Dr. Steffi Biskupek-Kräker ist Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin. Die 52-jährige Leipzigerin betreut unter anderem auch Leistungssportler in ihrer Praxis und war als Spitzenturnerin selber vierfache olympische Medaillengewinnerin. Sie weiß, wie wichtig mentale Stärke für Leistungssportler ist und dass es darauf ankommt, nicht zu verkrampfen.

Dabei spielen Sportpsychologen eine immer wichtigere Rolle. Sie meint, dass die Fußballer von RB sich glücklich schätzen können, einen Sportpsychologen zu haben.

Dennoch meint sie: “Die Rolle von Sportpsychologen wird leider immer noch unterschätzt. Auch wir hatten damals einen Sportpsychologen, wurden von Dr. Rolf Frester betreut. Bei uns war ‘Arbeit unter Störbedingungen’ ein großes Thema. Wir haben uns unter Wettkampfbedingungen vorbereitet, während eine Störkulisse aufgebaut wurde. Da lief ein Tonband mit einer entsprechenden Hallenkulisse mit und wir absolvierten dazu unsere Trainingswettkämpfe. Das ist eine Konzentrationsübung, bei der man lernt, störende Einflüsse von außen auszublenden.”
Dazu kam damals schon ein sogenanntes “idiomotorisches Training”. Die Psychotherapeutin erklärt: “Das ist ein Training der nervlichen Bahnungsprozesse für die Bewegungsabläufe, um diese sicherer zu machen. So wird das Skelett- und Muskelsystem geschont, weil man als Spitzensportler, speziell als Turner, bestimmte Bewegungen hunderte Mal genau gleich ausführen muss.”

Sie weiß auch, dass ein Leistungssportler nicht erst motiviert werden muss, weil die Motivation von innen heraus kommt und auch angeboren ist: “Bei der Selbstmotivation und Selbstdisziplin kann auch ein Psychologe nicht helfen. Das ist Veranlagung, und nur so kann man auch Leistungssportler werden. Wer nicht bereit ist, über die eigene Schmerzgrenze hinauszugehen, der wird auch nicht in den Spitzensport vorstoßen. Allerdings ist es in Krisensituationen, wie bei Verletzungen, praktikabel, wenn man jemanden hat, mit dem man bestimmte Dinge besprechen kann. Weil seltsamerweise die Trainer mit einem verletzten Sportler auch nicht viel anfangen können. Und um über diese Schwelle hinweg zu kommen, dafür ist ein Psychologe gut geeignet. Er kann dem Sportler helfen, die Situation besser zu bewältigen. Da geht es hauptsächlich darum, Ängste zu verarbeiten, um die Frage, wie komme ich wieder auf mein Leistungsniveau zurück.”

Angst kennt auch die Ex-Olympionikin: “Das gehört dazu. Es ist natürlich, Angst zu haben, wenn man einen Doppelsalto springt. Aber sie darf nicht zu groß sein. Sonst verkrampft man.” In Mannschaftssportarten wie Fußball hingegen spielt die Gruppendynamik eine große Rolle. Da sind sich ja auch nicht immer alle einig und ein Psychologe kann diese Prozesse besser steuern. Man kann auch trainieren, negative Einflüsse auszublenden. Zum Beispiel, wenn ein Fußballer nicht gerade der Publikumsliebling ist, ausgebuht wird und einen Elfmeter schießen muss. Da kann er mit Hilfe des Psychologen lernen, so etwas auszublenden, sich voll zu konzentrieren. Aber auf so was reagiert jeder anders. Ich bin zum Beispiel vor Wettkämpfen immer müde geworden. Ich hätte mich ins Bett legen und schlafen können. Das kann man mit dem Sportler so vorbereiten und aufarbeiten, dass er weiß, wie er auf eine solche Situation reagieren muss.”

Heutzutage, so die Psychologin, gehört dazu auch der Umgang von Leistungssportlern mit den Medien: “Das ist eine große Drucksituation und ich wünschte, dass jeder Leistungssportler da Unterstützung hätte. Aber da gibt es gerade hier im Osten noch Defizite. Da können sich die Fußballer von RB glücklich schätzen, da richtig betreut zu werden.”

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Das meint auch RB Sportdirektor Ralf Rangnick, der den Ex Bundesliga-Torwart Philipp Laux (39) als Sportpsychologen nach Leipzig geholt hat: “Ich freue mich sehr, dass uns mit Philipp Laux ein ausgewiesener Fachmann auf diesem Gebiet verstärkt. Ich kenne ihn schon lange und bin überzeugt, dass er gut zu uns passt. Die Verpflichtung ist ein weiterer Baustein zur Umsetzung unserer Philosophie.”

Laux studierte nach seiner Fußballkarriere Psychologie, war für den DFB als Torwarttrainer tätig und arbeitete unter Rangnick bei der TSG Hoffenheim. In der Saison 2008/2009 wechselte Laux dann zum FC Bayern München.

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