Ein unerwarteter Anruf, eine verzerrte Stimme, plötzliches Rauschen, dann ist die Leitung tot. Am nächsten Tag dann ein Brief im Kasten: unbekannter Absender, fremde Handschrift. So beginnen die Erlebnisgeschichten von Alternate Reality Strategies (A.R.S.), die das Leipziger Startup seit 2012 unter dem Label "Thadeus Roth" entwickelt und über das Internet vertreibt.

“Suddenlife Gaming” heißt diese neue Dimension des Erzählens, in der Spieler Teil einer Geschichte werden. Das kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen, per Post, Anruf oder Internet. Nur eines ist immer gleich: Plötzlich ist man mittendrin.

Es erinnert einen an den amerikanischen David-Fincher-Thriller “The Game”, in dem Michael Douglas in der Rolle des Nicholas van Orten von seinem Bruder Conrad (gespielt von Sean Penn) zu seinem Geburtstag mit einem geheimnisvollen Geschenk überrascht wird.

Ganz bestimmt ist das nichts für sensible Gemüter. Man muss schon einen gewissen Spieltrieb haben, um sich auf diesen spielerischen Grenzgang zwischen Fiktion und Wirklichkeit einzulassen – und das gilt sowohl für den Film, als auch für die von den beiden Leipzigern entwickelte Idee.

Die kommt aus den Köpfen von Dennis Levin und Nicolas Wiethoff, die mit ihrer Firma A.R.S. – Alternate Reality Strategies GmbH in der Leipziger Südvorstadt zu Hause sind.

“Alles begann mit einem Geschenk für einen gemeinsamen Freund”, erzählen sie zu den Anfängen. Zu dessen 30. Geburtstag sollte es etwas ganz Besonderes sein. Dennis Levin und Nicolas Wiethoff entwickelten eine Geschichte, die ihn über Wochen auf Trab hielt. Er hatte eine Erbschaft gemacht und je mehr er nachforschte, desto mysteriöser wurde es. Der unfreiwillig zum Geschichtenspieler Gewordene stieß auf fingierte Webseiten, telefonierte mit erfundenen Notaren und erhielt schließlich auch noch Post von einem unangenehmen Zeitgenossen, der ebenfalls Anspruch auf das Erbe anmeldete. Alles endete in einem Showdown auf einer Leipziger Industriebrache, wo für das in die Irre geführte Geburtstagskind bereits eine Überraschungsparty in vollem Gange war.

Im Nachhinein wurden Dennis und Nicolas immer wieder von Freunden, Bekannten und auch Fremden auf die Aktion angesprochen. Schließlich entschlossen sie sich dazu, ihre Erlebnisgeschichten weiter zu entwickeln und einer Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Zum Team gehören heute gehören noch viele weitere Mitstreiter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst, Technik, Forschung und Entwicklung, Marketing, PR und IT.

Thadeus Roth biete alles – so versprechen sie – vom spannenden Kriminalfall bis zur romantischen Liebesgeschichte, die einen in längst vergangene Zeiten entführt – wenn man denn möchte. Denn wie tief die Spieler einsteigen, bleibe ihnen selbst überlassen. “In jedem Fall sorgen die von vier bis sechs Wochen dauernden Erlebnisgeschichten, die sich jederzeit unterbrechen lassen, für außergewöhnliche Ereignisse im Alltag und garantieren hohen Anekdotenwert”, versprechen die beiden Geschichtenmacher. Im November soll sich das Angebot um die erste Erlebnisgeschichte für Kinder erweitern. Wenn da mal nicht ein Kürbis die Hauptrolle spielt.

Die beiden Gründer und Geschäftsführer von A.R.S., Dennis Levin und Nicolas Wiethoff, kennen sich aus Studienzeiten. Neben dem Studium der Theaterwissenschaft an der Universität Leipzig verbindet sie schon immer die Lust an guten Geschichten und natürlich die am Spiel. So lag es für die beiden Freunde nahe, sich nach dem Uni-Abschluss auch unternehmerisch zusammenzutun. Seit über einem Jahr wächst das junge Leipziger Unternehmen nun stetig – und mit ihm sein Team, lauter spielfreudige Kreative aus Wissenschaft, Kultur und IT.
Aber eine Frage bleibt natürlich und wird so Manchen beschäftigen, der in unserem modernen Zeitalter der Fakes und Illusionen sowieso schon Schwierigkeiten hat, Realität und Inszenierung auseinander zu halten: Wo liegt die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit?

Oder ist eher das Gegenteil beabsichtigt: Die Grenzen noch stärker zu verwischen? – Also unter der Vorgabe: Wie können in der modernen Medienwelt Geschichten erzählt werden? Was hält ein Alltag an Überraschungen bereit?

“Narrationen” nennen die beiden das, was unter dem Label “Thadeus Roth” passiert. – “Über Post, Telefon und Internet werden kleine und große Geschichten direkt im Leben von Menschen erzählt. Diese können Spuren verfolgen, sich an schönen Dingen erfreuen und das Geschehen zum Teil beeinflussen – ihre Umgebung müssen sie dafür nicht verlassen. Da sie nie ganz genau wissen, wo die Fiktion anfängt und aufhört, ergeben sich überraschende Perspektiven auf das Gewohnte”, so die Kurzbeschreibung des neuen Abenteuerfeldes.

“Suddenlife Gaming”, so nennen die Entwickler diese neue Art des Erzählens. – Das Team hat die Geschichten so gestaltet, dass sich diese als Überraschung für Freunde und Familie eignen. Daher beginnen sie oft mit einem Geschenkumschlag, in dem ein Code zu finden ist. Durch diesen können auf www.thadeus-roth.de die Geschehnisse in Gang gesetzt werden. Welcher Art die Erlebnisse sind, hängt vom jeweiligen Geschmack ab. Darüber hinaus gibt es verschiedene Spielklassen, die sich hinsichtlich Komplexität, Intensität und Anpassung an die Spieler unterscheiden.

Für die kleinen Momente zwischendurch und zum Ausprobieren gibt es bei Thadeus Roth “Bonbons”. Mit diesen können zum Beispiel Grüße und Glückwünsche übermittelt – oder auch Streiche gespielt werden.

www.thadeus-roth.de

www.alternate-reality-strategies.com

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