Wenn die Leipziger Wasserwerke jetzt den Hauptwassersammler Richtung Rosental sanieren, dann kommt natürlich auch das Klärwerk Rosental ins Gespräch. Das steht zwar noch nicht in diesem Jahr auf dem Bauprogramm der Wasserwerke Leipzig und es steckt auch noch nicht in den 67 Millionen Euro, die die Wasserwerke in diesem Jahr verbauen. Aber ab 2020 wird es der große Baubrocken für die KWL.

80 bis 85 Millionen Euro wird die Modernisierung und Erweiterung des Klärwerks im Rosental kosten. Die Erweiterung ist fällig, denn mit dem Wachstum der Stadt kommt es jetzt an seine Leistungsgrenzen. Und als die Leipziger Statistiker 2016 bekanntgaben, dass Leipzig möglicherweise bis 2030 auf 720.000 Einwohner wachsen wird, da war Handlungsdruck im Planungsstab der Wasserwerke angesagt.

Den gab es auch vorher schon. Aber die Zeithorizonte haben sich verengt.

„Wir sind mitten in den Planungen und darin sogar schon recht weit“, sagt Wasserwerke-Geschäftsführer Ulrich Meyer. Die Umweltverträglichkeitsuntersuchungen laufen. Ende des Jahres, so hofft er, könne man die Baugenehmigung beantragen. Und die Ingenieure haben alle Hände voll zu tun, denn es geht nicht nur um die Erweiterung der Kapazitäten.

Was ja auch schon wieder Diskussionen wachruft, Leipzig könnte sich jetzt übernehmen und viel zu groß bauen und dann für immer und ewig auf Überkapazitäten festsitzen. Denn erste Orakel im Studienwald verheißen Leipzig jetzt wieder nur 600.000 Einwohner im Maximum. Was meist daran liegt, dass die beauftragten Institute immer nur einen begrenzten Datenbestand haben, aber demografische Entwicklungen nie wirklich voraussagen können. Schon gar nicht bei der Frage, welche Rolle die Großstädte künftig wirklich spielen werden.

Aber so plane man bei den Wasserwerken auch nicht. „Das, was wir jetzt vorhaben, müssen wir so oder so machen“, sagt Ulrich Meyer. „Wir sind im Rosental an unserer Kapazitätsgrenze angekommen und müssen handeln.“

Erste Visionen verrät er auch schon. Denn das Problem am Klärwerk im Rosental ist ja schon jetzt: In der Fläche kann es gar nicht wachsen. Ringsum ist es entweder von Flüssen oder von streng geschützten Naturschutzgebieten umgeben. Es muss also auf dem vorhandenen Gelände wachsen. Und das wird bedeuten, dass die Leipziger hier erstmals sehen werden, wie ein doppelstöckiges Klärwerk arbeitet – mit der bakteriellen Reinigungsanlage unten und der Gewinnung von Trockenmasse obendrüber. Alles noch in der Projektierung. Und die Kapazität für eine 720.000-Einwohner-Stadt steckt erst potenziell mit drin. Als Ausbaustufe, wie Meyer sagt.

„Wir werden so eine Erweiterung mit vorsehen, aber wir werden sie nicht gleich bauen“, sagt Meyer. „Wir sehen uns in den nächsten fünf, sechs Jahren erst einmal die Entwicklung an. Und wenn sich der Bedarf entwickelt, werden wir die Erweiterungsstufe natürlich bauen. Aber keinesfalls werden wir Überkapazitäten bauen.“

Ulrich Meyer, der Technische Geschäftsführer der Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL). Foto: Ralf Julke
Ulrich Meyer, der Technische Geschäftsführer der Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL). Foto: Ralf Julke

Was einen irgendwie an die parallelen Strategien bei LVB und SWL erinnert: Man baut lieber vorsichtig zu. Teilweise gezwungen durch die knappen Investitionsgelder, teilweise aber auch sichtlich vorsichtig durch die ständig kreisenden Diskussionen in Leipzig, in denen neue Entwicklungen immer schon wieder zerredet werden, wenn sie kaum mal in einem Plan beschlossen sind.

Und nicht nur für 720.000 Einwohner wolle man sich im Rosental alle Optionen offenhalten, betont Meyer. Denn die Prognose der 720.000 Einwohner gilt ja nur für 2030. Was aber ist danach? Was passiert, wenn die Konzentrierung der Metropolkerne immer weitergeht und Leipzig nicht nur 700.000 Einwohner beherbergt, sondern 800.000?

Auch dafür werde man entsprechende Kapazitäten einkalkulieren, sagt Meyer. Letztlich böte das Klärwerk im Rosental Spielraum, die Abwasser für bis zu 870.000 Einwohner zu klären. Natürlich grundlegend mit den 2020/2021 geplanten notwendigen Investitionen von 80 bis 85 Millionen Euro, die in zwei Jahresscheiben finanziert werden sollen. Und den Erweiterungen, die dann möglich wären. „Aber das schauen wir uns dann wirklich genau an, bevor wir dazubauen“, sagt der Geschäftsführer. Schon der Umbau des Klärwerks 2020/2021 wird das größte Einzelinvestitionsprojekt, das die Leipziger Wasserwerke in den letzten 30 Jahren angepackt haben.

 

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Einfach schön, so einen Text zu lesen.
Hier stellt sich ein verantwortungsvoller Akteur unserer Gesellschaft vor, der offensichtlich weiß, was er tut.
Unaufgeregt von statistischen Wahrscheinlichkeiten und parteipolitischen Befindlichkeiten Einzelner, aktuell das Notwendige tun und gleichzeitig für die Zukunft planen und immer auch die Umwelt im Blick.
Im Sinne der Menschen und ihrer Stadt.
Da kann man auch glauben, dass die Mittel dazu nach Erfordernis eingesetzt werden und es bleibt nicht das ungute Gefühl zurück, dass es um ein möglichst hohes Auftragsvolumen für irgendeine Baufirma geht.

Kompetenz und Sachverstand zum Wohle unserer Gesellschaft, bitte mehr davon.

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