Die Stimmung der Mitarbeiter in den Schleckerfilialen war bisher sowieso schon nicht gerade gut. Mit der Bekanntgabe der Schließungsliste der ersten 2.000 Drogierien dürfte die Moral endgültig am Boden sein. Noch während der in Oberhof laufenden Verhandlungen zwischen dem Betriebsrat und dem Insolvenzverwalter Ardt Geiwitz soll in den in Frage kommenden Märkten mit dem Räumungsverkauf begonnen werden.

Per Fax wurden die entsprechenden Drogeriefilialen seit Dienstagabend über die Schließung informiert. In Leipzig sind insgesamt zehn Läden betroffen. Am Mittwoch wurden auf dem Schlecker-Blog des Unternehmens auch die zehn Läden in einer 40-seitigen Liste veröffentlicht. In Altenburg, Döbeln, Grimma, Torgau und Wurzen sollen zudem auch im Leipziger Umland weitere Läden von der Schleckerliste verschwinden. In Sachsen sollen insgesamt voraussichtlich 128 Läden schließen, in Thüringen 70. Geiwitz spricht mit den Arbeitnehmervertretern noch über die Prüfung von rund 400 weiteren Läden. Darüber hinaus sollen rund 12.000 Jobs wegfallen.

“Das, was angedacht wurde, wird tatsächlich umgesetzt”, kommentierte gestern Jörg Lauenroth-Mago, Fachbereichsleiter von Verdi, die Zahlen. Die schlimmsten Befürchtungen seien damit bestätigt worden. Allerdings hoffe man, dass es nicht endgültig bei dieser Liste bleibt, so der Gewerkschafter. Mit Blick auf eine Transfergesellschaft, die die betroffenen Mitarbeiter auffangen soll, hofft der Insolvenzverwalter weiterhin darauf, dass die Politik einen Kredit oder eine Bürgschaft ermöglicht. Sollte keine staatliche Finanzspritze für eine Transfergesellschaft kommen, könnte das Investoren für die insolvente Drogeriekette abschrecken, warnte der Insolvenzverwalter.
Die bundeseigene Förderbank KfW hatte Kredite abgelehnt. Nils Schmid (SPD), Wirtschaftsminister von Baden-Württemberg, forderte am Dienstag die Bundesregierung jedoch erneut zur Hilfe auf. Landesförderbanken könnten die Transfergesellschaft nicht ohne Weiteres finanzieren, daher bleibe der KfW-Kredit “der Königsweg”. Die nötigen rund 70 Millionen Euro kann Schlecker nach Angaben des Insolvenzverwalters innerhalb eines halben Jahres, für das eine solche Gesellschaft gedacht wäre, zurückzahlen. Nächste Woche wollen sich auch die Bundesländer nochmals koordinieren.

Im Gespräch sind auch Landesgesellschaften. Verdi-Experte Lauenroth-Mago forderte daher auch die mitteldeutschen Landesregierungen auf, tätig zu werden.

In Leipzig werden Filialen in der Rödelstraße, der Karl-Liebnecht-Straße, der Pestalozzistraße, Landsberger Straße, Klingerstraße, Plovdiver Straße, Gorkistraße, Dieskaustraße, Georg-Schwarz-Straße und im Ranstädter Steinweg geschlossen.

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