Seit mehr als zehn Jahren hat Leipzig einen City-Tunnel und ist damit das Herz des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes. Das sollte eigentlich schnurren wie ein Rädchen, damit Millionen Fahrgäste problemlos an ihr Ziel kommen. Doch nicht alle Fahrgäste sind fit für steile Treppen. „Immer wieder fallen Fahrstühle an den Haltepunkten der S-Bahn aus. Die Nutzer sind dann auf Rampen angewiesen, welche es häufig nicht mal gibt“, stellte die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat in einer Anfrage fest.

Und streifte damit ein Thema, mit dem sich Kollege Thomas Köhler an dieser Stelle ebenfalls beschäftigte. Nur mit dem Fokus auf das Netz der S-Bahn-Stationen insgesamt.

Seine Antwort hat das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) mit einer Zuarbeit des Zweckverbands für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) als Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr erstellt. Denn das S-Bahn-Gebiet geht ja weit über Leipzigs Stadtgrenzen hinaus.

„Für die Aufzugsanlagen an den Bahnhöfen ist die DB InfraGO AG, Bereich Personenbahnhöfe zuständig. Der ZVNL steht dabei im ständigen Kontakt mit dem Betreiber, da die Gewährung von barrierefreien Reiseketten für mobilitätseingeschränkte Personen eine sehr hohe Priorität besitzt und Maßnahmen hierzu aktiv unterstützt werden“, betont das VTA in seiner Antwort.

„Nach vermehrten Ausfallmeldungen mit langen Fristen seit Beginn des Jahres, wurde mit Stand 01.03.2024 nur noch ein Aufzug in Neukieritzsch mit Ausfall gemeldet.“

Stufenfrei auf den Bahnsteig

Dabei gibt es an einigenStationen noch deutlichen Nachholbedarf bei der Barrierefreiheit, heißt es in der Antwort: „Aktuell sind 21 Stationen (= 20 %) nicht stufenfrei erreichbar. Hier sind auch Stationen enthalten, deren Zuwegung höhengleich möglich ist, wo aber der Ausbau nicht normgerecht erfolgte. Dabei handelt es sich insbesondere um Altanlagen mit Reisendenübergängen sowie sehr lange Zuwegungen zum zweiten Bahnsteig. Ausschließlich über Treppen erreichbar sind insgesamt neun Stationen.

Durch die Ausstattung mit entsprechenden Anlagen bzw. aufgrund der natürlichen Einbindung in das vorhandene Gelände sind 83 Stationen (= 80 %) stufenfrei begehbar. Das heißt konkret:
20 Stationen über Rampen; 31 Stationen mit Aufzügen; 2 Stationen mit Aufzug und Rampe, aber jeweils an verschiedenen Bahnsteigen; 30 Stationen höhengleich zur angrenzendem Zuwegung.

Die Kombination Aufzug und Rampe für den gleichen Bahnsteig gibt es im Verbandsgebiet des ZVNL nicht.“

Wobei die Version Rampe, wo möglich, bevorzugt wird. Deng vom Thema Vandalismus kann auch die Bahn ein Lied singen: „Rampen beanspruchen in ihrer Ausführung einen großen Platzbedarf, der aufgrund baulicher Begrenzungen, insbesondere an Mittelbahnsteigen, nicht überall vorhanden ist. Zudem sind Rampen in Ihrer Ausführung wesentlich kostenintensiver als Aufzüge, was sicherlich einer der Gründe dafür ist, dass ein Aufzug nicht in Kombination mit einer Rampe errichtet wurde.

Rampen sind dafür wesentlich vandalismusresistenter. Aus diesem Grund fiel z. B. bei der kürzlich realisierten Grunderneuerung der Verkehrsstation Borna die Entscheidung zugunsten von Rampen und gegen Aufzüge. Dieses bedeutet dann aber auch einen längeren Fußweg mit Neigung von (normgerechten) 6% zum Bahnsteig.“

2023 deutlich mehr Ausfalltage

Aber wie viel Ausfalltage gab es in den Jahren 2022 und 2023 bei den Aufzügen, wollte die CDU-Fraktion auch noch gern wissen.

Nach den Status-Angaben der Deutschen Bahn (DB) ergibt sich folgende durchschnittliche Verfügbarkeit von Aufzügen im Gebiet des ZVNL:
2022    97 %     dabei rd. 11 Ausfalltage je Aufzug
2023    94 %     dabei rd. 22 Ausfalltage je Aufzug

Was dann aber eben für viele Reisende in diesen Tagen bedeutete, dass sie nicht auf den Bahnsteig gelangten. Aber was können sie dann tun?

Viele andere Möglichkeiten gibt es dann nicht, teilt das VTA mit: „Die Stationen sind während dieser Zeit leider nicht barrierefrei. Als Alternative wird auf die nächste barrierefreie Haltestelle verwiesen, wobei sich Reisende über die Verbindungsauskunft der DB im Internet informieren können, der Betriebszustand der Aufzüge kann auch direkt über https://www.bahnhof.de abgefragt werden, über die App ‚DB Bahnhof live‘ und über die Mobilitätsservice-Zentrale (MSZ) der DB.“

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