Im kleinen aber feinen Jugendkader der MoGoNo-Leichtathleten feiert Anne Lobenstein vor allem im Kugelstoßen Erfolge. Doch mit gerade einmal 18 Jahren wird sie in diesem Sommer für immer aus dem Kugelstoßring steigen und Leipzig verlassen. Ihr Weg führt nach Oberhof, wo sie sich voll und ganz dem Bobsport widmen wird. L-IZ.de befragte Anne Lobenstein zu Hintergründen und Perspektiven.

Du hast das Bobfahren für dich entdeckt. Was fasziniert dich daran?
Es macht Spaß, ist unglaublich schnell und explosiv. Es ist risikobereit und eigentlich der Leichtathletik ähnlich, auch wenn man das vielleicht nicht vermutet. Einmal einsteigen, runter fahren, begeistert sein!

Was hat dich zum Bobfahren geführt?
Wir hatten das schon länger im Blick. Ich bin sehr klein, das sind nicht die besten Voraussetzungen fürs Kugelstoßen. Deshalb habe ich mich mal bei den Bundestrainern erkundigt und meine Kraftwerte hingeschickt. Daraufhin haben sie mich eingeladen und ich habe in der neuen Eishalle in Oberhof angeschoben und bekam eine Pilotin zugeteilt. Sie haben sich darum gekümmert, dass alles funktioniert und sagten mir, dass sie mich haben wollen. Das ist ein schönes Gefühl.

Kannst du denn Bob und Leichtathletik parallel gleichwertig trainieren?
Ich habe jetzt probiert, die beiden Sportarten nebeneinander zu fahren, aber das ist nicht das Ideale, wenn man wirklich Leistung bringen will. Ich mache jetzt seit 13 Jahren Leichtathletik. Das ist auf jeden Fall eine Sportart mit Herz, die ich auch weiter verfolgen werde. Aber es ist jetzt meine Abschlusssaison und dann geht etwas Neues los. Ich werde dieses Jahr wahrscheinlich noch die Deutschen Meisterschaften draußen mit stoßen, vielleicht auch in der U23. Danach gibt es einen Cut für mich.
Ich gehe aus Leipzig weg und ziehe nach Oberhof, sozusagen an den Stützpunkt. Dann gibt es tagein und tagaus Bobfahren für mich. Ich werde erstmal als Bremserin anfangen, mal sehen, was danach passiert. Ich würde auch selber gern mal Pilot sein, aber das eher auf weite Sicht. Deshalb langsam Schritt für Schritt – und dann mit einem Ruck.

Warum müssen eigentlich die ehemaligen Leichtathleten immer anschieben?
Wir sind halt schnell und explosiv, das ist genau das, was man da braucht. Man muss ja auch erstmal die Bahn erfühlen und als Bremser kann man viel von seinem Piloten lernen. Es ist ja auch eine sehr technische Sportart und da ist das schon besser so, denke ich.

Dann verfolgst du die Olympischen Winterspiele jetzt bestimmt besonders intensiv?
Ja, auf jeden Fall. Da sind viele dabei, die ich schon persönlich kennengelernt habe. Alles total nette Menschen, die auf dem Boden geblieben sind. Ich freue mich, die nächstes Jahr öfter beim Training zu sehen. Denn für die ist es normal, dass auch ein Weltmeister sagt: “Guck mal, so mache ich das, kannst du ja auch mal probieren.” Das hatte ich in anderen Sportarten so noch nicht kennengelernt.

Wem drückst du besonders die Daumen?

Schwer zu sagen, aber eigentlich Maximilian Arndt. Mal sehen, was passiert, ich bin gespannt. Die Amerikaner sind momentan sehr stark.

Wie siehst du deine sportlichen Perspektiven im Bob?
Bei den Frauen gibt es ein wenig Mangel, weil die großen Stars aufhören wollen. Es hat also auf jeden Fall Perspektive. Wenn ich mich sportlich weiterentwickle und neue Reize setze, denke ich, dass da auch noch etwas passiert. Es ist ja auch lange noch nicht das Ende erreicht, ich bin 18 Jahre – da habe ich im Bob noch sieben Jahre bei den Junioren. Es ist alles drin.

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