Das ist frech. Richtig frech - und deshalb auch richtig gut, was die kleine Stadt Eilenburg an der Mulde da anstellt. Angekündigt hatte es Ralf Scheler, Oberbürgermeister der 15.000-Einwohner-Stadt im Leipziger Nordosten, ja schon zum Jahreswechsel. Jetzt macht die Stadt mit S-Bahn-Anschluss ernst und wirbt zum Heimischwerden in der „Lieblingsstadt Eilenburg“. Und das Frechste klebt drunter: „Das Beste an Leipzig.“

„Wir haben die einmalige Chance, vom Leipzig-Wachstum zu profitieren und wollen unsere liebenswürdige Kleinstadt mit ihren Vorteilen als Wohnstandort gemeinsam bewerben.“ So verdeutlichte Oberbürgermeister Ralf Scheler in der letzten Sitzung des Stadtrates am 6. Juni das Ziel der Wohnstandort-Kampagne „Lieblingsstadt Eilenburg – Das Beste an Leipzig“, die durch Michael Rücker, dem Geschäftsführer von W&R Immocom vorgestellt wurde.

Wie andere Gemeinden und Städte ist auch die Stadt Eilenburg vom demografischen Wandel und dem damit verbundenen Einwohnerrückgang sowie aufkommendem Fachkräftemangel betroffen. Auch 2014 war die Einwohnerzahl weiter von 15.487 auf 15.392 zurückgegangen. Noch konnte die Stadt ihre Anbindung ans Mitteldeutsche S-Bahn-Netz nicht ausspielen. Aber die Nähe zu Leipzig, das mittlerweile aus allen Nähten zu platzen droht, bringt alle Städte mit direktem S-Bahn-Anschluss natürlich in eine komfortable Position. Das muss man nutzen und bewerben.

Deshalb soll mittels einer mehrjährigen Werbekampagne auf die Vorzüge der Stadt Eilenburg als alternativer und attraktiver Wohnstandort zu Leipzig aufmerksam gemacht werden, um somit mehr Einwohner und Fachkräfte zu gewinnen. Durch die Kampagne soll auch der Bekanntheitsgrad der Stadt gesteigert werden. Das Vorhaben, das gemeinsam mit Unternehmern aus Eilenburg gestartet wird, rückt die Standortvorteile von Eilenburg in der Region in den Fokus.

Mit der Arbeit an der Kampagne wurde bereits im Frühjahr 2015 begonnen. Bereits im letzten Jahr wurde die Agentur W&R Immocom mit dem Konzept beauftragt. Im Rahmen der Konzeptionierung gab es schon mehrere Workshops mit den lokalen Unternehmen, der Stadtverwaltung sowie der beauftragten Agentur.

Im vergangenen Stadtrat am 6. Juni hat der Geschäftsführer der Agentur W&R Immocom, Michael Rücker, den aktuellen Stand zur Wohnstandort-Kampagne vorgestellt. Er erklärte den Anwesenden noch einmal die Ausgangssituation und gab die Zielgruppe der Kampagne bekannt. Diese zielt im Wesentlichen auf junge Familienwanderer ab.

Die gesamte Wohnstandort-Kampagne wird unter dem Namen „Lieblingsstadt Eilenburg – Das Beste an Leipzig“ laufen. Passend dazu enthüllte Michael Rücker das dazu gestaltete Logo. Die Lieblingsstadt Eilenburg hat bereits eine eigene Website hierfür in Arbeit sowie eine Fanpage auf Facebook. Der Claim „Das Beste an Leipzig“ soll die Nähe zu Leipzig widerspiegeln, denn in nur 20 min mit S-Bahn oder in ähnlicher Distanz mit dem Auto ist die Großstadt zu erreichen.

Die Kampagne soll die Vorzüge der Kleinstadt in der Nähe von Leipzig bewerben und die Wohnraum- und Grundstücksangebote von Eilenburg präsentieren. Den Leipzigern, vielleicht auch den Neu-Leipzigern, und den Interessierten aus der Region soll Eilenburg als Alternative bekannt gemacht werden. Der liebenswürdige Wohnstandort Eilenburg mit seiner sehr guten Infrastruktur, reichhaltigen Kultur- und Freizeitangeboten und der ruhigen Naturidylle bietet gleichzeitig in 20 min S-Bahn-Fahrt Hochkultur und alle Großstadtvorteile.

Den Anwesenden wurde verständlich gemacht, dass nur durch das Mitwirken der Immobilienbranche, lokaler Unternehmen und den Stadträten eine so groß angelegte Kampagne vorangetrieben und wachsen kann. Demnächst startet dann die Hauptkampagne mit Plakataktionen, intensiver Pressearbeit, den Ausbau von Onlinepräsenzen sowie der Teilnahme an Kongressen und Symposien. Die Stadträte und die anwesenden Besucher traten der Kampagne positiv entgegen. Der Tierparkverein Eilenburg e.V. sowie der Eilenburger Burgverein e.V. sicherten spontan ihre Unterstützung zu. Auch der Tourismus- und Gewerbeverein Eilenburg e.V. steht hinter dieser Aktion.

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Wenn die Umlandgemeinden so “frech” von Leipzig profitieren und versuchen, (potentielle) Einwohner (und damit Steuereinnahmen) von Leipzig abzuziehen, sollte Leipzig mal darüber nachdenken, ob man die Gemeinden dafür nicht irgendwie zur Kasse bitten kann, um nicht allein auf den Kosten für das “Leipzig-Wachstum” sitzen zu bleiben…

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