Die wichtigste Erkenntnis des Abends: Die Handballerinnen des HC Leipzig sind ins Viertelfinale des DHB-Pokals eingezogen. Die Partie bei den Vipers in Bad Wildungen war allerdings alles andere als eine klare Angelegenheit. Der Zweitliga-Spitzenreiter verlangte dem Rekordmeister alles ab und hielt sich die Möglichkeit einer Pokalsensation bis wenige Minuten vor dem Ende offen.

Wenn sie sich nicht im Spiel verletzen, dann verletzen sie sich eben im Training. Die ohnehin lange Liste an Ausfällen beim HC Leipzig, hatte noch vor der Partie am Dienstag einen prominenten Neuzugang zu vermelden: Nationalspielerin Susann Müller prellte sich im Training am Vortag den Rücken so stark, dass sie zum Pokalspiel nicht auflaufen konnte. Mit Nicole Roth, Luisa Storm, Nele Reimer, Nicole Lederer und Laura Majer hatte HCL-Coach Thomas Ørneborg sicherheitshalber gleich fünf Juniorinnen mit auf die Reise nach Hessen genommen.

Gegen personell ebenfalls nicht üppig besetzte Gastgeberinnen – nur zehn Spielerinnen standen auf dem Zettel – konnte der Favorit aus Leipzig zunächst mit 1:3 in Führung gegen. Doch recht schnell war erkennbar, dass sich Bad Wildungen nicht so leicht abschütteln lassen würde. In der achten Minute glichen sie zum 4:4 aus. Mitte der ersten Halbzeit verschaffte sich der HCL etwas mehr Luft. Kudlacz warf ihr Team beim 5:8 (12.) erstmals mit drei Toren in Führung. Bis zum 8:11 (18.) konnte diese aufrecht erhalten werden, auch wenn mehrere Würfe an Latte und Pfosten eine noch komfortablere Führung verhinderten.

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Ein vergebener Siebenmeter von Szwed-Ørneborg leitete beim Stand von 8:11 (19.) eine Zitterpartie ein. Zwei Bad Wildunger Tore stellten den Anschluss wieder her (10:11/ 21.). Bis zur Pause blieben die Gastgeber auf Tuchfühlung, den Ausgleich konnten die Leipzigerinnen bis dato allerdings verhindern. Mit 14:16 ging es in die Kabinen.

Das änderte sich mit Beginn der zweiten Halbzeit. Der HCL und die zweiten Halbzeiten – der Stoff, aus dem Albträume sind… Zunächst brachte Robben die Vipers auf 15:16 heran – und die Leipzigerin Mazzucco musste für zwei Minuten vom Feld. Die Überzahl nutzte Vasilescu (insgesamt 9 Tore) für den 16:16-Ausgleich, Busch legte noch einen drauf – und plötzlich lag der HC Leipzig erstmals an diesem Abend hinten (17:16/ 36.). Zehn Minuten lang tänzelten beide Konkurrenten nun um das Unentschieden herum – bis zum 22:22 (46.) wurde jede Remis-Variante mitgenommen.

Erst als die gut aufgelegte Bont (7 Tore) dreimal hintereinander für Leipzig traf, sah die Handballwelt mit 23:26 (50.) wieder freundlicher aus für die Frauen aus der Messestadt. Entschieden war der Pokalfight trotzdem noch nicht, wie der erneute Anschluss zum 25:26 (52.) bewies. HCL-Coach Ørneborg griff zur grünen Time-Out-Karte, schwor sein Team für die letzten Minuten nochmal ein. Am besten zugehört hatte offenbar Saskia Lang. Sie ließ einen lupenreinen Hattrick folgen, und klärte damit die Fronten endgültig (25:29/ 55.). Mit zehn Treffern – alle aus dem Feld heraus erzielt – avancierte sie zur Tormaschine des Abends.

Am Ende siegte Leipzig mit 29:31 und darf weiter vom glänzenden Cup träumen. Die Aufgabe im Viertelfinale des DHB-Pokals steht für die HCL-Frauen bereits fest. Am 25. Januar des kommenden Jahres treten sie auswärts bei Frisch Auf Göppingen an. Dann geht es um den Einzug in die Final-Four-Endrunde.
HSG Bad Wildungen vs. HC Leipzig 29:31 (14:16)
DHB-Pokal, Frauen, Achtelfinale

HSG Bad Wildungen: Brütsch – Cocx (8/2), Stockschläder, Busch (6), Robben (4), Cipaian, Grausenburger (1), Nagy, Vasilescu (9/4), van Gulik (1). Trainer: Karsten Moos.
HC Leipzig: Herrmann, Roth – Mazzucco, Augsburg (3), Bont (7), Kudlacz (1), Lang (10), Szwed-Ørneborg (7/1), Urbicht (1/1), Storm, Rösike (2), Reimer, Lederer, Majer. Trainer: Thomas Ørneborg.

Schiedsrichter: Florian Gerhard/ Tobias Küsters. Siebenmeter: Bad Wildungen 6/8 (Cocx 2/4, Vasilescu 4/4), HCL 2/3 (Szwed-Ørneborg 1/2, Urbicht 1/1). Zwei-Minuten-Strafen: Bad Wildungen 3x (Grausenburger, 2x Vasilescu), HCL 1x (Mazzucco). Zuschauer: in der Sporthalle Enseschule, Bad Wildungen.

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