind geben. “Im vergangenen Geschäftsjahr wurde die Buchführung vernachlässigt, entsprechend negativ ist das Ergebnis. Ein Finanzcontrolling, was die Größe des Vereins erfordert, gab es ab Juni 2012 nicht”, so Winkler, der trotzdem optimistisch bleibt. “Das ist kein Zweckoptimismus. Es ist ein langer Weg, aber wir haben bei einer realistischen Planung gute Chancen zu überleben – wenn wir diese einnahmenschwache Zeit überstehen.” Ansätze der neuen Philosophie seien auch schon zu sehen. “Das Ehrenamt kehrt langsam zurück. Die Öffentlichkeitsarbeit wird gerade verbessert, zudem haben wir einen Wirtschaftsbeirat und einen Sportbeirat, die uns zur Seite stehen.”

Info: Der Vertrag mit Torhüter Christopher Gäng wurde am Donnerstag aufgelöst. Lok vermeldete bereits zu Wochenbeginn mit Sebastian Dräger, Marcel Trojandt (beide HFC II) und Gerald Muwanga (Hertha II) drei weitere Neuzugänge.

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