Auch 2013 beteiligte sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Leipzig an der bundesweiten Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zum Thema Ausbildung. In der Zeit vom 13. Februar bis 1. März konnten sich Firmen online zu ihren Ausbildungsplänen und -motiven äußern. Im IHK-Bezirk Leipzig (Stadt Leipzig, Landkreis Nordsachsen, Landkreis Leipzig) taten dies 163 Unternehmen. Deutschlandweit nahmen mehr als 15.000 Betriebe teil.

“Das Ausbildungsengagement unserer Mitgliedsunternehmen ist konstant, aber sie haben nach wie vor mit Schwierigkeiten bei der Besetzung ihrer Ausbildungsplätze zu kämpfen. Die Gründe dafür sind verschieden: Die Zahl der Schulabgänger in unserer Region ist 2012 im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht angestiegen, liegt jedoch noch immer auf einem niedrigen Niveau. Auch die fehlende Eignung der Bewerber sowie falsche Vorstellungen vom Berufsbild werden von den Betrieben als Hauptgründe benannt”, fasst Dr. Thomas Hofmann, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Leipzig, die regionalen Ergebnisse der Umfrage zusammen.

Zwei weitere Aspekte gäbe es, so Hoffmann, die sich seit vergangenem Jahr abzeichnen und die Situation zusätzlich verschärfen: “Zum einen schließen insbesondere leistungsstarke Schüler immer öfter bei mehreren Firmen gleichzeitig Verträge ab und sagen dann kurzfristig ab – zum Nachteil des Unternehmens, das nicht mehr Nachbesetzen kann. Hier ist unbedingt mehr Verbindlichkeit gefordert. Zum anderen wird die Entfernung zur Berufsschule von den regionalen Firmen als immer größeres Ausbildungshemmnis gesehen. Positiv ist: Die Unternehmen stellen sich auf den Bewerbermangel ein und reagieren mit unterschiedlichen Strategien. Ich kann trotz allem nur appellieren, auch weiterhin zur Fachkräftesicherung in Ausbildung zu investieren. Die IHK zu Leipzig unterstützt dabei mit einer Vielzahl von Aktivitäten und Projekten.”

Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen hingegen bleibt konstant: 65,2 Prozent wollen ihr Ausbildungsengagement aufrechterhalten. Im Vorjahr waren das noch 60,5 Prozent. 13,7 Prozent wollen mehr ausbilden (Vorjahr: 18,5 Prozent).

Doch die Besetzungsschwierigkeiten nehmen aus verschiedenen Gründen zu. So konnten nur noch 68,4 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 73,3 Prozent) der Unternehmen alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. Ein knappes Drittel der Unternehmen konnte es demzufolge nicht.

Die Gründe:

– Mehr als zwei Drittel (67,4 Prozent) der Unternehmen nannten als Grund für das Nichtbesetzen angebotener Ausbildungsplätze, keine geeigneten Bewerbungen erhalten zu haben. (Vorjahr: 65,6 Prozent).

– Ein Fünftel der Unternehmen (20,5 Prozent) gab an, überhaupt keine Bewerbungen für seine Ausbildungsplätze erhalten zu haben.

– Für 16,3 Prozent (Vorjahr: 12,5 Prozent) der Unternehmen lag ein Grund für die Nicht-Besetzung der Ausbildungsstelle darin, dass der Auszubildende den Ausbildungsplatz nicht angetreten hat.

– 18,4 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 25,0 Prozent) gibt zudem als Grund für die Nicht-Besetzung der Lehrstelle an, dass die Auszubildenden ihre Ausbildungsverträge nach Beginn der Ausbildung aufgelöst haben.

Es sind unübersehbar die Auszubildenden, die jetzt die Wahl haben. Die Unternehmen müssen sich also, um ihren Nachwuchs zu finden, etwas einfallen lassen. Und so steigt zum Beispiel diese Zahl: 38,1 Prozent der Unternehmen (Vorjahr: 32,0 Prozent) reagiert bei der Gewinnung von Auszubildenden auf die rückläufigen Bewerberzahlen mit dem Anbieten von Praktikumsplätzen. Auf hohem Niveau bleibt auch der Anteil derjenigen Unternehmen (31,6 Prozent), die mit Senkung der Anforderungen an die Vorbildung von Bewerbern reagieren. Im Vorjahr waren es 34,4 Prozent. Aber Fakt ist auch: Die Unternehmen können nicht nachgelagert die Aufgaben der Schulen übernehmen. Das technische Grundlagenwissen muss in der Schule vermittelt werden.

Das größte Ausbildungshemmnis bleibt für 82,1 Prozent (Vorjahr: 83,6 Prozent) der Betriebe die mangelnde Ausbildungsreife vieler Schulabgänger. Insbesondere bei Leistungsbereitschaft und Motivation (60,6 Prozent) stellen die Unternehmen Mängel fest, ebenso bei der Belastbarkeit (51,3 Prozent), beim Ausdrucksvermögen (45,0 Prozent) sowie elementaren Rechenfertigkeiten (41,9 Prozent). Fast drei Viertel (70,5 Prozent) der Unternehmen geben zudem an, dass die Schulabgänger zu unklare Berufsvorstellungen haben. (Vorjahr: 61,2 Prozent).

Ein weiteres Ausbildungshemmnis ist die zu große Entfernung zur Berufsschule. 25,6 Prozent der Unternehmen gaben dies an. Im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 11,9 Prozent.

Auch bei der diesjährigen Umfrage geben die meisten Unternehmen (51,4 Prozent) an, dass sie auf die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger durch ein eigenes Nachhilfeangebot im Unternehmen reagieren (Vorjahr: 47,9 Prozent). Gesunken ist hingegen der Anteil (30,6 Prozent) derjenigen Unternehmen, welche angaben, die ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) der Agentur für Arbeit (z.B. für Nachhilfe) zu nutzen. Im Vorjahr waren das 37,2 Prozent.

Deutlich zugenommen hat aber der Anteil (27,0 Prozent) derjenigen Unternehmen, die angaben, Angebote für betriebliche Einstiegsqualifizierungen zu nutzen (Vorjahr: 19,2 Prozent).

Auf 24,5 Prozent angestiegen ist der Anteil der Unternehmen, die angeben, durch die Erschließung neuer Bewerbergruppen (z.B. Studienabbrecher) auf die zurückgegangenen Bewerberzahlen zu reagieren. (Vorjahr: 19,7 Prozent).

Die Arbeitsagentur ist freilich nur eins von mehreren Instrumenten, die die Unternehmen zur Rekrutierung nutzen. Fast zwei Drittel der Unternehmen (63,8 Prozent) melden ihre offenen Ausbildungsstellen an die Agentur für Arbeit, 16,9 Prozent der Unternehmen zumindest hin und wieder. Das am häufigsten gewählte Instrument zur Gewinnung neuer Azubis ist für die Unternehmen freilich mittlerweile das Internet mit seinen diversen Vermittlungsbörsen: 68 Prozent nutzen es zu Rekrutierung von Auszubildenden (Vorjahr: 64,2 Prozent).

Dafür verwenden 78,0 Prozent die eigene Homepage zur Darstellung des jeweiligen Lehrstellenangebotes. Über die Hälfte (55,0 Prozent) wählt die IHK-Lehrstellenbörse. Online-Börsen (23,0 Prozent) und Soziale Medien (20,0 Prozent) spielen für die Betriebe eher eine geringere Rolle.

Fast die Hälfte (47,3 Prozent) nutzt zur Gewinnung von Azubis Angebote der IHK, 38,7 Prozent werben auf Ausbildungsmessen um Auszubildende, und 40,0 Prozent rekrutieren ihre Azubis über Anzeigen in regionalen Printmedien.

Die IHK zu Leipzig komprimiert das alles in folgende Forderungen:

– Die Chancen systematischer, praxisorientierter Berufsorientierung sind durch eine verbindliche und durchgängige Verankerung in den Lehrplänen aller allgemeinbildenden Schulformen in Sachsen konsequent auszuschöpfen.

– Unternehmen und Schulen sollten noch stärker die Kooperation suchen, denn beide Seiten können nur profitieren.

– Die Verbindlichkeit abgeschlossener Ausbildungsregelungen ist zu erhöhen – sonst droht zunehmende Ausbildungsverdrossenheit. Hier der Appell an die Jugendlichen: im Sinne der Fairness gegenüber anderen Bewerbern und den Unternehmen bitte keine Ausbildungsplätze durch Mehrfachzusagen blockieren.

– Politik muss bei der Planung des Berufsschulnetzes den geänderten Gegebenheiten Rechnung tragen und das geänderte – die Berufswahl beeinflussende – Verhalten der Auszubildenden stärker berücksichtigen.

– Die Vermittlung von Wissen und Werten ist eine Aufgabe, die in der Schule und im Elternhaus erfolgen muss und im Unternehmen fortgesetzt wird. Wenn jedoch die zu erwartende Vor- und Allgemeinbildung fehlt, leidet die Qualität der Ausbildung insgesamt.

www.leipzig.ihk.de

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