Die Mannschaft des Delikatessenhauses, das seine Räume in der Karl-Heine-Straße räumen musste, hat ein neues, vorübergehendes Quartier "renoviert" und bezogen und lädt dort nun zur ersten Ausstellungseröffnung ein. Am Samstag, 15. November, gegen 20 Uhr eröffnet in der Merseburger Straße 73 (gegenüber dem Kaufhaus Held, Nähe Lützner Straße) die Ausstellung "Okay. Whiteout" mit Claudia Schötz, Hannes Broecker und Eric Keller.

Broecker/Schötz und Eric Keller könnten in ihrer künstlerischen Ausdrucksweise kaum unterschiedlicher sein. Hannes Broecker und Claudia Schötz bauen, teils raumübergreifend, Installationen aus den verschiedensten, zumeist im öffentlichen Raum vorgefundenen Materialien, Keller malt nüchterne Stadtlandschaften. Doch schon im Umgang mit dem Material kommen sich beide Künstlerpositionen sehr nah. Eric Keller malt auf Holz statt auf Leinwand, wobei das Holz nicht zugeschnitten wurde, sondern brüchige Kanten aufweist. Wut und Energie entladen sich beim Farbauftrag, teils dick in die Fläche gezogen, Figuren und Gegenstände werden mit schnellem, gestisch expressivem Strich gemalt. Auch Broecker/Schötz bearbeiten kraftvoll ihr Material, Bitumen wird gegen Holz geworfen, Glas auf Rahmen betoniert, eine Kippe noch eingedrückt.

Alle drei an der Ausstellung beteiligten Künstler transformieren in ihren Werken alltägliche Beobachtungen städtischen Lebens, Banales und Hässliches, Unperfektes und Elementares. Sie thematisieren Problemfelder wie Anonymität, Isolation, Uniformität und deren Auswirkungen wie Graffities und Müll im Stadtbild. Dabei liegt der Focus der Künstler nicht auf dem Beschreiben einzelner Episoden, sondern auf der stilisiert überhöhten Darstellung der Summe dieser urbanen Problemzonen.

Bei Eric Keller finden wir die Stadtarchitekturen gar nur als leere Funktionshüllen vor, die wenigen Protagonisten brauchen keine Attribute wie Smartphones, um als kommunikationsarm, verstört und ohne soziale Kompetenz charakterisiert zu werden. Die Objekte und Installationen von Broecker/Schötz machen die auf Hinterhöfen und in Randgebieten vorherrschende Aggression spürbar: ein zerfetztes Hemd, eine Bierflasche, ein aus den Angeln gehobenes Fensterkreuz deuten Geschichten an.

Die von Claudia Schötz und Hannes Broecker eigens für das Interim Delikatessenhaus entwickelte Video- Sound-Installation “a stray planet is fucking up my white” ergänzt die Ausstellung und ist Teil des fortlaufenden Projektes “prolog-fill the smiles with the tears that you`ve forgot”, mit dem sich die Künstler seit mehr als einem Jahr beschäftigen.

http://delikatessenhaus.com

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