Wenn am 24. September 2014 RB Leipzig zu Hause gegen den Karlsruher SC antritt, möchte zumindest ein Teil der Karlsruher Fanszene in die Messestadt reisen. Allerdings nicht, um sich das Spiel im Zentralstadion anzuschauen. Die Fanorganisation "Supporters Karlsruhe 1986" plant eine Großdemonstration mit bis zu 2.000 Teilnehmern. Anschließend möchten sich die KSC-Anhänger das Zweitliga-Spiel offenbar in Innenstadt-Kneipen anzuschauen. Doch der Plan erweist sich vom Start weg als holprige Angelegenheit.

Anscheinend sind die Karlsruher Fans dem Irrglauben aufgesessen, in Leipzig durchweg mit offenen Armen empfangen zu werden. Die “Vodkaria” aus der Gottschedstraße veröffentlichte am Donnerstag, 14. August eine Reservierungsanfrage der KSC-Supporter. In dieser soll es heißen: “Da wir dem Marketingintrument RB Leipzig keine Plattform bieten und mit unserem Eintrittsgeld unterstützen wollen, wird der Großteil der Demo-Teilnehmer nach der Demo die Sky-Kneipen rund um die Innenstadt aufsuchen”. Weiter lauten die von der Vodkaria veröffentlichten Zeilen: “Bitte teilen Sie mir mit, wie viele Leute bei Ihnen in der Bar das Spiel schauen können. Aufgrund der geringen Anzahl der Sky-Bars in der Innenstadt werden wohl etliche Leute das Spiel im Stehen schauen.”

Dann formulieren die KSC-Fans noch ein paar Wünsche für den ungehinderten TV-Genuss nach absolvierter Protestaktion: “Vielleicht können Sie hierfür ja auch schon die nötigen Vorkehrungen treffen (Tische aus dem Weg räumen,…), damit alle Interessierten das Spiel sehen können. Eventuell wäre es auch sinnvoll vorab bei Ihren Stammgästen/-schauern um Verständnis zu bitten, dass es bei diesem Spiel etwas enger und lauter werden könnte.”

Die “Vodkaria” sagte den Badenern kurzerhand ab und um Verständnis wollen sie ihre Gäste auch nicht bitten. “Abgesehen davon, dass Sie mit einer Demo gegen die Kommerzialisierung des Fußballs einige Jahrzehnte zu spät kommen und sich – so Sie denn nur noch das Ehrenamt und Amateure spielen sehen wollen – zukünftig in die durchaus auch ehrenwerten Kreis- und Bezirksligen orientieren sollten, werden wir im September keine Sky-Kneipe mehr sein”, erklärte der Betreiber der stadtweit bekannten Kneipe in der Gottschedstraße, Torsten Junghans.

Die Gaststätte habe jüngst ihren Sky-Vertrag aus Protest wegen der erneut gestiegenen Abo-Gebühren gekündigt. Auf Facebook präzisierte Gastronom Junghans seine Haltung: “Zu unseren Gästen zählen RB-Mitarbeiter, Lok-Trainer, Leutzscher. Und genau in dieses Klima passt keine Intoleranz, wie sie von der Anfrage ausgeht.” Vielleicht ist eben auch die Stimmung in Leipzig längst eine andere, als die Karlsruher glauben? Die Vereinsspitzen von Lok und der BSG Chemie sind längst wieder auf ihre Vereine fokussiert und achten kaum noch auf RB Leipzig. Den Roten Stern hat es eigentlich noch nie interessiert.

Die Karlsruher erwarten bei ihrer Demo Unterstützung von befreundeten Anhängern von Hertha BSC. Außerdem hoffen sie auf RB-Gegner aus der Region.

Die “Reservierungsanfrage” hingegen sagt viel über das Selbstverständnis der Fußballliebhaber aus dem Südwesten aus. Zur Demonstration ja, ins Stadion nein und dann Bezahl-TV schauen. Was stimmt nicht an der Aufzählung, wenn es um Kommerz geht? Sender wie Sky sind eifriger Mitbieter bei den Übertragungsrechten. Aber geschenkt.

Die KSC-Fans möchten am 24. September in Leipzig “gegen die Kommerzialisierung und für das Ehrenamt” demonstrieren. Ehrenamtliche Hilfskräfte sind auch bei RB Leipzig beschäftigt. Und gegen Kommerzialisierung könnten sie natürlich auch vor der eigenen Haustür protestieren.

Der altehrwürdige Karlsruher Sport-Club wird von acht großen und diversen kleineren Sponsoren unterstützt. Nicht aus purer Nächstenliebe, sondern weil die Firma “Klaiber” mehr Markisen und die Brauerei “Rothaus” mehr Bier verkaufen möchte. “Hummel” bezahlt, damit die Kicker die gleichnamige Sportbekleidung werbewirksam zur Schau tragen und “EnBW” erhofft sich von seinem Engagement mehr Stromkunden.

In Leipzig engagieren sich neben dem Getränkeriesen ein amerikanischer Sportartikelhersteller, ein Maltesischer Wettanbieter, ein deutscher Automobil-Hersteller und eine regionale Brauerei. Soviel zu dem Vorwurf, Red Bull sei der einzige “Einzahler” bei RB Leipzig. Längst hat der vollzogene Grundaufbau weitere Firmen angezogen.

Auf Anfragen reagieren die Kritiker des Kommerzfußballs bislang eher verschnupft. Das Bündnis “Nein zu RB” ließ eine Interviewanfrage von L-IZ.de unbeantwortet. Die “Supporters Karlsruhe 1986” äußerten sich auf Nachfrage noch nicht zu den Demo-Plänen. Fest steht bislang nur eines: Der Stadt Leipzig liegt nach Auskunft des Ordnungsamtes keine Anmeldung einer Demonstration dieser Art vor. Vielleicht war bislang aber auch die Klärung der Location zum Spielanschauen wichtiger.

Info-Flyer des Bündnis “Nein zu RB”:
www.nein-zu-rb.de/wp-content/uploads/2014/08/Anti-RB-Flyer-neutral2-ohne-Schnittmarken.pdf

KSC-Fans planen Demonstration gegen RB Leipzig
www.faszination-fankurve.de/index.php?head=KSC-Fans-planen-Demonstration-gegen-RB-Leipzig&folder=sites&site=news_detail&news_id=7596&gal_id=363&bild_nr=1

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