Bei den Mitteldeutschen Meisterschaften in Leinefelde erkämpften sich die Leipziger Leichtathletinnen am Wochenende die Lufthoheit. Keine Konkurrentin schwang sich beim Hochsprung - mit und ohne Stab - höher empor als Cassandra Hennig und Nora Mehl vom hiesigen LAZ. Mit ihren Höhenflügen sorgten sie dafür, dass bei diesen Titelkämpfen auch zwei Goldmedaillen an die Pleiße segelten. Insgesamt hatten die Messestädter 11 Mal Edelmetall eingeheimst.

Vor einer Woche passte gar nichts. Ausgerechnet bei der Deutschen U23-Meisterschaft war Cassansra Hennig (LAZ) dreimal an der “Erwärmungshöhe” von 3,55m gescheitert und musste dem weiteren Wettkampf ohne gültigen Versuch tatenlos zusehen. Dabei konnte sie auch die neue persönliche Bestleistung von Ortsrivalin Karen Eltzschig (MoGoNo) bestaunen, die erstmals 4,00m überquerte. Am Samstag allerdings wendete sich das Blatt komplett. Hennig schnupperte Höhenluft, packte bei ihrem Goldflug von 3,81m sogar einen Zentimeter auf ihre bisherige persönliche Bestleistung drauf, nahm Glückwünsche entgegen und strahlte wie die Sonne über dem idyllischen Leinesportpark.

“Mir ging es erstmal darum, technisch sauber zu springen.”, benannte die 19-Jährige im L-IZ-Interview ihr Ausgangsziel. Dieses Vorhaben gelang. “Diesmal habe ich den Absprungpunkt getroffen und habe oben gut weitergearbeitet, und dann hat es geklappt.” Ganz einfach eigentlich. Ein Glückwunsch an die Siegerin kam auch von Karen Eltzschig. Diesmal war sie es, der kein gültiger Versuch gelang. Bei 3,65m – als außer Hennig schon keine andere Konkurrentin mehr im Rennen war – wagte sie den ersten Sprung. Ohne Erfolg, denn dreimal brachte sie aus der Höhe die Latte mit, die eigentlich hätte dort oben liegen bleiben müssen.
Auch im Hochsprung der Frauen war eine Leipziger Goldmedaille nahezu unvermeidlich. Vier LAZ-Springerinnen waren am Start, die zudem die besten Meldeleistungen mitbrachten. Den besten Tag erwischte Nora Mehl, die am Ende mit 1,73m den Wettkampf klar dominierte. Schon 1,67m haben ihr zum Sieg gereicht. An dieser Höhe blieben Mehls Teamkolleginnen Charlotte Reichardt (2.Platz) und Luisa Pasold (3.Platz) gemeinschaftlich hängen. Nora Mehl ließ weiter auflegen, hatte bei 1,73m dann ihren bis dahin ersten Fehlversuch überhaupt. Der zweite Versuch ging drüber, erst die 1,75m wollten ihr dann nicht mehr gelingen.

“Ich wollte auf jeden Fall wieder eine 70er Höhe springen und habe gehofft, damit auch zu gewinnen.”, so die 25-Jährige, die erst seit anderthalb Jahren Leipzigerin ist. Nora Mehl stammt aus Rottweil im Schwarzwald, wo sie für den ansässigen TSV erst im Siebenkampf und später im Einzel aktiv war. Mit 19 gab’s ein Sportstipendium, das sie in die USA führte. In Birmingham/ Alabama stellte sie 2010 mit 1,81m ihre noch gültige persönliche Bestleistung von 1,81m auf. Nach dem Ausflug über den großen Teich führte sie das Studium schließlich nach Leipzig. Hier lässt sich Nora Mehl zur Psychologin ausbilden und schreibt gerade an ihrer Masterarbeit (Thema: “Adipöse Kinder”). Die Chancen, dass sie noch weitere Jahre für die Messestadt hohe Sprünge macht stehen gut. “Ich würde gern nach dem Master eine Promotion dran hängen und diese in Leipzig machen. Das wären auf alle Fälle nochmal drei Jahre. Mir gefällt es in Leipzig total gut, ich würde wirklich gern bleiben.”, so die frisch gebackene Mitteldeutsche Meisterin.
Als prominentester Leipziger gab sich Speerwerfer Tino Häber in Leinefelde die Ehre. Der Deutsche Meister von 2008 und Olympia-Achte des Vorjahres, trat in noch ungewohntem grünen Zwirn an. Im Winter hatte er nach einigem Vertrags-Hickhack seinen alten Verein LAZ verlassen und war im letzten Moment beim Ortsnachbarn SC DHfK untergekommen. Bis auf Vereinsname und -kleidung ist jedoch alles beim Alten geblieben. “Alles ist unverändert, ich trainiere beim gleichen Trainer, in der gleichen Trainingsgruppe und weiterhin in der Nordanlage.”, erklärte der 30-Jährige. Und noch etwas ist ihm treu geblieben: Das Verletzungspech.

“Ich hatte in den letzten Wochen einige Wehwechen an Fuß und Knie und konnte nicht richtig trainieren.”, bedauert Häber seine noch ausbaufähige Form, zudem seien geplante Wettkämpfe in Jena und Schönebeck flach gefallen. Die Folge: “Mir fehlen Wettkampfwürfe, ich habe einige große technische Fehler, die kann ich nur mit Werfen rauskriegen”. Am Samstag flog sein Speer – allerdings bei Gegenwind – auf bescheidene 72,55m. Das reichte immerhin für Silber. Bis zur Deutschen Meisterschaft in zwei Wochen bleibt für den eigentlichen 80-Meter-Mann noch einiges zu tun.
Stabhochsprung:
Cassandra Hennig (LAZ), GOLD mit 3,81m (PB)
Maria Mahlo (MoGoNo), BRONZE mit 3,15m

Hochsprung:
Nora Mehl (LAZ), GOLD mit 1,73m
Charlotte Reichardt (LAZ), SILBER mit 1,64m
Luisa Pasold (LAZ), BRONZE mit 1,64m

Weitsprung:
Charlotte Reichardt (LAZ), SILBER mit 5,55m

Kugelstoßen:
Anne Lobenstein (MoGoNo), SILBER mit 13,51m

Diskuswurf:
Annelies Westert (LAZ), BRONZE mit 37,47m

Speerwurf:
Tino Häber (DHfK), SILBER mit 72,55m

200 Meter:
Eric Kluge (LAZ), SILBER in 22,86s

Weitsprung:
Cornelius Spree (LAZ), BRONZE mit 6,60m

Alle Ergebnisse der Mitteldeutschen Meisterschaft:
www.tlv-sport.de/images/Dateien/Ergebnisse/2013/…pdf

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