Oft beschweren sich Menschen mit Behinderungen über die Zugänge zu Bahnhöfen, auch S-Bahn-Haltepunkten, in Leipzig. Aufzüge funktionieren über längere Zeit nicht, alternative Zugänge wie Rampen sind teilweise nicht vorhanden oder in schlechtem Zustand. Besonders für Menschen, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind, sind Treppen nicht nutzbar. Wir haben also bei der Bahn, konkret bei der DB Station & Service AG nachgefragt, die für die Bahnhöfe zuständig ist.

Die erste Auskunft, die wir bekamen, war: „Seit 1. Januar 2024 ist das Unternehmen DB Station & Service AG in die neu gegründete DB InfraGO AG aufgegangen.“ Das muss man wissen, es findet sich nur schwer.
Kommen wir zu den Fragen.

In einigen Leipziger S-Bahnhöfen wird der barrierefreie Zugang ausschließlich mit Aufzügen gewährleistet, beispielhaft Leipzig-Möckern → stadtauswärts und Leipzig-Gohlis. Es kommt zeitweilig zu Ausfällen der Aufzüge, die mehrere Tage andauern, welche Alternativen (Rampe o.ä.) sind möglich bzw. bereits in Planung?

Barrierefreie Bahnhöfe werden so gebaut und ausgestattet, dass alle Reisenden den Zugang zum System Bahn nutzen können. Da, wo der Zugang zu den Bahnsteigen durch Über- oder Unterführungen mit Treppen erfolgt, unterstützen Aufzüge oder lange Rampen die stufenfreie Zugänglichkeit. Zurzeit sind deutschlandweit 82 Prozent aller rund 5.400 Stationen (87 Prozent der Bahnsteige) über stufenfreie Zugänge erreichbar.

Damit gelangen rund 93 Prozent der Reisenden stufenlos zum Bahnsteig. Stationen bzw. Bahnsteige, die bereits bedarfsgerecht barrierefrei erreichbar sind, erhalten grundsätzlich keine zusätzlichen und/oder alternativen Zugangsanlagen.

Das kann man so verstehen, dass dort, wo es einen Aufzug gibt, keine Rampe gebaut wird. Egal ob es möglich wäre.

Vor allem in Innenstadtbereichen gibt es häufig keinen Platz für einen Rampenanlagenbau. Unser Ziel ist eine sehr hohe Verfügbarkeit, d.h. Funktionsfähigkeit, für die Reisenden unserer Anlagen zu gewährleisten. Ein automatisiertes Störmeldesystem und eine schnellstmögliche Reparatur tragen dazu bei sowie der Austausch von Förderanlagen nach Ablauf der erbrachten Betriebs- und Nutzungszyklen.

Längere Ausfallzeiten entstehen bedauerlicherweise hauptsächlich aufgrund von Vandalismusschäden. Auch hier sorgen wir dafür, dass unsere Anlagen resilient gebaut werden.

Im Falle des Aufzugausfalles kann der Service der Mobilitäts-Servicezentrale den mobilitätseingeschränkten Reisenden weiterhelfen. Im Stadtgebiet Leipzig kann das auch die alternative Nutzung des ÖPNV sein, in der Region gibt es die Bindung lokaler Taxiunternehmen für den Transport.

Bei einer Reisebuchung via Mobilitäts-Servicezentrale werden entsprechende Ausfälle der fördertechnischen Anlagen berücksichtigt und es wird versucht eine Alternative zu buchen/finden. Über https://www.bahnhof.de/ ist die Verfügbarkeit der Aufzüge in Echtzeit prüfbar.

Einige Rampen, hier beispielhaft Karlsruher Straße → stadtauswärts, sind in mäßigem Bauzustand und nachts nicht optimal beleuchtet. Ist für diese Abhilfe in Planung?

Die beiden Rampen an der Station Karlsruher Straße in einem gut nutzbaren Zustand. Die Ausleuchtung aller Verkehrsstationen inkl. Zuwegungen sind aufgrund Sicherheit auf einem hohen Niveau standardisiert und unterliegen hohen Anforderungen u.a. an Helligkeit, Gleichmäßigkeit sowie Blendung von Zugführern und Fahrgästen. Zu beachten ist, dass die Rampen sich an das öffentliche Wegenetz anschließen, welches nicht in der Hoheit der DB ist.

Im Falle des S-Bahnhofs Karlsruher Straße stimmt das, wir haben das überprüft. Die Rampe zum Bahnsteig ist in Ordnung und gut beleuchtet. Die Rampe von der Kiewer Straße zu der bahneigenen Rampe ist größtenteils unbeleuchtet und in schlechtem Zustand. Diese gehört aber der Stadt Leipzig.

Rampe zum S-Bahn-Haltepunkt Karlsruher Straße. Foto: Thomas Köhler
Die Rampe zum S-Bahn-Haltepunkt Karlsruher Straße. Foto: Thomas Köhler

Wie viele S-Bahnhöfe sind mit Rampe und Aufzug, wie viele nur mit Aufzug bzw. nur mit Rampe ausgestattet?

37 Stationen im Leipziger Stadtgebiet sind entweder beidseitig über Zuwege, über eine Rampe (wie bspw. Leipzig Miltitzer Allee) oder Aufzüge erreichbar.

Die Antwort ist nicht ganz befriedigend, man muss hier davon ausgehen, dass es 37 Bahnhöfe gibt und alle auf eine der genannten Arten barrierefrei zugänglich sind.

 Welche Maßnahmen sind durch die DB Station&Service AG zur Verbesserung der Barrierefreiheit für die S-Bahnhöfe in Leipzig geplant?

Die Verkehrsstation Leipzig-Connewitz erhält einen barrierefrei nutzbaren Zugang aus dem öffentlichen Verkehrsraum Bornaische Straße. Dazu wird die bestehende Fußgängerbrücke verlängert. Der Umstieg vom ÖPNV zum SPNV wird damit erheblich verbessert. Bereits heute sind die Bahnsteige der Station über 2 Aufzugsanlagen erreichbar.

Fazit: Es sieht insgesamt nicht wirklich schlecht mit der Barrierefreiheit bei den Leipziger Bahnhöfen aus. Allerdings gibt es durchaus Verbesserungspotential, besonders beim Zusammenspiel Bahn und Stadt Leipzig, wie am Beispiel Karlsruher Straße zu sehen. Bei den Bahnhöfen wie Leipzig-Gohlis oder S-Bahnhof Möckern wäre ein alternativer barrierefreier Zugang, wie ein zweiter Aufzug, wünschenswert.

Was sagen unsere Leserinnen und Leser, wie barrierefrei sind die Leipziger Bahnhöfe und Haltepunkte?

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