Als "eine Begegnung von David und Goliath" hatte Füchse-Präsident Christian Klas das Aufeinandertreffen seiner Bundesliga-Frauen mit Serienmeister FSV Kroppach announciert. In seiner eröffnenden Ansprache gab er sich keinen Illusionen hin: "Große Chancen, dieses Spiel zu gewinnen, rechnen wir uns nicht aus". Erwartungsgemäß ging das Spiel mit 0:6 verloren, doch sorgten auf Leipziger Seite Anna-Marie Helbig und Marina Shavyrina für besondere Momente.

Über neun Monate war es her, dass die gebürtige Leipzigerin Anna-Marie Helbig zuletzt ein Einzel für ihren Verein bestreiten konnte. Zuvor hatte sie eine rätselhafte Erkrankung ein viertel Jahr lang ans Bett gefesselt. Ihr Immunsystem hatte versagt, was Schwindelgefühle, körperliche Schwäche und Übelkeit mit sich brachte. Der anfängliche Verdacht auf Pfeiffersches Drüsenfieber konnte bis heute nicht durch eine Diagnose untermauert werden. Zum Heimspiel am Samstag stand die heute 21-Jährige erstmals wieder in einem Einzel am Wettkampftisch.
Im Duell mit der Ungarin Krisztina Toth musste sich Helbig jedoch gedulden, bis ihr der erste Punkt gelang – es war der zum zwischenzeitlich 1:8 im ersten Satz. Der Auftaktsatz ging mit 3:11 an Toth, aber im zweiten Durchgang machte Helbig die Sache schon spannender. Als sie nach 2:4-Rückstand zum 4:4 ausglich, ballte sie kämpferisch die Siegerfaust. Nur knapp – mit 8:11 – musste sie diesen zweiten Satz dennoch hergeben. Im dritten machte Toth allerdings kurzen Prozess und beendete die Partie mit 2:11. “Es war natürlich noch nicht so super”, schätzte Anna Marie Helbig hinterher ein, “zu viele einfache Bälle sind noch weggegangen”. Ihrer Gegnerin zollte sie hingegen reichlich Respekt. “Krisztina Toth ist eine sehr tolle Spielerin, mit viel Gefühl. Es war mir eine Ehre, gegen sie zu spielen!”

Gleich zu Beginn des Spieltages hatte es Helbig – gemeinsam mit Marina Shavyrina – im Doppel mit nicht minder tollen Gegnerinnen zu tun bekommen. Das Gespann Jiaduo Wu/ Kristin Silbereisen hatten immerhin an den Olympischen Spielen teilgenommen und bei der EM die Bronze-Medaille abgeräumt. Zudem ist Jiaduo Wu die aktuelle Nummer 1 in Deutschland. Standesgemäß ging dieses Spiel auch glatt mit 0:3 nach Kroppach.

Doch für die aus Moskau nach Leutzsch gewechselte Shavyrina schien dieser Auftakt der perfekte Warmup gewesen zu sein. In ihrem Einzel gegen Xiaona Shan legte sie los wie die Feuerwehr, überrumpelte die Spitzenspielerin mit einem 11:6 im ersten Satz. Dass dies kein Zufall war, bewies Shavyrina gleich im Anschluss. Nach einem 5:8-Rückstand kämpfte sich die 24-Jährige wieder heran und war beim 9:9 auf Augenhöhe. Leider unterlief ihr beim 10:11 ein Fehlaufschlag, so dass Xiaona Shan nach Sätzen ausgleichen konnte und in der Folge mit zwei 7:11-Sätzen den Sieg eintütete. Die Leistung von Marina Shavyrina hatte jedoch auch ihren Trainer Kai Wienholz beeindruckt. “Sie ist mit dem ersten Schlag volles Risiko gegangen, hat viele Bälle gut getroffen und platziert auf den Ellenbogen von Shan gespielt”, anerkannte der Coach.

Am kommenden Sonntag, 9. Dezember, müssen die Leutzscher auswärts beim SV Böblingen ran. Dieser steht aufgrund einer mehr eingesteckten Niederlage aktuell in der Bundesliga-Tabelle direkt unter den Füchsen. Nach den zuletzt harten Lektionen gegen zwei absolute Top-Teams des Liga könnten die Leipzigerinnen nun für ihren zweiten Auswärtssieg bereit sein.
LTTV Leutzscher Füchse vs. FSV Kroppach 0:6

Doppel:
Marina Shavyrina/ Anna-Marie Helbig – Jiaduo Wu/Kristin Silbereisen 5:11, 4:11, 7:11
Kathrin Mühlbach/ Linda Renner – Xiaona Shan/Krisztina Toth 3:11, 8:11, 3:11

Einzel:
Kathrin Mühlbach – Jiaduo Wu 6:11, 6:11, 8:11
Marina Shavyrina – Xiaona Shan 11:6, 10:12, 7:11, 7:11
Anna-Marie Helbig – Krisztina Toth 3:11, 8:11, 2:11
Huong Do Thi – Kristin Silbereisen 2:11, 3:11, 4:111. FSV Kroppach (6 Spieltage/ 11:1 Punkte)
2. TTSV Saarlouis Fraulautern (6/ 11:1 Punkte)
3. TTG Bingen/Münster-Sarmsheim (6/ 10:2)
4. TuSEM Essen (7/ 9:5)
5. ttc berlin eastside (6/ 7:5)
6. SV DJK Kolbermoor (7/ 4:10)
7. LTTV Leutzscher Füchse 1990 (5/ 2:8)
8. SV Böblingen (6/ 2:10)
9. NSC Watzenborn-Steinberg (7/ 0:14)

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