"Mit dem Mobilitäts-Service der LVB durch die Stadt" heißt es ab Mai 2012 bei den Leipziger Verkehrsbetrieben. Was 2006 als "Aktiv Office" begann, erlebt mit 200 Langzeitarbeitslosen die dritte Runde. Es geht um das Dazugehören, wie LVB-Arbeitsdirektorin Sabine Groner-Weber betont: für die Mobilitätsbegleiter, wie für die Begleiteten.

Seit Oktober 2006 gehören die Menschen in den blauen LVB-Uniformen zum Leipziger Stadtbild. Als Mobilitätsbegleiter helfen sie Menschen mit gesundheitlichen Handicaps, ihre Wege in der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Zugleich treten sie in Bus und Bahn, an Haltestellen und in Kindereinrichtungen als Mobilitätsberater in Erscheinung.

Die freundlichen Menschen in Blau helfen anderen – und auch sich selbst. Denn sie sind als Langzeitarbeitslose Hartz IV-Empfänger. Die Tätigkeit ist ihre Chance auf eine Rückkehr in eine Erwerbstätigkeit.

Leipzigs Jobcenter-Geschäftsführerin Dr. Simone Simon bezeichnete bei einem Pressegespräch am Donnerstag das Projekt für Langzeitarbeitslose mit der bundesweit höchsten Vermittlungsquote in den ersten Arbeitsmarkt. Von den 1.400 Menschen, die im Laufe der Jahre das Projekt durchlaufen haben, fanden 168 Langzeitarbeitslose aus dem Projekt heraus einen festen Arbeitsplatz.

Diese “Erfolgsgeschichte”, so Verkehrsbetriebe und Jobcenter unisono, wird nun weitergehen. Was vor fünfeinhalb Jahren als “Aktiv Office” begann, heißt dann ab Mai diesen Jahres in dritter Auflage “Mit dem Mobilitäts-Service der LVB durch die Stadt”. Das Folgeprojekt ist auf zwei Jahre ausgelegt und bietet 200 Teilnehmern die Möglichkeit, sich beruflich neu zu orientieren.Die Zuweisung in das Projekt kann durch den Vermittler im Leipziger Jobcenter oder nach Selbstbewerbung bei “Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH, Mobilitäts-Service der LVB, Jahnallee 56, 04177 Leipzig” erfolgen.

Der Mobiltitäts-Service der LVB “macht es Menschen möglich, wieder dazu zu gehören”, betonte Dr. Sabine Groner-Weber, LVB-Geschäftsführerin Personal/ Recht und Arbeitsdirektorin des Unternehmens, an diesem Nachmittag gleich mehrfach.

Einer von denen, die dank des Projekts wieder dazu gehören, ist Raik Thormann. Der ehemalige Einzelhändler lernt nach seiner Tätigkeit als Mobilitätsbegleiter die Straßenbahnen der LVB gerade aus einer ganz anderer Perspektive kennen: nämlich vom Fahrersitz aus. Ende August oder Anfang September 2012 wird er seine Ausbildung zum Schienenbahnfahrer bei den LVB abgeschlossen haben. Danach wird er selbst Straßenbahnen durch die Messestadt steuern. Thormann findet es wichtig, dass das Projekt nun weiter geführt wird.

Das mit dem Dazugehören trifft auch auf all die mobilitätseingeschränkten Personen zu, die den Begleitdienst in Blau in Anspruch nehmen. Insgesamt 3600 Aufträge hätte der Service im Vorjahr angenommen. “Über 900 Anfragen waren es im ersten Quartal 2012”, teilen LVB und Jobcenter mit.Zur Begleitung kommt die Beratung. Im Vorjahr waren es 170 Veranstaltungen in Kindergärten und Grundschulen und weitere Termine der Seniorenberatung.

“Die ganze Stadt hat etwas davon”, lautete deshalb das Zwischenfazit von Simone Simon. Der “Kollateralnutzen” des Projekts bestünde in einem erhöhten Sicherheitsgefühl der Fahrgäste und einem messbaren Rückgang der Vandalismusschäden auf den begleiteten Strecken, ergänzte Sabine Groner-Weber.

Das rechtfertigt für beide Projektpartner den Einsatz der Projektmittel. Vom Jobcenter kommen gut zwei Millionen Euro. Die LVB steuern 200.000 Euro bei.

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