Natürlich wäre es eine kluge Idee, die Organisation der Region Leipzig (amtlich auch kein Direktionsbezirk genannt) von der Großstadt Leipzig aus zu organisieren, die Ressourcen und Interessen zu bündeln und gemeinsam die Projekte voranzutreiben, die diese Region stärken und mit den Nachbarregionen zu vernetzen. Gründen wir doch eine gemeinsame Wirtschaftsförderung, dachten sich die drei Lokalregierungen.

Am Montag, 16. Juli, meldete die Leipziger Verwaltungsspitze dazu, man sei auf einem guten Weg. – “Die Gründung einer regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit den Gesellschaftern Stadt Leipzig, Landkreis Leipzig, Landkreis Nordsachsen sowie Industrie- und Handelskammer zu Leipzig befindet sich weiter auf gutem Weg. Zuletzt sprach sich die Leipziger Verwaltungsspitze in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters für die Gründung der ‘WRL – Wirtschaftsförderung Region Leipzig GmbH’ aus, an deren Stammkapital sich die Messestadt als künftiger Sitz der Gesellschaft mit einem 51prozentigen Anteil beteiligen will.”

Heißt: Von den geplanten 150.000 Euro Stammkapital übernimmt die Stadt Leipzig 76.000 Euro.

Was nicht alles ist, was Leipzig in die Gesellschaft hinein investieren will. Nach den Plänen der Verwaltung sind noch 2012 weitere 74.051 Euro Zuschuss vonnöten, in den Folgejahren werden jährlich 867.000 Euro fällig. Dabei sind 100.000 Euro durch die Umsetzung von Personalstellen aus der Leipziger Verwaltung besetzt, 324.000 Euro werden aus dem Wirtschaftsdezernat umgeschichtet. Aber 443.000 Euro sind zusätzlicher neuer Bedarf.

Wobei das zugrunde liegende Analysepapier vom Juni 2011 stammt. Im Wesentlichen geht es danach auch weiterhin um die Förderung der diversen Clusterprojekte. Auch das Cluster Medien-& Kreativwirtschaft taucht in dem Konzept wieder auf, auch wenn eigentlich bekannt sein sollte, dass in Leipzig derzeit niemand auch nur das Geringste über dessen Strukturen und Zusammensetzung weiß. Aber man krempelt die Ärmel hoch und will “die Schaffung einer Dachmarke zur besseren Identifikation aller Unternehmen mit dem Cluster und zur Fokussierung der Nachfrage auf das Cluster” unterstützen. Eine Lerche wäre ganz nett.Der Leipziger Stadtrat wird voraussichtlich am 19. September über die Gründung der Gesellschaft und den Gesellschaftsvertrag entscheiden. In den Landkreisen sollen die entsprechenden Beschlüsse im Oktober fallen, die Gremien der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig votierten bereits. Arbeitsfähig könnte die neue Gesellschaft Anfang 2013 sein.

Oberbürgermeister Burkhard Jung, Stadt Leipzig: “Mit der Wirtschaftsförderung Region Leipzig GmbH entsteht ein gemeinschaftlich getragenes Modellprojekt überregionaler Wirtschaftsförderung. Die bereits bewährte regionale Zusammenarbeit wird auf eine neue Stufe gestellt. Damit schaffen wir die Voraussetzungen, um uns künftig im schärfer werdenden Investoren- und Fachkräfte-Wettbewerb noch erfolgreicher behaupten und die Interessen von Unternehmen aus unserer Region noch effektiver vertreten zu können.”

Landrat Michael Czupalla, Landkreis Nordsachsen: “Aus konkreten Projekten und gemeinsamen Interessen heraus entwickelte sich in der Vergangenheit auf vielen Gebieten in unserer Region, über Landkreis- und Stadtgrenzen hinweg, eine sehr enge Zusammenarbeit. Es besteht darüber hinaus breiter Konsens zur Notwendigkeit einer noch engeren Vernetzung. Dies gilt insbesondere für die geplante, gemeinsame Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Region Leipzig. Besonders wichtig ist dabei das Augenmerk auf das Verhältnis der Landkreise zum Oberzentrum Leipzig. Die Partner werden gleichberechtigt und auf Augenhöhe miteinander im Gespräch bleiben. Hierbei haben wir gemeinsam die Chance, durch engere Kooperation auch international im Standortwettbewerb wahrgenommen zu werden.”

Landrat Dr. Gerhard Gey, Landkreis Leipzig: “Wir wollen in der Region intensiv zusammenarbeiten, dies wird durch den Grundsatzbeschluss zur Wirtschaftsförderungsgesellschaft Region Leipzig unseres Kreistages deutlich. Die Details werden die Kreisräte Ende August in einem Workshop besprechen, so dass der Beschluss zur Gründung der Gesellschaft im Oktober auf der Tagesordnung steht.”

Wolfgang Topf, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Leipzig: “Die Vollversammlung der IHK zu Leipzig hat ihre Beschlüsse zur Gründung einer gemeinsamen Wirtschaftsförderungsgesellschaft unter Vorbehalt der Zustimmung durch die anderen Gesellschafter bereits abschließend gefasst. Wir brauchen dringend diese schlagkräftigen Strukturen, um als Region im nationalen und internationalen Standortwettbewerb zu bestehen. Spätestens zum 1. Januar 2013 sollte die neue Wirtschaftsförderungsgesellschaft ihre Arbeit aufnehmen.”

Um Unternehmensansiedlungen will man sich kümmern, um Fachkräfteanwerbung und um eine Stärkung der überregionalen Wahrnehmung der Region. Womit sie eigentlich das tut, was die “Metropolregion Mitteldeutschland” machen sollte.

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