Wenn man die Werbung für eine Stadt und die schöne Landschaft drumherum einer Marketingagentur in Auftrag gibt, kommt in der Regel immer dasselbe dabei heraus. Eigentlich müsste man das in Leipzig mittlerweile wissen. Aber irgendwie setzt man gern noch eins drauf. Und so präsentiert die Tourismusregion "Leipzig Region" nun eine neue Dachmarke und ein neues Erscheinungsbild (Corporate Design).

Künftig werben das Sächsische Burgenland, das Sächsische Heideland, das Leipziger Neuseenland sowie die Stadt Leipzig mit einem gemeinsamen Logo.

Eine Marke ist das noch nicht. Aber Volker Bremer, Geschäftsführer der LTM GmbH, tut schon mal so, als würde es schon eine sein: “Die Herausforderung bei der Erstellung der Marke ‘Leipzig Region’ war es, die Vielfalt der Region einerseits sowie die internationale Bedeutung der Stadt andererseits miteinander zu einer wirksamen touristischen Marke zusammenzufassen. Eine starke Marke erleichtert den Kunden die Orientierung. Dies wird sich positiv auf die nationale sowie internationale Ausstrahlung Leipzigs und der Region auswirken.”

Was eigentlich eine Marke ist, hat Wikipedia so mal in einen Satz gefasst: “Der im Marketing verwendete Begriff Marke (engl. brand, wörtlich: Brandzeichen) steht für alle Eigenschaften, in denen sich Objekte, die mit einem Markennamen in Verbindung stehen, von konkurrierenden Objekten anderer Markennamen unterscheiden.”

Die Unterscheidung ist dabei das wichtigste.

Die LTM hat der beauftragen Agentur eine andere Aufgabe gestellt: “Bei der Entwicklung der übergeordneten Bildmarke war es das Ziel, die vier Teile – Sächsisches Burgenland, Leipziger Neuseenland, Sächsisches Heideland und Stadt Leipzig – so miteinander in Beziehung zu setzen, dass das Ganze in seiner kommunikativen Bedeutsamkeit größer ist als die Summe seiner Teile. Insbesondere die Teilregionen sollten als Erlebnisräume erkennbar bleiben. Das verbindende Zentrum ist die Messe- und Kulturstadt Leipzig. Die vier Elemente des Logos sind die zu dynamischen Flächen stilisierten Erlebnisräume, die in der Bedeutungswelt der Erlebnismarke ‘Leipzig Region’ weniger geografisch als vielmehr thematisch gefasst sind. So gibt es im Leipziger Neuseenland als touristische Attraktionen vor allem Seen und Wasserstraßen. Eine große Dichte an Burgen und Kulturgeschichte bietet das Sächsische Burgenland. Wer Naturerlebnisse aktiv genießen möchte, wird bevorzugt im Sächsischen Heideland fündig.”

Und was der Betrachter nicht sieht, wir dann künftig bestimmt als Erklärungstext unter dem Logo stehen. Aus Sicht der LTM: “Die neue Wort-Bild-Marke ‘Leipzig Region’ hat zwei Ebenen: die Dachmarke und die Themencluster. Zukünftig wird das Thema farblich hervorgehoben, auf das sich die entsprechende Publikation oder Kampagne bezieht. Die Clusterfarbe wird auch bei der Gestaltung der jeweiligen Medien die bestimmende Farbe. So repräsentiert rot die erdige Note gebrannter Ziegel, steht für Burgen und Kulturgeschichte, während grün das Naturerlebnis des Heidelandes symbolisiert. Blau steht wiederum für die Frische des Wassers und kennzeichnet die Erlebnissphäre, die sich über die Seen erschließt. Orange stellt schließlich die Stadt Leipzig dar, die im Logo als großes verbindendes Zentrum durch eine transparente Fläche repräsentiert wird.”
Das Ganze ist Ergebnis einer Ausschreibung

Die öffentliche Ausschreibung der Marken- und Kommunikationsstrategie erfolgte im April 2014 als deutschlandweiter Teilnahmewettbewerb unter Mitwirkung der Auftragsvergabestelle Sachsen. Die Unterlagen wurden von 18 Agenturen abgefordert von denen schließlich sechs Agenturen eine Bewerbung bei der LTM GmbH einreichten. Die Ausschreibung gewann die seit 2009 in Leipzig ansässige Brandungen GmbH.
Durch besondere Flockigkeit ist Brandungen schon durch die Medienkampagne “Feel the Spirit” für die LTM aufgefallen. Sie hat für die SPD Wahlkampf designt und dem MDV ein Design verpasst so modern wie zeitlos. Dass es seit geraumer Zeit auch schon das Wirtschaftsmarketing “Invest Region Leipzig” gibt, macht die Sache nicht besser. Die Dinge werden immer verwechselbarer.

Aber vielleicht ist das Absicht. Marketing eben.

“Wenn die ‘Leipzig Region’ in ihrer Vielfalt repräsentiert werden soll oder die Veröffentlichung nicht auf ein einziges Themencluster bezogen ist, wird auf die farbliche Absetzung der Cluster verzichtet”, teilt die LTM noch mit. “Ziel ist es, mit der neuen Dachmarke in einigen Jahren einen hohen Bekanntheitsgrad und eine große Durchdringung zu erreichen, so dass perspektivisch auf die erklärende Unterzeile verzichtet werden kann. In internationalen Medien und bei internationalen Präsentationen wird das Logo von Anfang an ohne die Unterzeile verwendet.”

Mit drei farbigen Flecken, die man erklären muss?

Es erinnert irgendwie an das, was beim Leipziger Tourismusfrühstück über Jahre heftig kritisiert wird: der offizielle Hang zum Leipziger Allerlei. Das Konkrete ist jedenfalls aus der Dachmarke völlig verschwunden. Das wird nicht gerade dazu beitragen, einen “hohen Bekanntheitsgrad” zu untermauern.

www.leipzig.travel

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