In seinem neuen Roman fragt Ralf Rothmann danach, wie ein von der Vergangenheit "überdunkeltes" Leben in einer "Gesellschaft der Überlebenden" (Svenja Goltermann) zu bestehen ist. Und er fragt danach, wie das, was die Davongekommenen erlebt haben, trotz ihres Schweigens die nachfolgende Generation prägt.

Frühjahr 1945, Norddeutschland. Der siebzehn Jahre alte Melker Walter Urban ist überzeugt davon, dass er für den Krieg nicht zu gebrauchen sei, denn er habe schon bei den Hitlerjungen danebengeschossen. Zudem gäbe es keinen Krieg ohne Milch. Für seinen gleichaltrigen Freund Friedrich, genannt “Fiete”, Caroli sind jene, die noch immer an den Sieg glauben, “alles Idioten”. Aber es hilft nichts: Bei Tanz und Bier werden auch sie kurz vor dem Ende zwangsrekrutiert. “Na, scheiß drauf! Komm, lass uns sterben gehen”, lautet Fietes trotziger Kommentar.

Rasch geraten die beiden Jungen in das Grauen des Krieges. Fiete desertiert, wird gefasst und als er erschossen werden soll, muss auch Walter auf ihn zielen. Was bleibt, sind Walters lebenslanges Schweigen, ein seltenes Lächeln, hartes Arbeiten, Schwermut, Alkohol und Einsamkeit inmitten der eigenen Familie.

Ralf Rothmann wurde 1953 in Schleswig geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf und lebt seit 1976 in Berlin. Für seine Werke wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2013) und dem Kunst- und Kulturpreis der deutschen Katholiken (2014).

Leipzig, Haus des Buches, Literaturcafé. Freitag, 11. September 2015, 19:30 Uhr. Moderation: Sibille Tröml. Eintritt: 4 / 3 Euro. Veranstalter: Sächsischer Literaturrat e.V., Kuratorium Haus des Buches / Literaturhaus Leipzig. Reservierungen unter 0341 / 350 59 61.

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