Sie haben sich ganz schön etwas vorgenommen, die Bundesliga-Männer des Judoclub Leipzig. Zuschauerrekorde sollen in der kommenden Saison fallen und dem offiziellen Ziel Playoffs setzten einige der Aktiven schon bei der Pressekonferenz entgegen, dass sie auch eine Wiederholung der etwas überraschenden Bronzemedaille der Vorsaison für möglich halten. Wenn sich die Judoka für die Zuschauer ähnliche Überraschungen einfallen lassen, wie für die anwesenden Journalisten, kann es für alle Interessierten eine aufregende Saison werden.

Die Auftaktpressekonferenz am Freitag fand nämlich an einem geheimen Ort statt, nur ein Treffpunkt war angegeben. Von diesem ging es dann zu einer Industrieruine im Leipziger Westen, wo sich in der ersten Etage (zu erreichen über eine Treppe ohne durchgängiges Geländer) die ersten Judoka präsentierten. Sie stemmten Langhanteln, ließen einzelne 20-Kilogramm-Scheiben um die Schultern kreisen, oder sie sprangen Seil und absolvierten Liegestütze auf Medizinbällen. Nichts zum Nachmachen für Untrainierte jedenfalls.

In der großen Säulenhalle im Erdgeschoss lieferten sich zwei Mitglieder des Bundesligateams auf einer eigens aufgebauten Wettkampffläche einen Schaukampf. Mit zahlreichen Würfen ging es hierbei ganz schön zur Sache. Gleich mehrfach wäre eine große Wertung (Ippon) fällig gewesen, die einen Kampf zu Gunsten eines Judoka beendet. Die schnellen, wendigen und kraftvollen Techniken wirkten in der graffitibesprühten Industriehalle einzigartig.
Nach diesem energiegeladenen Programm begann dann das für Pressekonferenzen übliche Gespräch, allerdings immer noch mit ganz eigenem Charme. Unter größtenteils zerbrochenen Oberlichtern war schon zu erahnen, dass die Natur sich die verfallende Halle zurückholt. Erste Bäumchen sprossen bereits, vor denen die Sportler Rede und Antwort standen.

Das Motto “Ein neuer Anstrich” erläuterte Simon Yakoub. “Da Paul Staroste sich etwas mehr der Familie widmet, teilen wir uns als Sportler die Aufgaben auf. Wir organisieren vom Marketing über die Gastronomie und den Hallenauf- und abbau mit.” Auch einem Beruf gehen die Männer natürlich noch nach, beziehungsweise sie studieren oder absolvieren eine Ausbildung. Kapitän Norbert Fleischer bedankte sich beim momentan verletzten Vorgänger Robert Gess: “Für mich ändert sich gar nicht so viel, ich habe das Team schon immer nach vorne gepeitscht und mache das jetzt genauso.”

Trainer Henry Hubert traut seinen Männern einiges zu. “Die Jungs haben es schon drauf, das wissen wir.” Siege gegen Ettlingen und Rüsselsheim seien für das Erreichen des Saisonziels wichtig. Präsident Matthias Kiefer wies auch auf die besondere Atmosphäre der vergangenen Saison hin: “Wo sonst gibt es das in Deutschland, dass bei einem Wettkampf 1.500 Zuschauer in der Halle sind?”. Die Grube-Halle wollen die Sportler daher auch in diesem Jahr wieder brennen lassen und den Zuspruch des Publikums mitnehmen. Leider klappt dies terminlich am zweiten Heimkampftag nicht. An diesem weichen die Judoka in die kleine Halle der Arena Leipzig aus, arbeiten aber daran, an diesem Tag per Videostream auch für alle Fans zu sehen zu sein.

Keiner der Sportler ließ irgendeinen Zweifel daran, dass er sich voll für die Mannschaft einsetzen wird. Henry Hubert sagte gegenüber der L-IZ allerdings noch: “Es wird ein Balancieren für einige Athleten, wann sie internationale Termine oder zeitgleiche Ligatermine wahrnehmen. Schließlich hat Hannes Conrad berechtigte Hoffnung auf eine Olympia-Teilnahme 2016”. Die erste Gelegenheit, die Mattenkämpfer in Aktion zu erleben bietet sich am 17.Mai in der Grube-Halle. Zu Gast ist dann der Judoclub Rüsselsheim.
Die Internetseite der Bundesliga-Männer:
www.bundesliga-leipzig.de/judo/mannschaft.html
(Seite wird in den kommenden Tagen aktualisiert)

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