Dieser Ärger ist purer Luxus. Mit einem Sieg in Erlangen hätte der SC DHfK den direkten Tabellennachbarn noch von Rang 4 verdrängen können. In einer von den Leipzigern über weite Strecken klar dominierten Auswärtspartie - Halbzeitstand 9:14 - musste dennoch wenige Sekunden vor Schluss der ärgerliche Ausgleich hingenommen werden.

Sie ist zu Ende, diese erste Saison des SC DHfK als Zweitligist. Der dabei erreichte 5. Tabellenplatz ist aller Ehren und mehrere Ausrufezeichen wert. Bis zum vorletzten Spieltag hatten die Männer um Trainer Uwe Jungandreas sogar noch die theoretischen Chance zum Aufstieg in die Beletage des deutschen Handballs.

Der letzte Spieltag führte die DHfK-Handballer ins mittelfränkische Erlangen. In der einst für ihren Gerstensaft berühmten Stadt, wollten die Leipziger ihrer Traumsaison die Schaumkrone aufsetzen und den 4. Platz ergattern. Von Beginn an lief auch alles in die richtige Richtung. Während der gesamten Partie sollte die Jungandreas-Truppe nicht ein einziges Mal in Rückstand geraten. René Wagner eröffnete nach einer halben Spielminute den Torreigen. Noch blieben die Gastgeber bei der Musik, konnten bis zur 12. Minute den Anschluss halten (4:5). Dann drehte Leipzig auf. Begünstigt durch eine doppelte Unterzahl der Erlanger – beide in der 15. Minute – , legte der SC DHfK fünf Kisten in Folge in die Maschen und führte plötzlich glasklar mit 4:10 (22.). Bis zur Pause konnten die Männer aus der Geburtsstadt von Lothar Matthäus den Leipziger Elan nicht bremsen und gingen mit einem immer noch deutlichen 9:14 in die Kabinen.
Aber selbst Fußballer Matthäus konnte drohende Niederlagen nicht akzeptieren. Mit einem Mann mehr (Telehuz wurde unmittelbar vor der Pause eine zweiminütige Auszeit erteilt) legte Erlangen nach Wiederbeginn feurig los, doch DHfK-Keeper Krechel war zweimal hintereinander auf dem Posten. Leipzig hielt sich senkrecht, baute seinen Vorsprung sogar aus (10:17, 37.). Dieser komfortable Sieben-Tore-Vorsprung konnte sechs Minuten später wiederholt werden (12:19, 43.). Doch man merkte den Leipzigern an, dass sie am verletzungsbedingten Ausfall von René Boese zu knabbern hatten. Der Rechtsaußen war bei einem Tritt auf den Ball umgeknickt und musste mit Schmerzen im Sprunggelenk raus. DHfK-Urgestein Maik Wolf kam für ihn in die Partie, aber eine gewisse Unruhe machte sich dennoch im Team breit.

Das Spiel war nun oft unterbrochen und wurde zäh, womit die Gastgeber sichtlich besser klar kamen. Als Leipzig sechs Minuten ohne Torerfolg blieb, kam der Tabellenvierte auf 15:19 (48.) heran. Den Atem des Verfolgers im Genick machte der SC DHfK nun Fehler. Allein Eric Jacob scheiterte binnen drei Minuten gleich viermal beim Torwurf. Die Folgen: Erlangen kam näher. Spätestens das 18:20 (51.) weckte die Lebensgeister der Mittelfranken. Für die grün-weißen Leipziger wurde es nun zwar knifflig aber eigentlich nicht bedrohlich. Selbst als der Erlanger Pankofer per Siebenmeter erstmals wieder einen Anschlusstreffer erzielte (20:21, 58.), wusste der Sc DHfK die richtige Antwort – denn diesmal fand der Wurf von Jacob den Weg zwischen die Pfosten (20:22).

In der umkämpften Schlussphase ging es mit dem gleichen Schema weiter. Erlangen legt vor (21:22 durch Schwandner) und Leipzig zog durch Uli Streitenberger nach (21:23). Ganze 64 Sekunden vor der Schlusssirene hätte da eigentlich nichts mehr anbrennen müssen. Tat es aber. Nienhaus und Stumpf machten in der Schlussminute den kaum mehr für möglich gehaltenen Ausgleich klar und sicherten den Erlanger Handballern die vierten Tabellenplatz. Der Ärger des SC DHfK über den verpatzten Sieg dürfte schnell verflogen sein. Vielmehr sollte der Stolz auf eine großartige Saison überwiegen, der schon jetzt die Vorfreude auf das kommende Spieljahr gedeihen lässt.
HC Erlangen: Bayerschmidt, Selke – Müller, Schwandner 3, G. Münch, H. Münch 1, Krämer 2, Nienhaus 4, Hess 2, Schneck, Pankofer 7/3, Schmidtke 3, Stumpf 3/1, Link.
SC DHfK Leipzig: Schulz, Krechel – Dietzmann, Streitenberger 4/2, Baumgärtel 2, Oehlrich 2, Binder 1, Boese 3, Wagner 2, Seitle 5, Wolf, Müller 1, Jacob 3, Telehuz.

Schiedsrichter: Fabian Baumgart, Sascha Wild, Siebenmeter: Leipzig 3/2 (Streitenberger 2/2, Boese 1/0), Erlangen 4/4 (Pankofer 3/3, Stumpf 1/1), Zeitstrafen: Leipzig 5x (Baumgärtel, 2x Oehlrich, Binder, Telehuz), Erlangen 4x (Schwandner, G. Münch, Hess, Pankofer). Zuschauer: 1.500 in der Karl-Heinz-Hiersemann-Halle, Erlangen.
1. TSV GWD Minden 38 Spiele/ 57 Punkte/ +167 Tore
2. TUSEM Essen 38/ 55/ +80
3. TV 1893 Neuhausen 38/ 50/ +68
4. HC Erlangen 38/ 46/ +56
5. SC DHfK Leipzig 38/ 46/ +17
6. ASV Hamm-Westfalen 38/ 44/ +94
7. TV Emsdetten 38/ 43/ +20
(…)

Anmerkung: Die drei erstplatzierten Teams steigen in die 1. Bundesliga auf.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar