Lehrer*innen im Dauerstress und mit Burnout-Gefährdung, Schüler*innen mit Motivationsdefiziten – dass diese Konstellationen nach wie vor aktuell sind, zeigt ab dem 28. September um 19.30 Uhr »Die Geiselnahme« von Barrie Keeffe.

Eine Geiselnahme wird zum Sinnbild für Überforderung, Bildungsversprechen und enttäuschte Hoffnung. Letzter Schultag – ein Schulabgänger überrascht eine Lehrerin und einen Lehrer in einer verfänglichen Situation. Gestört in ihrem Tête-à-Tête verliert der Sportlehrer die Beherrschung und schlägt den Schüler. In einer impulsiven Reaktion nimmt dieser daraufhin beide als Geisel und droht, die Schule in die Luft zu sprengen.

In Deutschland ist die Schulabbrecherquote innerhalb eines Jahres von 5,7 auf 6,3 Prozent gestiegen. Das ist eines der Ergebnisse des neuen Bildungsmonitors, einer Studie der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) 2019. Gleichzeitig ist der kürzlich veröffentlichten Studie der Berthelsmann Stiftung zufolge, der Lehrermangel im kommenden Jahrzehnt noch größer als erwartet.

Bis 2025 fehlen demnach 11.000 Grundschullehrkräfte mehr als bisher von der Kultusministerkonferenz prognostiziert. Regisseur Jürgen Zielinski: »Der Druck in den Schulen ist unglaublich gestiegen.«.

Autor Barrie Keeffe, der vom Schulabbrecher und Gelegenheitsjobber zum Journalisten und Theaterautor wurde, greift in seinen sozialkritischen Stücken immer wieder auf persönliche Kindheits- und Jugenderfahrungen im Londoner East End am Rande der Wohlstandsgesellschaft zurück.

Sein über 40 Jahre altes Stück ist eine Wiederentdeckung für das Jugendtheater. Jürgen Zielinski bringt das Stück auf die große Bühne des TdJW. Er zieht dabei Vergleiche zur heutigen digitalen Gesellschaft, den Drang zur Selbstinszenierung. Den konzentrierten Bühnenraum entwirft Jasna Bošnjak, es ist ein enger Raum, in dem die einzelnen Sehnsüchte und Gefühle aufeinanderprallen.

DIE GEISELNAHME [15 plus]
von Barrie Keeffe | aus dem Englischen von Wolfgang W. Storch

Mit: Anna-Lena Zühlke; Sven Mattke, Sven Reese, Benjamin Vinnen
Regie: Jürgen Zielinski | Bühne & Kostüme: Jasna Bosnjak | Dramaturgie: Jörn Kalbitz

Premiere: 28. September 2019, 19:30 Uhr | GROSSER SAAL
Vorstellungen: 01.10.2019, 11:00 und 19:30 Uhr | 11.10.2019, 19:30 Uhr | 04.12.2019, 19:30 Uhr

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