Während der von den Grünen vorgeschlagene "Veggieday" - ein fleischloser Tag pro Woche in allen öffentlichen Kantinen - in der Bundestagswahl 2013 medial gegen sie ausgeschlachtet wurde und möglicherweise zu ihrem schlechten Wahlabschneiden beitrug, finden die Leipziger Grünen mit ihrem kommunalen Antrag positives Echo bei der Verwaltung. Die hat jetzt dem Grünen-Anliegen zumindest im Grundanliegen zugestimmt. Und die Fraktionsvorsitzende ist happy.

“Da wir nach vielen Gespräche erkennen dürfen, dass in Leipzig seitens der Verwaltung unserer Initiative für die Bedeutung gesunder und auch vegetarischer Ernährung entsprochen wird und dies im Verwaltungsstandpunkt auch festgeschrieben steht, haben wir uns entschlossen, unseren Antrag zurückzuziehen”, erklärt dazu Katharina Krefft, Fraktionsvorsitzende der Grünen und Mitglied im Fachausschuss Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule. “Wir sehen unser Anliegen damit auf gutem Wege. Ganz in unserem Sinne können sich Schulen und Kindertagesstätten mit vegetarischer Ernährung auch im Rahmen von Projekten beschäftigen und angepasst an das Alter der Kinder den Einfluss unserer Ernährung auf Klima und Umwelt weltweit vertiefen.”

Leipzigs Verwaltung konnte im Grünen-Antrag – anders als etliche der großen deutschen Leitmedien/Leidmedien – keine Bevormundung für die ach so freien Bürger sehen. Nur eine kleine aber wichtige Abwandlung schlägt sie vor.

“Inhaltlich ist der Antrag vollumfänglich zu unterstützen”, lautet es im jetzt vorgelegten Verwaltungsstandpunkt. “Bei der Kita- und Schulspeisung wird im Rahmen des Möglichen bereits entsprechend gehandelt: Im Bereich der Kitaspeisung wird seitens der Versorgungsunternehmen täglich ein vegetarisches Gericht als Auswahlmöglichkeit angeboten bzw. orientieren sich die Unternehmen bei der monatlichen Speiseplangestaltung an den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE e.V.). Darin wird, ausgehend von 20 Versorgungstagen im Monat, an 12 Versorgungstagen ein Fleischgericht (inklusive Seefisch) ernährungsphysiologisch empfohlen.”

Das ist dann zwar das schon bekannte Programm, das die tägliche Ernährung noch immer vom Fleischesser her sieht und die vegetarische Ernährung als Ausnahme. Aber jedes Umdenken auch in der öffentlichen Speiseversorgung braucht seine Zeit.”Auch im Bereich der Schulspeisung wird durch die Mehrzahl der Versorgungsunternehmen täglich ein vegetarisches Gericht angeboten”, betont die Verwaltung. “Leider finden die angebotenen vegetarischen Gerichte jedoch nur eine geringe Akzeptanz und Nachfrage bei den Kindern und Eltern. Diese Erfahrungswerte der Unternehmen wurden auch in der Studie des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz bestätigt.”

Denn Ernährungsgewohnheiten werden nach wie vor im Elternhaus geprägt. Daran kann auch die Schulspeisung nichts ändern. Dennoch – das bestätigt auch die Verwaltung – kann ein bewussterer Umgang mit dem Thema auch in der Schule etwas ändern. Dann nämlich, wenn nicht eben nur über Fleisch versus Gemüse debattiert wird, was so fruchtlos ist wie eine Glaubensdiskussion. Sondern dann, wenn die Kinder und Jugendlichen beginnen, sich mit den Problemen der industriellen Fleischproduktion, der Massentierhaltung und den Folgen für die Umwelt – und ihre Gesundheit – zu beschäftigen.

Also braucht es keinen automatischen “Veggietag”, sondern besondere Tage und Wochen, die auf das Grundproblem aufmerksam machen. Die Verwaltung dazu: “Abschließend ist festzuhalten, dass ausgehend von den Erfahrungswerten in den Einrichtungen in Trägerschaft der Stadt Leipzig sowie der Unternehmen, singuläre Veggietage z. B. in Projektwochen o.ä. als bewusstseinsstärkender empfunden werden als ein grundsätzlich festgelegter Tag pro Woche. – Zeitliche bzw. finanzielle Ressourcen für eine Umsetzung des Antrags durch die Verwaltung über die dargestellten Aktivitäten hinaus sind nicht gegeben.”

Für Katharina Krefft ist das ein akzeptables Umsetzen des Grünen-Antrags. Also könne man den eigenen Antrag für einen stadtweiten “Veggietag” auch zurückziehen. Was noch nicht das Ende der Bemühungen um eine bessere vegetarische Essensversorgung sein soll, so Krefft: “Wir erkennen, dass eine bewusste und auch mal fleischlose Ernährung für immer mehr Menschen Bedeutung erhält. Auf die Bedürfnisse der Besucher von Kantinen und Mensen muss in Zukunft noch mehr eingegangen werden, auch mit einem abwechslungsreicheren fleischlosen Angebot. Noch zu oft ist dieses eine Süßspeise, was nicht jedem Geschmack entspricht, wie wir an der Essenwahl sehen. Da die Verwaltung auch Studien dazu unterstützt, sehen wir sie auf dem richtigen Weg.”

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