Die zweite Auflage des Ostdeutschen Energieforums stellt sich bereits am ersten Tag mit 400 Fachbesuchern und 36 Medien als eine gut besuchte dar. Kein Wunder. Dürfte die Energiewende nach der Wiedervereinigung zweifelsohne eine der größten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte darstellen. Wieviel genau, das scheint jedoch noch unklar zu sein. Denn schon bei den Eröffnungsreden zeigte sich, dass die von der Bundesregierung einst mit großem Brimborium eingeläutete Energiewende offenbar von vielen Seiten sehr kritisch betrachtet wird.

Vor allem aber erhofft man sich von der Bundesregierung Antworten. Das bekräftigte auch Hartmut Bunsen, Sprecher der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlins, in seiner Eröffnungsrede: “Nach der Analyse der Situation zum 1. Forum vom letzten Jahr müssen wir feststellen, dass die Unklarheiten und die Probleme der Energiewende eher größer geworden sind und wenig umgesetzt und angeschoben wurde.” Wie wenig zufrieden man mit der Arbeit der Bundesregierung ist, zeigen auch folgende, doch recht harsche Worte: “Die Energiewende gleicht immer noch einer Operation am offenen Herzen, ist immer noch eine Großbaustelle.”

Übrigens eine, so Bunsen, die der des Berliner Hauptstadtflughafens gleiche. “Auch da wissen wir nicht, ob und wann sie fertig wird.” Unsicherheit also allenthalben. Womit Bunsen den Finger in eine klaffende Wunde legte: “Wir vertreten vor allem die Interessen unseres kleinteiligen Mittelstandes.” Wettbewerbssicherheit und eine vernünftige Planung seien da essentiell, allerdings angesichts der vorherrschenden Energiepolitik nahezu unmöglich.
Bunsen: “Hohe Energiepreise gefährden das, denn sie treiben die Produktkosten in die Höhe.” Gerade kleine mittelständische Unternehmen in Grenznähe zum Osten käme dies teuer zu stehen. Energiekosten müssten bezahlbar bleiben, zumal in den “neuen Bundesländern” schon heute höhere Energiepreise als in den “alten Bundesländern” gezahlt würden. Bunsen weiter: “Dies ist vor allem den Investitionen in die Netze nach der Wende geschuldet.” Dies, so Bunsen, sei keineswegs als Jammern zu verstehen, vielmehr als eine Forderung der mittelständischen, meist kleinen Unternehmen: “Nämlich wettbewerbsfähige Energiepreise, Planungssicherheit sowie Aufträge, die sich aus dem Umbau der Energieversorgung ergeben.”
Dabei gehe es auch und nicht zuletzt um die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung und der Wirtschaft, die laut Bunsen vier Probleme “ganz schnell” gelöst sehen wollten: Erstens ein funktionierendes Management seitens der Bundesregierung mit klaren Vorlagen für jedes Bundesland. Zweitens ein Stopp des EEG einhergehend mit neuen Förderungsstrukturen.

Drittens ein sofort funktionierendes Investitionsbeschleunigungsgesetz für unbürokratischen und schnellen Ausbau der Netze und viertens die Konzentration aller Förderungen auf die Forschung und Entwicklung von wirtschaftlichen Speichertechnologien. Bunsen zur letzten Forderung: “Wir brauchen in Deutschland eine Speicherkapazität von 14 Tagen, haben aber gegenwärtig eine Kapazität für zwei Stunden.” Dies basiere, so Bunsen, auf einer Berechnung des Chefs der Leipziger Stadtwerke, Thomas Prauße.

Zugrunde liegt eine Studie, laut der bis 2050 die erneuerbaren Energien aus heutiger Sicht zwar über 80 Prozent des Stroms liefern, aber nur knapp 24 Prozent der gesicherten Leistungen, also der Grundlast stellen können. Zum Schluss bemühte Bunsen sogar Kennedy: “Einen Vorsprung im Leben hat nur der, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden.” Bunsen weiter: “Das sollten wir uns auf unsere Fahnen schreiben. Wir müssen aufhören zu reden und die Energiewende anpacken, damit sie ein Erfolg für Deutschland und ein Wettbewerbsvorteil für unsere Wirtschaft wird.”
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