Hat RB Leipzig ein Problem mit homophoben Fans? Während des Oberliga-Spiels der U23 am Sonntag, 19. Oktober, bei Lok Leipzig skandierten Anhänger im Gästeblock einen diskriminierenden Fangesang. Kein Einzelfall, welcher sich da im Bruno-Plache-Stadion ereignete.

Die Problemfans waren überwiegend schwarz gekleidet. Ein Trommler gibt den Takt vor. “Schwulenliebe ist okay”, singen die überwiegend jungen Männer im Chor. Und schieben nach: “Erfurt, Lok und HFC.” Einige RB-Supporter hüpfen, andere skandieren dazu freudig mit den Armen. Ein Youtube-Video dokumentiert das skandalöse Schauspiel.

Homosexualität wird zu einer negativen Eigenschaft verklärt, die den Anhängern der genannten Vereine zugeschrieben wird. Deren Anhänger sind nämlich nicht nur miteinander befreundet. Die meisten hassen auch RB Leipzig wie die Pest.

“Wir werden diese Vorfälle auswerten”, verspricht RB-Sprecher Sharif Shoukry. Das macht Sinn. Denn die homophoben Gesänge waren am Sonntag nicht zum ersten Mal zu hören. Beim schlecht besuchten Flutlicht-Test gegen Getafe war der Sprechchor aus der Fankurve sogar auf der Pressetribüne zu vernehmen. Diese befindet sich auf der Haupttribüne, mittig im Oberrang.

Auch viele RB-Anhänger stören sich an den diskriminierenden Gesängen. Der Fanverband, dem die Fanclubs und Ultra-Gruppen angehören, erörterte die Problematik zu Saisonbeginn. “Es ist sehr bedauerlich, dass kleine Teile der Fanszene solche Lieder singen”, findet David Grabow, der dem Fanverband vorsteht. Der überwiegende Teil der RB-Anhänger würde diese jedoch ablehnen.
“In einer früheren Sitzung des Fanverbandes wurde mit überwältigender Mehrheit beschlossen, dass solche Lieder zu Heimspielen nicht angestimmt werden. Bei Spielen außerhalb der Red Bull Arena scheinen sich einige Fans ausleben zu wollen und werfen den guten Geschmack über Bord”, so Grabow. Nach Informationen von L-IZ.de sollten Trommler und Vorsänger die Melodie, zu der die homophoben Sprechchöre erklingen, nicht mehr anstimmen. Der Deal hat am vergangenen Sonntag offenbar nicht funktioniert.

RB-Fans berichten gegenüber L-IZ.de, dass hinter den Gesängen vornehmlich jüngere Supporter stecken sollen. In sozialen Netzwerken verargumentieren diese die offene Diskriminierung als ausgelebte Emotionen. Zu ihnen zählt ein 23-Jähriger. Der Name des Mitglieds bei den tonangebenden “L.E. Bulls” ist der Redaktion bekannt. In seinem Facebook-Profil benutzt der Leipziger ein Userbild, auf dem die Embleme von Lok Leipzig, Hallescher FC und RW Erfurt zu sehen sind. Darüber der verschriftlichte Fangesang: “Schwulenliebe ist okay…”

Nach Informationen eines Insiders soll der junge Mann im Stadion schon mehrfach negativ aufgefallen sein. Am Sonntag hielt sich der RB-Fan im Gästeblock auf. Die “L.E. Bulls”, die sich in der Vergangenheit öffentlich gegen Homophobie positioniert haben, möchte den Azubi in Kürze zum Rapport bitten. Gegenüber L-IZ.de äußerte sich der Betroffene nicht zu den Vorwürfen.

Der DFB teilt die Haltung der homophoben RB-Fans glücklicherweise nicht. Der Verband verhängt in diesem Zusammenhang rigoros Geldstrafen und ermuntert die betroffenen Clubs, die Rechnungen an die Verursacher weiterzureichen. Das ist zivilrechtlich zulässig.

Außerdem dürfen die Vereine den “Fans” überörtliche Stadionverbote erteilen. Beides ist in der Praxis gang und gebe. So sprach Borussia Dortmund 2012 Mitgliedern einer Ultra-Gruppe Stadionverbot für drei Jahre aus. Die Betroffenen hatten im Westfalenstadion homophobe Spruchbänder entrollt. Der BVB musste 20.000 Euro Strafe zahlen.

Ob die Rasenballer wegen der diskriminierenden Fangesänge im Bruno-Plache-Stadion zur Kasse gebeten werden, steht noch nicht fest. Zuständig wäre das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbands. Dieser äußerte sich auf L-IZ-Anfrage bislang noch nicht zu der Frage, ob er ein Verfahren einleiten wird.

Daneben sind Dank der Fangruppe “Red Aces”, die das erwähnte Video anfertigte und ins Netz stellte, auch repressive Maßnahmen gegen einzelne RB-Fans im Rahmen des Möglichen. Denkbar wären Stadionverbote. Die Stadionordnungen von RB Leipzig und Lok Leipzig untersagen Besuchern nämlich explizit, diskriminierende Äußerungen zu tätigen. Zwar sind die Aufnahmen verfremdet. Trotzdem ist ein Beteiligter anhand weiterer Fotos leicht zu identifizieren. Der Mann trug nämlich eine auffällige Kopfbedeckung.

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