Der Bürgerwettbewerb "Ideen für den Stadtverkehr" läuft. Jetzt kämen in Workshops die konkreten Dinge auf den Tisch, sagt Fritjof Mothes zu L-IZ. Der Stadtplaner begleitet und moderiert den Wettbewerb. Gern kommen Mothes und seine Mitstreiter zu Veranstaltungen vor Ort. Bis zum 31. Oktober 2012 sollen die Beiträge bei der Stadtverwaltung sein.

Die Leipziger sind mit der verkehrlichen Gesamtsituation in der Stadt unzufrieden, und das schon länger. “Für 41 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger sind der Straßenzustand sowie Kriminalität und Sicherheit die größten städtischen Probleme”, verkündete die Stadtverwaltung Ende Juli 2012. Dieses Ergebnis förderte die im Herbst 2011 vom Rathaus gestartete Kommunale Bürgerumfrage zu Tage.

Nun hat jeder Leipziger seine Sicht auf die Dinge, auch auf den Straßenzustand. Den einen störte eine marode Fahrbahndecke, die nächste der fehlende Fahrradstreifen. Andere wiederum beklagen, dass der öffentliche Raum zu oft als automobiler Raum verstanden wird. Der Nächste setzt sich für eine neue Verbindungs- oder Entlastungsstraße sein. Und für wieder andere sind manche Bordsteine mit Rollstühlen oder Kinderwagen einfach nicht zu nehmen.

Denn so eine Großstadt ist vor allem ein Lebensraum und als solcher ein komplexer Organismus, auch mobilitätsmäßig betrachtet. In diese Komplexität soll in Leipzig die Fortschreibung des Stadtentwicklungsplanes “Verkehr und öffentlicher Raum” Struktur bringen. Um das beträchtliche Konfliktpotenzial großstädtischer Verkehrsplanung zu entschärfen, setzen Leipzigs Verkehrsplaner auf frühzeitige Bürgerbeteiligung. Das Konzept trägt den Namen “Masterplan Mobilität 2025” und wird in der Messestadt bundesweit erstmals angewandt.

Teil dieses Masterplans ist ein Bürgerwettbewerb. Der läuft bereits seit Frühjahr diesen Jahres. Ausdrücklich erbeten sind dabei von jedermann “Ideen für den Stadtverkehr”.
Noch bis zum 31. Oktober 2012 können Vereine, Initiativen und Bürger ihre Vorschläge an das hiesige Verkehrs- und Tiefbauamt schicken. Am besten natürlich online. Näheres findet sich unter www.leipzig.de/verkehrsplanung.

Mit der Begleitung und Organisation dieser neuen Form der Bürgerbeteiligung hat die Stadtverwaltung das Planungsbüro StadtLabor beauftragt. “Es geht darum, Ideen zu sammeln und einzusenden bis zum 31. Oktober”, sagt Fritjof Mothes von StadtLabor zum gegenwärtigen Stand der Dinge. Am Ende müsse, so Mothes, stehen, dass jeder seine Ideen in den Computer einhämmere oder zu Papier bringe und dann einschicke.

Anfangs spürte Mothes bei der interessierten Öffentlichkeit eine gewisse Grundskepsis. Die rührte daher, dass Engagierte und Betroffene lange kein Forum sahen, auf dem sie sich gehört fühlten. Diese Skepsis sei nun gewichen. “Dass man Bürgerideen hört, bevor man überhaupt den Entwurf schreibt, wird von den Beteiligten hoch anerkannt”, schätzt Mothes ein.

Zugleich musste ein Verständnis dafür wachsen, was kommunale Verkehrsplanung überhaupt leisten kann. Nach vier einführenden Veranstaltungen an der Volkshochschule im Frühjahr und Frühsommer sieht Mothes dieses Zwischenziel erreicht. Dabei hätten viele Beteiligte auch akzeptiert, “dass man nicht nach dem Sankt-Florians-Prinzip handeln kann und ein Problem nicht einfach nur von A nach B schaffen kann”, wie Mothes sagt.

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Derzeit läuft Phase 2 des Bürgerwettbewerbs. “Jetzt sind wir in die konkrete Phase eingetreten, wo die konkreten Dinge auf den Tisch kommen”, berichtet Fritjof Mothes von den Diskussionsrunden in den Stadtteilen, die er moderierte. Beispielsweise im Quartiersladen Leipziger Westen und im Quartiersladen Grünau.

Andernorts in Leipzig hat man sich selbst auf den Weg gemacht. Im Leipziger Osten gab es bereits zwei Folgetreffen nach dem ersten Workshop. Den hatte das Quartiersmanagement Leipziger Osten organisiert. Nach den Worten von Mothes arbeiten auch die örtlichen Aktivisten der Verkehrsverbände an ihren Beiträgen. Dabei nennt er stellvertretend ADFC, ADAC und VCD. Gleiches laufe auch bei verschiedenen Bürgerinitiativen und selbst im Leipziger Kinderbüro.

Er sei jederzeit gern bereit, zu weiteren Initiativen und Verbänden zu Gesprächsrunden zu kommen, unterstreicht Mothes. Dabei sieht er die Rolle des StadtLabors als die der “Begleiter” der Ideenfindung vor Ort. Seit Monatsbeginn werden darüber hinaus alle Leipziger nochmals mit Plakaten auf den Wettbewerb hingewiesen.

Fritjof Mothes ist begeistert von den bislang vorliegenden Vorschlägen aus der Bürgerschaft. “Viele Ideen sind umsetzbar”, findet der Stadtplaner. Dabei verweist er auf die seit Ende Juli veränderte Verkehrsführung in der Georg-Schumann-Straße. Diese Maßnahmen gehen auf Vorschläge zurück, die Anwohner gemeinsam mit dem Umweltverband Ökolöwen entwickelten.

Das Verfahren werde gut angenommen, lautet das Zwischenfazit des Stadtplaners. “Wir haben jetzt schon eine ganze Menge Beiträge”, sagt Mothes, oftmals sehr qualifizierte und konkrete Beiträge. “Darunter sind Ideen, von denen ich hoffe und glaube, dass sie in den neuen Stadtentwicklungsplan Verkehr und öffentlicher Raum hineinkommen”, betont er. Zum Wettbewerbsschluss Ende Oktober rechnet Mothes mit einer “Riesenanzahl von Beiträgen”.

www.leipzig.de/verkehrsplanung

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