Studie von ADFC und Verkehrswende Leipzig: Leipzig hat zu wenige Fahrradübungsplätze
Radfahren ist für Kinder in Leipzig selbstverständlich. Die Radfahrausbildung findet große Zustimmung und die Kinder sind hoch motiviert. Trotzdem zeigt eine neue Studie deutliche Mängel bei der Verkehrserziehung. Es fehlen geeignete Übungsplätze, gut geschultes Personal und klare Kommunikation.
Die am 11. Dezember veröffentlichte Studie „Radfahrausbildung in Leipzig“ verdeutlicht, dass die Ausbildung in vielen Bereichen reformbedürftig ist. ADFC Leipzig und Verkehrswende Leipzig fordern daher konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung, um einen wirksamen Beitrag zur Vision Zero zu erreichen.
Die Radfahrausbildung ist fester Bestandteil des Lehrplans sächsischer Grund- und Förderschulen. Im Sachunterricht soll die Theorie vermittelt werden.
Speziell geschulte Polizeikräfte sind dafür zuständig, die praktische Ausbildung auf Übungsplätzen oder in geeigneten Hallen durchzuführen. Ziel ist es, Kinder zu befähigen, sich sicher und selbstständig mit dem Rad im Straßenverkehr zu bewegen.
Fast jedes Kind in Leipzig besitzt ein Fahrrad, die meisten nutzen es regelmäßig – oft auch auf dem Schulweg. Dennoch schätzen Eltern die Verkehrssicherheit ihrer Kinder als unzureichend ein: Gerade einmal 13 % haben ein gutes Gefühl, wenn ihr Kind am Straßenverkehr teilnimmt.
Die Diskrepanz zwischen hoher Motivation und geringer Sicherheitseinschätzung zieht sich wie ein roter Faden durch die Ergebnisse.
96 % der Befragten halten die Radfahrausbildung für wichtig oder sehr wichtig, kritisieren jedoch vor allem den geringen Umfang und die mangelnde Qualität der praktischen Ausbildung – es fehlt an Zeit, pädagogischer Begleitung und realitätsnahen Bedingungen.
In manchen Schulen findet laut Umfrage gar keine praktische Ausbildung statt – häufig wegen Personalmangels oder fehlender Übungsplätze.
Zu wenige Fahrradübungsplätze
In Leipzig gibt es derzeit sechs Fahrradübungsplätze, von denen fünf auf Schulhöfen liegen und nicht öffentlich zugänglich sind. Einige sind zudem sanierungsbedürftig oder schlecht erreichbar. Für die zehn Leipziger Stadtbezirke ist dies deutlich zu wenig.
69 % der Befragten und 78 % der Ausbilder sehen hier dringenden Handlungsbedarf. Bereits 2022 beschloss der Stadtrat die Suche nach geeigneten Flächen sowie den Bau einer wetterunabhängigen Übungshalle, doch bislang wurde dieser Beschluss nicht umgesetzt.
„Damit alle Kinder sicher Radfahren lernen können, braucht Leipzig ausreichend Übungsplätze – idealerweise in jedem Stadtteil. Der Beschluss zur Übungshalle muss endlich umgesetzt werden“, fordert Anne Schumann, Vorstandsvorsitzende des ADFC Leipzig.
71 % der Eltern fühlen sich unzureichend über Ablauf, Inhalte und Zuständigkeiten der Radfahrausbildung informiert – viele wissen nicht, wer diese an der Schule ihres Kindes durchführt. Die Studie fordert deshalb eine frühere und klarere Kommunikation, etwa über Elternabende, Schulwebseiten oder eine zentrale Informationsplattform, idealerweise ergänzt um eine Übersicht der Übungsplätze in Leipzig.
Gute Öffentlichkeitsarbeit stärkt den gesellschaftlichen Stellenwert der Ausbildung und sensibilisiert andere Verkehrsteilnehmer sowie Verkehrsplaner und Entscheidungsträger für die kindlichen Belange.
Vision Zero
Trotz der Defizite überwiegt die Begeisterung: 90 % der Kinder hatten Spaß an der Ausbildung, zwei Drittel der Eltern sind grundsätzlich zufrieden.
Viele wünschen sich jedoch eine intensivere und praxisnähere Ausbildung. Um das zu erreichen, braucht es vor allem ausreichend gut geschultes Personal – etwa zusätzliche Polizeibeamte sowie eine stärkere Einbindung gemeinnütziger Organisationen.
Ebenso wichtig ist, dass Kinder genügend Zeit zum praktischen Üben erhalten. Ohne qualifiziertes Personal und regelmäßige Übungsmöglichkeiten kann die Radfahrausbildung ihren Anspruch nicht erfüllen.
Eine hochwertige Radfahrausbildung ist ein wesentlicher Baustein für die Vision Zero – das Ziel, schwere und tödliche Verkehrsunfälle zu vermeiden.
Da Kinder im Straßenverkehr besonders gefährdet sind und häufig noch wenig Erfahrung besitzen, stärkt eine gute Ausbildung grundlegende Fähigkeiten wie Regelkenntnis, sichere Fahrmanöver und das Einschätzen von Verkehrssituationen.
Damit ist die Radfahrausbildung nicht nur eine pädagogische Aufgabe, sondern ein zentraler Bestandteil kommunaler Verkehrssicherheitsarbeit und ein konkreter Beitrag zur Umsetzung der Vision Zero.
„Leipzig braucht eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Radfahrausbildung – nicht nur auf dem Papier, sondern in der Praxis“, fasst Daniel Obst von der Initiative Verkehrswende Leipzig die Ergebnisse zusammen. „Jedes Kind sollte die Chance haben, sicher und selbstständig mit dem Rad unterwegs zu sein.“
Das Rätsel Alexander Eichwald: Ein politischer Spiegelmoment
Es gibt Momente, in denen die politische Bühne für einen Augenblick aus der Zeit fällt. Ein junger Mann tritt ans Pult, richtet sich auf, holt tief Luft – und spricht, als sei er aus einer anderen Epoche herübergestolpert. Alexander Eichwald hat auf dem AfD-Gründungskongress der „Generation Deutschland“ nicht einfach eine Rede gehalten; er hat ein Rätsel produziert, das nun wie ein Splitter im kollektiven Auge steckt. Man reibt sich und fragt: Was genau habe ich da gesehen?
Zwei Wochen nach diesem Auftritt bleibt die zentrale Frage ungelöst: Was wollte er damit? Die Interpretationen überschlagen sich, doch seine Intention bleibt bemerkenswert unklar.
Erste Analysen deuten jedenfalls darauf hin, dass weder klassische Satire noch Humor oder eine Provokation aus dem linken Spektrum wahrscheinlich sind. Zu konsistent ist der Pathos, zu wenig gebrochen der Vortrag, zu eindeutig das ästhetische Zitat, als dass es sich um kalkulierte Ironie handeln könnte.
Die Parodie, die zu ernst klang
Denn das, was dort gesagt wurde, ließe sich mit historischen Schlagworten beschreiben. Aber die Art, wie es gesagt wurde, rutschte in eine Sphäre, in der Ernst und Parodie so eng beieinanderliegen, dass sie sich gegenseitig verschlucken.
Es war, als sei jemand in eine Rolle geschlüpft, die längst auf den Dachboden der Geschichte verbannt gehört – und hätte sie, ohne jede ironische Brechung, mitten ins helle Licht eines Jugendkongresses getragen.
Die Szene hatte etwas von einem schlechten Theaterstück, allerdings einem, bei dem man nicht weiß, ob der Schauspieler seinen Text falsch verstanden hat oder das Publikum.
Das rollende „R“, der archaische Pathos, das knöcherne „Parteigenossen“ – alles wirkte ein wenig zu bewusst, zu dramatisch, zu einstudiert, um einfach nur unglücklich zu sein. Und doch zu ernst, zu konsequent durchgehalten, um ein Witz zu sein.
Was, wenn es ernst gemeint war?
Gerade diese Uneindeutigkeit bildet den Kern des Rätsels: eine Rede, die aussieht wie eine Parodie und klingt wie ein Fanal. Ein junger Mann, der auftritt wie ein Statist aus einem Propagandafilm, jedoch mit einer Überzeugung, die kein Regisseur mehr in der Hand hat.
Eine politische Bühne, die plötzlich wirkt wie ein Spiegelkabinett, in dem unklar bleibt, ob man die Originalfigur sieht oder nur ihre verzerrte Reflexion.
Nimmt man jedoch an, dass es tatsächlich ernst gemeint war, eröffnen sich mehrere Deutungsebenen. Eine erste versteht die Rede als Ausdruck einer ideologischen Sozialisation, die historische Ästhetiken nicht als Warnsignal, sondern als Ressource begreift – ein Beispiel dafür, wie sich kollektive Gedächtnisse nicht nur bewahren, sondern auch verformen können.
Eine zweite Lesart verbindet Ideologie mit Aufmerksamkeitsökonomie. In ihr greifen Überzeugung und Kalkül ineinander. Dass sowohl die Süddeutsche Zeitung als auch Die Zeit andeuten, Eichwald wolle sich eine öffentliche Erklärung oder „Auflösung“ seiner Rede bezahlen lassen, schärft diesen Blick zusätzlich.
Aufmerksamkeit erscheint dann als politische Währung, und die Grenze zwischen Bekenntnis und Selbstvermarktung verschwimmt.
Eine dritte Möglichkeit folgt der Logik strategischer Verwirrung: jenem Prinzip, so viele ästhetische, emotionale und rhetorische Überlagerungen zu erzeugen, dass jede klare Deutung unmöglich wird. Das Ziel wäre weniger Zustimmung als eine kollektive kognitive Erschöpfung – ein Zustand, in dem die Wirklichkeit selbst unscharf wird.
Und schließlich bleibt die Vorstellung eines privaten Experiments: eines jungen Mannes, der – getrieben von Neugier, Übermut oder Verzweiflung – die Bühne als Versuchsfeld nutzt und damit unfreiwillig die Verletzlichkeit politischer Symbolwelten freilegt. In dieser Perspektive ist die Rede kein Bekenntnis, sondern ein Stresstest der Öffentlichkeit.
In diesen Deutungen begegnen sich zwei Dynamiken: die Sehnsucht nach Eindeutigkeit und die moderne Erfahrung, dass politische Wirklichkeit zunehmend aus Inszenierungen besteht, die man weder ganz glauben noch ganz verwerfen kann. Eichwalds Rede wirkt wie ein Testfall dafür, wie fragil unsere Kriterien für das „Ernsthafte“ geworden sind.
Gerade in einer Demokratie, die politische Ernsthaftigkeit lange als gemeinsame Grundlage verstand und nun weltweit beobachten muss, wie sich dieses Verständnis in Richtung populistischer oder autokratischer Formen verschiebt, erhält ein solcher Moment seine besondere Schärfe.
Das Rätsel ohne Lösung – aber mit Bedeutung
Vielleicht ist gerade dies das eigentliche Kunststück dieser unfreiwilligen Inszenierung: Sie legt offen, wie dünn die Membran zwischen Vergangenheit und Gegenwart geworden ist. Wie schnell eine politische Bewegung, die sich gern „bürgerlich“ nennt, in ästhetische Abgründe kippt.
Und wie irritiert die Öffentlichkeit reagiert, wenn Extremismus nicht mehr als grimmiges Drohgebäude erscheint, sondern als unfreiwillige Groteske.
Das Rätsel Eichwald ist also keines, das nur auf eine Lösung wartet. Es ist ein Rätsel, das auch eine Diagnose stellt. Es zeigt eine Jugendorganisation und eine Partei, die erschrickt, wenn jemand in einem unkonventionellen Format ausspricht, was an ihrer Mitte längst akzeptiert ist; und ein Land, das manchmal nicht weiß, ob es lachen oder frösteln soll, wenn sich die Geschichte im falschen Kostüm zurückmeldet.
Vielleicht wird man später sagen, diese Rede sei kein Unfall, sondern ein Symptom – ein kurzer Moment, in dem die politische Gegenwart ihre eigene Maskerade erkannte und erschrak.
Oder man wird sagen, es sei nur ein junger Mann gewesen, der seine Rolle zu ernst nahm. Doch das größere Rätsel bleibt bestehen: Warum wirken die Schatten der Geschichte plötzlich wieder so nah, dass selbst ihre Karikaturen beklemmend real erscheinen?
Torgau und seine Huldigungen gegenüber dem Landesherrn: Was Huldigungen über Macht und Autonomie erzählen
Es ist eigentlich eine sehr heutige Geschichte, die die Historikerin Ines Elsner in dieser Schrift für den Torgauer Geschichtsverein aufblättert, auch wenn Städte in Sachsen heute ihrem Landesherrn nicht mehr huldigen müssen. Hoppla. Autsch. Doch. Müssen sie.
Manchmal braucht es ein Stück Forschung aus feudalen Zeiten, damit wir ein Stück unserer eigenen feudalen Wirklichkeit sehen und die ganz und gar nicht feinen Fäden der Macht, mit denen Städte in Sachsen ihrem Landesherrn untertänig sind. Selbstbestimmung sieht anders aus. Vielleicht sollten wir doch wieder huldigen?
Einfach deshalb, damit auch das auf dem Markt versammelte Volk sieht, wer im Staat das Geld und die Macht verwaltet. Und diese Macht auch ausnutzt, um den Städten im Land zu zeigen, wer hier eigentlich die Dukaten verteilt.
Die Zeiten, da sächsische Landesherren zumindest noch das Gefühl hatten, dass sie auf die Unterstützung ihrer Städte angewiesen waren, sind vorbei. Verschwunden in einer trockenen Bürokratie, die hierarchisch nur noch von oben nach unten denkt.
Eine zwischengeschaltete Landesbehörde sorgt dafür, dass die Städte der geplagten Regierung gar nicht erst auf den Keks gehen. So macht man Macht unsichtbar und lässt gegenseitige Abhängigkeiten hinter dem Vorhang verschwinden.
Da lohnt es sich schon, mit der Historikerin Ines Elsner ein Gebiet zu erkunden, das in der sächsischen Geschichtsforschung bisher recht unterbeleuchtet war: nämlich das der Huldigungen. Im speziellen Fall: der Huldigungen der Torgauer gegenüber den jeweils neuen Landesherren.
Denn wenn der alte Fürst gestorben war, trat der neue nicht einfach bedingungslos seine Nachfolge an. Dazu war sowohl den Fürsten als auch ihren Untertaten viel zu klar, dass Herrschaft zuallererst ein Rechtsverhältnis darstellt, bei dem nicht nur die Städte und Bürger dem Fürsten Gefolgschaft, Treue und Unterstützung schuldig waren, sondern der Fürst seinen Städten auch Schutz und die Gewähr von Privilegien, Freiheiten und Gewohnheiten schuldig war.
Macht-Ungleichgewichte
Es war ein fein austariertes Macht-Ungleichgewicht, in dem sich die Rolle der Städte durchaus verändern konnte und sie dem Landesherrn mehr Freiheit abtrotzen konnten. Aber auch das Ausschlagen zur anderen Seite war möglich und ist auch an den Torgauer Huldigungen gegenüber den Landesherren seit 1464 ablesbar.
Das ist der Zeitraum, der in den Archiven des Landes aktenkundig ist, in besonders gut dokumentierten Huldigungen oft sogar doppelt – in Torgau und in Weimar bzw. Dresden.
Aus der heutigen Sicht sieht es dann zwar immer so aus, als hätten die Räte der Städte sich einfach nur vor dem neuen Herrn tief verbeugen und am Ende froh sein müssen, wenn er so gnädig war, ihre alten Rechte zu bestätigen.
Aber Ines Elsner schildert anhand der verschiedenen Huldigungen, dass die Sache komplexer war, auch wenn jedes Mal der neue Landesherr im Mittelpunkt stand, mit großem Aufgebot um die Stadt ritt und dann in der Stadt feierlich empfangen wurde.
Und in fast alle Fällen fand dann die eigentliche Huldigung im Schloss Hartenfels statt, also am Ort des Landesherrn, nicht im Rathaus, wo die städtische Macht zu Hause war. Aber die Huldigungen unterschieden sich, kann Ines Elsner belegen.
Bis ins 17. Jahrhundert ist dabei durchaus zu konstatieren, dass auch die Stadt Torgau selbstbewusster wurde. Was nicht ganz selbstverständlich war, denn bis 1546 gehörte Torgau ja zum Kurfürstentum der Ernestiner, Hartenfels war von ihnen zur prächtigen Residenz ausgebaut worden.
Doch nach der Niederlage im Schmalkaldischen Krieg wanderte nicht nur die Kurwürde zu den Albertinern, auch Torgau wurde nun Teil des albertinischen Sachsen und verlor seinen Status als Residenzstadt.
Was noch nicht bedeutete, dass Torgau in der Unsichtbarkeit verschwand. Im Gegenteil: Bis zur Huldigung für Johann Georg I. im Jahr 1611 erlangte Torgau eine gewisse Eigenständigkeit und konnte sie auch im Huldigungsakt dem Fürsten gegenüber selbstbewusster zeigen.
Doch das war dann tatsächlich schon der Höhepunkt Torgauer Autonomie. Der Dreißigjährige Krieg und das neue Machtverständnis der Wettiner im Barock bereiteten dem ein Ende. Die Huldigungen wurden prächtiger, aber die jeweilige Organisation macht deutlich, dass von Augenhöhe der Torgauer Ratsmitglieder mit dem glanzvollen Fürsten keine Rede mehr sein konnte.
Herrschaft sichtbar gemacht
Im 18. Jahrhundert fanden dann die klassischen Huldigungen auch irgendwie sang- und klanglos ein Ende. Und damit ein mittelalterliches Instrument, mit dem die Wettiner im Grunde jedes Mal zu ihrem Regierungsantritt die rechtliche Grundlage ihrer Herrschaft anschaulich für ihr Untertanen legten.
Dazu reisten sie vor allem in die großen und wichtigen Städte ihres Herrschaftsbereiches und nahmen dort nicht nur die Huldigung der Räte und der Bürger entgegen, sondern auch die der lokalen Ritterschaft und der Geistlichkeit.
So wurde nicht nur Macht für alle erlebbar und greifbar, sondern auch die Rechtsbasis dieser Macht. Alles organisiert in einem großartigen Schauspiel. Und die Städte überreichten dabei auch kostbare Geschenke, von denen einige heute noch im Grünen Gewölbe in Dresden zu besichtigen sind.
19 Huldigungen konnte Ines Elsner in den Aktenbeständen finden, manche geradezu detailliert beschrieben, sodass sich auch kleinste Veränderungen ausmachen lassen.
Vor allem in den Orten der Huldigungen. War bis 1592 allein Schloss Hartenfels Ort der Huldigung, so verlagerte sich ein Teil davon in den Folgejahren zunehmend auch in den städtischen Raum, was Elsner wohl zu Recht als eine zunehmende Souveränität der Stadt Torgau interpretiert.
Wobei es ja nicht nur den einen Huldigungsakt gab, sondern für jede huldigende Gruppe einen eigenen. Dazu noble Festessen mit klar abgestimmter Rangfolge. Alles schon im Vorfeld von der Kanzlei des Fürsten vorbereitet und ausgehandelt.
Hier fanden die wichtigsten Abstimmungen statt, konnten die Torgauer Räte ihre Stärke ausprobieren und ins offizielle Zeremoniell eingreifen.
So gesehen trifft Elsners These zu, dass die Huldigungen eben auch stets vom Machtungleichgewicht zwischen Landesherren und huldigenden Städten berichteten. Die tatsächliche Huldigung war dann im Grunde nur noch der Akt, der das besiegelte.
Die Privilegien und Rechte, die der Fürst der Stadt garantierte, wurden schriftlich fixiert. Alle wussten nun, auf welcher Grundlage sie miteinander klarkommen mussten. Für die Bürger der huldigenden Städte war es die Gelegenheit, die Inszenierung von Macht einmal selbst mitzuerleben.
Wenn Macht sich hinter Bürokratie versteckt
Mit ihrem Buch legt Ines Elsner erstmals eine ausführliche Untersuchung der Torgauer Huldigungen vor, beispielhaft für alle größeren Städte in Sachsen. Denn Ähnliches wurde auch in Leipzig zelebriert, das natürlich auch jedes Mal Station auf den Huldigungstouren der neuen Fürsten war.
Wobei der Aspekt nicht unwichtig ist, dass der neue Landesherr sich selbst auf die Reise machte, um in den großen Städten die Huldigung entgegenzunehmen. Womit er den Städten eben auch zeigte, wie wichtig sie ihm waren. Er ließ die Bürgermeister nicht einfach bei sich in der Hauptresidenz antanzen.
Und das gibt einem doch für die Gegenwart schon zu denken, wo Macht ganz offensichtlich in lauter unsichtbaren Amtsvorgängen diffundiert und es praktisch kaum noch öffentliche Akte gibt, in denen Städte und Landesregierung sich begegnen.
Was natürlich für den Wahlbürger die Frage aufwirft, in welchem Verhältnis denn eigentlich Städte und Landesregierung zueinander stehen? Oder ob es ein Nicht-Verhältnis ist, bei dem überhaupt nicht klar ist, wo denn nun welche Kompetenzen und Privilegien liegen und wer eigentlich für wen die Verantwortung trägt.
Alles Fragen, die in einer Demokratie genauso wichtig sind wie im einstigen Kurfürstentum. Man muss sich aufeinander verlassen können. Auch darauf, dass die Landesherrschaft die Nöte und Sorgen der Städte wahrnimmt und sich nicht hinter blumigen Reden versteckt, wenn es eng wird.
So gesehen regt das Buch tatsächlich an, über Macht und Verantwortung nachzudenken. Und ihr scheinbares Verschwinden hinter bürokratischen Abläufen, die für die Bürger unsichtbar machen, wer denn nun eigentlich für was verantwortlich ist. Und wer sich seiner Verantwortung einfach klammheimlich entzieht.
Ines Elsner „Torgau und seine Huldigungen gegenüber dem Landesherrn 1464 – 1815“, Sax-Verlag, Beucha und Markkleeberg 2025, 19,80 Euro
Das Wochenende, 13./14. Dezember 2025: Handala-Demo in Leipzig, Antifa-Demo im Erzgebirge und nächste Pleite für Chemie
In Leipzig hat die Polizei dutzende Teilnehmer*innen einer Handala-Demonstration eingekesselt. Einige von ihnen sollen „verfassungsfeindliche Parolen“ gerufen haben. Außerdem: Mehrere hundert Menschen haben im Erzgebirge gegen Polizei und Neonazis demonstriert – auch von den Angesprochenen waren viele vor Ort. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 13./14. Dezember 2025, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.
Mehrere Teilnehmer*innen einer Demonstration der palästinensischen Gruppe Handala sind am Samstagnachmittag in polizeilichen Maßnahmen gelandet. Laut Polizei besteht der Verdacht, dass es sich um verfassungsfeindliche Äußerungen handelte.
Was genau gerufen wurde, teilte die Polizei nicht mit. In einem Video, das von Handala in den sozialen Medien verbreitet wurde, ist die Parole „From the river to the sea, Palestine will be free“ zu hören. Gerichte und Staatsanwaltschaften bewerten die Strafbarkeit dieser Parole unterschiedlich. Manche sehen darin einen Ruf nach Freiheit und Gerechtigkeit, andere interpretieren sie als Vernichtungswunsch gegenüber Israel.
Die Demonstration hatte sich unter anderem gegen den Friedensplan für den Nahen Osten gerichtet. Bei der Abschlusskundgebung landete schließlich ein Deutsch-Sudanese in der Polizeimaßnahme. Teilnehmer*innen der Demonstration solidarisierten sich mit dem Betroffenen und landeten daraufhin selbst in einem Polizeikessel. Laut Polizei beteiligten sich ungefähr 300 Menschen an der Demonstration.
Antifa-Demo im Erzgebirge
Das ist auch in etwa die Anzahl der Personen, die am Samstag in Schwarzenberg im Erzgebirge an einer Antifa-Demonstration teilgenommen haben. Die Demo richtete sich gegen Polizei und Neonazis und wurde von Gruppen aus sächsischen Großstädten unterstützt.
In Videos ist zu erkennen, dass entlang der Demoroute immer wieder größere Gruppen von Neonazis auftauchten. Einige Teilnehmer*innen der Antifa-Demo sollen durch Böllerwürfe verletzt worden sein. Die eigentliche Demo wurde mehrmals aufgehalten, weil Teilnehmer*innen vermummt gewesen sein sollen.
Verantwortlich für den Protest gegen die Antifa-Demo waren unter anderem die „Freien Sachsen“. Diese hatten im Vorfeld behauptet, dass die traditionelle Bergparade in Schwarzenberg in Gefahr sei. Tatsächlich wurden in dieser Hinsicht keinerlei Zwischenfälle bekannt.
Nächste Pleite für Chemie
Der Trainerwechsel bei Chemie Leipzig hat im ersten Spiel danach noch keine Wirkung gezeigt. Die Grün-Weißen mussten sich am Sonntag daheim dem Greifswalder FC mit 2:3 geschlagen geben. Bereits zur Pause lagen die Chemiker mit drei Toren im Rückstand.
In der Regionalliga Nordost belegt die BSG weiter den drittletzten Tabellenplatz. Sollte der Erstplatzierte der Regionalliga Nordost – das ist aktuell Lok Leipzig – nicht aufsteigen und beispielsweise Aue aus der 3. Liga absteigen, wäre Chemie auf einem Abstiegsplatz. Die Zahl der Abstiege hängt davon ab, wie „voll“ die Liga durch Auf- und Abstiege aus anderen Ligen wird.
Am Abend berichtete zudem die LVZ, dass Uwe Thomas aus der sportlichen Leitung von Chemie zurückgetreten ist. Mit dem aktuellen Stimmungstief müssen die Chemiker eine Weile klarkommen – das nächste reguläre Regionalliga-Spiel findet erst Ende Januar oder Anfang Februar statt.
Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat:
über geplante Maßnahmen für die Agra-Brücke,
über Reaktionen auf die Freigabe des Cospudener Sees für Motorboote und
über die wachsende Wohnkostenlücke in Leipzig.
Was am Wochenende außerdem wichtig war: Bei einem Anschlag auf eine jüdische Gemeinde in Sydney sind mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Angreifer. Mehrere dutzend Menschen befinden sich im Krankenhaus.
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Streik bei momox Leipzig intensiviert
Die Gewerkschaft ver.di setzt den Arbeitskampf bei momox Services GmbH Leipzig fort und ruft die Beschäftigten vom 15.12.2025 von 0:00 Uhr bis 16.12.2025 um 23:59 Uhr zum Warnstreik auf. Sie fordert die Anerkennung der Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
„Solange die Arbeitgeberseite nicht verhandelt, machen wir Druck“, so der zuständige Gewerkschaftssekretär Ronny Streich, „und zwar immer mehr. Sie – die Arbeitgeber – sollten nicht den Fehler machen, die Ernsthaftigkeit, den Mut und die Entschlossen der Kolleginnen und Kollegen zu unterschätzen.“
„In einem Arbeitsstreik haben die streikenden Kolleginnen und Kollegen beschlossen, den Arbeitskampf zu intensivieren und den Arbeitgeber erstmals über zwei Tage zu bestreiken. Sie sind entschlossen, ihre Forderung nach Verhandlungen für einen Tarifvertrag durchzusetzen.“
Am 15. und 16.12. brummt das Weihnachtsgeschäft. „Nach der Black Week, dem Black Friday usw. geht das Weihnachtsgeschäft weiter. Hoher Arbeits- und Leistungsdruck, Überstunden, keine Ruhe, hoher Krankenstand – das sind die Folgen für die Beschäftigten. Und das alles ohne Tarifvertrag und für einen Lohn, der für sie kaum zum Leben reicht.“
Bei momox in Leipzig arbeiten viele migrantische und geflüchtete Kolleginnen und Kollegen z.B. aus Afghanistan, Syrien, Iran, Venezuela, Indien. Sie stehen unter besonderem Druck. Arbeitshetze und Leistungsdruck treffen auf Existenzängste. Die migrantischen Beschäftigten befürchten mit Verlust des Arbeitsplatzes auch den Verlust des Aufenthaltstitels. Diese Angst nutzt auch momox aus, insbesondere mit befristeten Einstellungen.
„Die Kollegen streiken mit Mut und Stolz für eine lebenswerte Normalität. Durch den Streik machen sie ihre schlechten Arbeitsbedingungen, die schlechte Bezahlung und die fehlende Wertschätzung sichtbar.“
Wir nehmen auch härteren Widerstand der Arbeitgeberseite wahr. Strafversetzungen, persönliche Gespräche, in denen Druck auf Streikende gemacht wird sind keine Seltenheit.
„Die Arbeitgeber sollten wieder zur Vernunft kommen, das demokratische Grundrecht auf Streik akzeptieren und die eigenen Mitarbeiter in Ruhe lassen, wenn sie ihr guten Recht zum Streik wahrnehmen, um für bessere Arbeitsbedingungen einzustehen. Das widerspricht auch allem, was momox für sich als vermeintlich guten Arbeitgeber in Anspruch nimmt. Besser ist es, die Verweigerungshaltung aufzugeben, an den Verhandlungstisch zu kommen und auf Augenhöhe miteinander zu sprechen.“
Die Streikenden versammeln sich am Montag, den 15.12.2025 – je nach Schicht – zwischen 5:00 Uhr und 16:00 Uhr vor dem Lager in der Straße Am alten Flughafen 1, 04356 Leipzig.
Hintergrundinformation
Momox ist ein Online- und Versandhändler für gebrauchte Medien (z.B. Bücher, Musik, DVDs, Schallplatten usw.) sowie 2nd-hand-Kleidung (medimops, momox fashion). Das Unternehmen wurde 2004 gegründet.
Das Hauptlager, in dem aktuell ca. 1.400 Beschäftigte arbeiten, befindet sich in Leipzig im ehemaligen Quelle Lager, Am alten Flughafen 1, 04356 Leipzig.
Die Belegschaft ist sehr vielfältig und mehrheitlich migrantisch geprägt. Momox beschäftigt auch viele Flüchtende. Dabei setzt das Unternehmen auch auf das Mittel der Befristung. Für Flüchtende und Asylsuchende bedeutet dies eine existentielle Unsicherheit. Die darauf beruhende Angst der Kolleginnen und Kollegen nutzt das Unternehmen gern zur Disziplinierung aus.
Afra Kane’s Weihnachts Edition – Live in Leipzig
Die mehrfach ausgezeichnete Pianistin, Singer-Songwriterin, Komponistin und Produzentin Afra Kane kommt nach Leipzig! Gewinnerin des Montreux Jazz Talent Awards 2019 und Nominierte für den Swiss Live Talents Award 2022, verbindet sie auf beeindruckende Weise afroamerikanischen Jazz, europäische Klassik, Pop und leidenschaftlichen Soul. Die in Italien geborene Tochter nigerianischer Eltern lebt in der Schweiz und schöpft aus ihrem vielfältigen kulturellen Hintergrund, um Musik zu schaffen, die emotional, vielschichtig und authentisch ist.
Ihre Kompositionen dienen als Ventil, um Emotionen und Reflexionen in Kunst zu verwandeln. Mit ihrem Album „Hypersensitive“ (März 2022) tourte sie erfolgreich durch China, Bolivien, Peru, Spanien, Großbritannien, Deutschland und die USA.
Ihr zweites bei WARNER veröffentlichtes Album „Could We Be Whole“ (März 2024) führte sie unter anderem auf das renommierte Festival Women in Jazz in Halle, wo sie das Publikum mit freier, bewusst unvollkommener Interpretation ihrer eigenen Stücke, ihrer warmen und berührenden Stimme sowie ihrem feinen Gespür für Rhythmus, Dynamik und Nuancen begeisterte.
Bei ihrem Konzert in Leipzig präsentiert Afra Kane ein Programm voller Sensibilität, Virtuosität und Ausdruckskraft, das die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine emotionale und musikalisch facettenreiche Reise mitnimmt. Ein Abend, an dem klassische Klaviertraditionen, moderne Jazzklänge und leidenschaftliche Soul-Momente zu einem einzigartigen Live-Erlebnis verschmelzen.
Freitag, 19. Dezember 2025 | 19.30 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) | Peterskirche Leipzig
Schiffbarkeitserklärung für den Cospudener See: Anliegen der Ökolöwen-Petition einfach weggewischt
Nicht nur der BUND Leipzig, auch der Leipziger Ökolöwe fühlt sich von der Entscheidung der Landesdirektion Sachsen, die Schiffbarkeit auf dem größten Teil des Cospudener Sees zu erklären, wie vor den Kopf geschlagen. Was nutzt eigentlich die Beteiligung von Umweltverbänden, wenn deren Argumente dann bei der Entscheidung der Landesbehörde sowieso keine Rolle spielen und auch eine Petition mit über 10.000 Unterschriften einfach ignoriert wird?
Die Landesdirektion des Freistaates Sachsen hat am 10. Dezember Motorboote auf dem Cospudener See ganzjährig zugelassen. Die Allgemeinverfügung soll ab Februar 2026 in Kraft treten. Einzig ein Zipfel im Süden des beliebten Badesees soll vom Bootsverkehr verschont bleiben.
„Das ist ein Schlag ins Gesicht von über 10.000 Unterzeichnern der Ökolöwen-Petition gegen Motorboote auf dem Cospudener See. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle Leipziger, die den Cossi für ihre Naherholung wertschätzen“, empört sich Tino Supplies, Geschäftsführer des Ökolöwe e.V., über die Entscheidung des Freistaats.
Der Cossi liegt, anders als die Lausitzer Seen, direkt neben der größten Stadt Sachsens und ist in den Sommermonaten jetzt schon überfüllt. Unbegrenzten Motorbootverkehr da noch obendrauf zu packen, ist in keiner Weise nachvollziehbar, betont der Ökolöwe. Der Verein hatte diese Einwände in das Verfahren der Landesdirektion Sachsen frühzeitig eingebracht und eine Petition gestartet, mit der über 10.000 Menschen den Bürgerwillen in der Region Leipzig deutlich gemacht haben.
„Die Entscheider in Dresden ignorieren den Bürgerwillen der Leipziger und Markkleeberger. Die Landesdirektion versteckt sich hinter Paragrafen, die der Freistaat schon längst hätte ändern können. Da passt es ins Bild, dass die Landesdirektion die betroffenen Kommunen erst per Pressemitteilung informierte und die Widerspruchsfrist genau in die Weihnachtsfeiertage legt“, sagt Supplies.
Der Ökolöwe will jetzt die Allgemeinverfügung gründlich prüfen und die nächsten Schritte abstimmen. „Das Ziel bleibt: Die Behörden müssen die Motorboote beschränken”, erklärt Tino Supplies.
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Polizeibericht 14. Dezember: Unfall zwischen Audi und Straßenbahn, Gebäudebrand, Kabeldiebstähle an Ladesäulen
Verkehrsunfall mit vier verletzten Personen
Ort: B 87, zwischen Mockrehna und Doberschütz, Zeit: 12.12.2025, 19:15 Uhr
Am Freitagabend kam es auf der Bundesstraße 87 zu einem Verkehrsunfall, bei dem vier Personen verletzt wurden und sich der Verursacher unerlaubt vom Unfallort entfernte. Der 44-jährige Fahrer eines BMW fuhr auf der B 87 von Doberschütz in Richtung Mockrehna, als ihm plötzlich ein im Gegenverkehr überholendes Fahrzeug entgegenkam. Um einen Zusammenstoß zu vermeiden, musste er eine Gefahrenbremsung durchführen.
Ein hinter dem BMW fahrender VW (Fahrer: 22) konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten und fuhr auf. Der vermeintliche Verursacher scherte wieder ein und setzte seine Fahrt ohne anzuhalten fort. Bei dem unbekannten Fahrzeug handelt es sich vermutlich um einen dunklen VW Sharan. Aufgrund des Unfalls mussten vier Personen medizinisch betreut werden. Ein 7-jähriges Mädchen aus dem VW musste stationär aufgenommen werden, die anderen drei Personen wurden ambulant versorgt.
Der entstandene Sachschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf 10.000 Euro. Die Bundesstraße musste für mehr als 4 Stunden gesperrt werden. Der Verkehrsunfalldienst nahm die Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung und unerlaubten Entfernens vom Unfallort auf.
Die Polizei sucht Zeuginnen und Zeugen, die Hinweise zu dem unbekannten Fahrzeug oder dem unbekannten Fahrer oder der unbekannten Fahrerin geben können. Diese werden gebeten, sich an die Verkehrspolizeiinspektion Leipzig, Schongauerstraße 13, 04328 Leipzig, Tel. (0341) 255 – 2850 (tagsüber) sonst 255 – 2910, zu wenden.
Gebäudebrand
Ort: Arzberg (Adelwitz), Ritterstraße, Zeit: 12.12.2025, 19:25 Uhr
Aus bisher unbekannter Ursache brannte ein Einfamilienhaus im Arzberger Ortsteil Adelwitz nahezu vollständig aus. Das Feuer war gegen 19:25 Uhr im Dachstuhl des Hauses ausgebrochen. Die Feuerwehren Arzberg, Torgau und Beilrode löschten. Die zum Zeitpunkt des Brandes im Haus befindlichen Personen konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen, sodass niemand verletzt wurde. Der entstandene Sachschaden kann derzeit noch nicht beziffert werden. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen.
Mehrere Kabeldiebstähle an Ladesäulen
In den vergangenen Nächten kam es zu mehreren Diebstählen von Kabeln an Schnellladesäulen, wodurch ein Schaden von mehreren 10.000 Euro entstand.
Fall 1:
Ort: Groitzsch, Am Bahndamm, Zeit: 13.12.2025, 02:05 Uhr bis 02:35 Uhr
Unbekannte Täter durchtrennten das Ladekabel einer E-Ladesäule für Elektrofahrzeuge und entwendeten dieses mitsamt des Ladesteckers in Groitzsch. Der Schaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf 5.000 Euro.
Fall 2:
Ort: Pegau, Audigaster Straße, Zeit: 13.12.2025, 02:30 Uhr (polizeibekannt)
Des Weiteren durchtrennten Unbekannte ein Kabel der E-Ladesäule in Pegau und entwendeten dieses ebenfalls mit Ladestecker. Der entstandene Schaden beläuft sich in diesem Fall ebenfalls auf circa 5.000 Euro.
Fall 3:
Ort: 04319 Leipzig (Engelsdorf), Hugo-Aurig-Straße, Zeit: 13.12.2025, 02:05 Uhr bis 02:20 Uhr
Unbekannte Täter durchtrennten zwei Kabel von E-Ladesäulen und entwendeten diese im Leipziger Stadtteil Engelsdorf. Durch die Tathandlung wurde der Alarm ausgelöst und anschließend die Polizei informiert. Vor Ort und bei der anschließenden Tatortbereichsfahndung konnten Beamte des Polizeireviers Leipzig-Südost keine Tatverdächtigen feststellen. Es entstand Schaden in Höhe von mehr als 10.000 Euro.
Fall 4:
Ort: Groitzsch, Am Bahndamm, Zeit: 14.12.2025, 01:20 Uhr (polizeibekannt)
In der vergangenen Nacht versuchten Unbekannte erneut Kabel von mehreren E-Ladesäulen in Groitzsch zu entwenden. Die Täter durchtrennten drei Kabel, ließen diese jedoch aus unbekannten Gründen zurück. Die Polizeibeamten des Reviers Borna stellten die Kabel sicher. Der entstandene Schaden beläuft sich auf mehr als 10.000 Euro.
In allen vier Fällen ermittelt die Polizei wegen besonders schwerer Fälle des Diebstahls, mögliche Zusammenhänge werden geprüft.
Unfall zwischen Audi und Straßenbahn – Zeugenaufruf
Ort: Leipzig (Paunsdorf), Permoserstr./Heiterblickallee, Zeit: 13.12.2025; gegen 20:05 Uhr
Am Samstagabend kam es an der Kreuzung Permoser Straße Ecke Heiterblickallee zu einem Verkehrsunfall zwischen einem Audi SQ7 und einer Straßenbahn, wobei der Audifahrer (34) verletzt wurde. Nach bisherigen Erkenntnissen stand der 34-Jährige zunächst an der Ampel auf der Permoserstraße in stadteinwärtiger Richtung am Kreuzungsbereich der Heiterblickallee. Von links fuhr zu diesem Zeitpunkt eine Straßenbahn (Fahrer: 33) der Linie 8.
Im weiteren Verlauf fuhr der 34-Jährige in den Kreuzungsbereich ein und es kam zum Zusammenstoß. Der Audifahrer musste aufgrund seiner Verletzungen in einem Krankenhaus ambulant medizinisch betreut werden. Der Verkehrsunfalldienst hat die Ermittlungen zum Unfallhergang aufgenommen.
Zum Zeitpunkt des Unfalls standen auf allen drei Fahrspuren in stadteinwärtiger Richtung Fahrzeuge an der Ampel, deren Fahrer und Fahrerinnen als Zeugen und Zeuginnen in Betracht kommen.
Die Polizei sucht Personen, welche Angaben zum Unfallverlauf und speziell zur Ampelschaltung in stadteinwärtiger Richtung machen können. Diese werden gebeten, sich an die Verkehrspolizeiinspektion Leipzig, Schongauerstraße 13, 04328 Leipzig, Tel. (0341) 255 – 2850 (tagsüber sowie am Wochenende) sonst 255 – 2910, zu wenden.
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Polizeieinsatz im Zusammenhang mit Versammlung
Im Rahmen einer Versammlung kam es zu Ausrufen, bei denen der Verdacht besteht, dass sie den Straftatbestand des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen erfüllen. Die daraufhin eingeleiteten polizeilichen Maßnahmen führten zu Solidarisierungshandlungen.
Das Polizeirevier Leipzig-Zentrum führte am 13. Dezember 2025 im Zusammenhang mit mehreren Versammlungen im Leipziger Stadtgebiet einen Polizeieinsatz durch. Bei der Abschlusskundgebung einer Versammlung mit Bezug zum Nahostkonflikt skandierte ein Redner (46 Jahre, deutsch-sudanesischer Staatsangehöriger) auf dem kleinen Willy-Brandt-Platz eine Parole, bei der der Verdacht einer verfassungsfeindlichen Äußerung besteht.
Im weiteren Verlauf wurde im Bereich der Ritterpassage die Identität des 46-Jährigen festgestellt. Während der Durchführung dieser polizeilichen Maßnahme versuchte eine Person zu stören. In der weiteren Folge solidarisierten sich mehrere ehemalige Versammlungsteilnehmer und -teilnehmerinnen mit den Betroffenen und führten eine Spontanversammlung durch, nachdem sie durch Polizeikräfte im Bereich der Ritterpassage angehalten worden waren.
Aus dieser Gruppe von etwa 60 bis 80 Personen skandierten mehrere Beteiligte in Wechselsprechchören erneut einen Spruch, bei dem ebenfalls der Verdacht einer verfassungsfeindlichen Äußerung besteht. Die Personen wurden daraufhin mit dem Ziel der Identitätsfeststellung vor Ort festgehalten. Zur Prüfung des weiteren Vorgehens im Zusammenhang mit den strafprozessualen Maßnahmen wurde der zuständige Bereitschaftsrichter kontaktiert. Auf Grundlage dieser Entscheidung wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend nicht weiter festgehalten.
Während sich die Personen vom Ort entfernten, kam es im Zusammenhang mit einer weiteren beabsichtigten Identitätsfeststellung erneut zu Solidarisierungshandlungen, sodass Polizeikräfte einzelne Personen wegdrängen mussten.
Die Polizei ermittelt in zwei Fällen wegen des Verdachts des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. An der ursprünglichen Versammlung hatten circa 320 Personen teilgenommen.
Freigabe des Cospudener Sees für Motorboote: BUND Leipzig kritisiert die Entscheidung der Landesdirektion
Mit der am 10. Dezember erlassenen Allgemeinverfügung der sächsischen Landesdirektion (LDS), die den nördlichen Teil des Cospudener Sees ab 2026 für den uneingeschränkten Betrieb von Motorbooten freigibt, wurde eine Entscheidung mit weitreichender Bedeutung für den Umweltschutz getroffen. Sie sorgt für kontroverse Diskussionen in der Region Leipzig. Die Landesdirektion betonte zwar, die Umweltverbände seien im Vorfeld der Allgemeinverfügung eingebunden gewesen. Aber der BUND Leipzig findet sich in der Entscheidung der Landesdirektion nicht wieder.
Der BUND Leipzig hat sich – gemeinsam mit der Stadt Leipzig, der Stadt Markkleeberg und zahlreichen weiteren Akteuren – klar gegen die Zulassung des unbegrenzten Sportbootverkehrs mit Verbrennungsmotor ausgesprochen. Bereits 2023 forderte der Verband in einer Stellungnahme zusätzliche Beschränkungen zum Schutz von Arten, Biotopen und Gewässern.
Die Landesdirektion Sachsen begründet die unbegrenzte Zulassung von Verbrennungsmotoren damit, dass der Gesetzgeber eine „Unterscheidung zwischen unterschiedlichen Technologien hinsichtlich der Antriebsart nicht vor[sehe]“. An diese Grundentscheidung sei die Landesdirektion gebunden.
Diese Darstellung ist jedoch nicht korrekt: Der Gesetzgeber unterscheidet in Anlage 2 zu §17 SächsWG ausdrücklich zwischen „nichtmotorangetriebenem und elektromotorangetriebenem Sportbootverkehr“ sowie „Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor“.
Die Landesdirektion ignoriert die Fachgutachten
In der Begründung zur Allgemeinverfügung räumt die LDS selbst ein, dass ein Ausschluss motorangetriebener Sportboote grundsätzlich möglich wäre. Dieser wäre nach Aussagen der LDS aber nur dann gerechtfertigt, wenn dies „aus Gründen des Wohls der Allgemeinheit“ (z.B. Naturschutz, Immissionsschutz, Gewässergüte/-ökologie) dauerhaft erforderlich sei. Ein solches Erfordernis lasse sich laut LDS weder aus den vorliegenden Fachgutachten noch aus den Stellungnahmen der Fachbehörden ableiten.
Der BUND Leipzig kritisiert in diesem Zusammenhang insbesondere, dass die Auswirkungen der unbeschränkten Schiffbarkeit auf heimische Vogelarten (Avifauna) nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Große Teile des Sees – auch außerhalb der Verbotszone – sind von Schutzgebieten umgeben, wie dem Europäischen Vogelschutzgebiet Leipziger Auwald und dem gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet.
Forderungen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung, etwa Befahrungsbeschränkungen in Uferbereichen oder Geschwindigkeitsbegrenzungen zum Schutz rastender und brütender Wasservögel, wurden abgelehnt. Teilweise geschah dies allein mit der Begründung, dass die Forderungen nicht von der Naturschutzbehörde selbst gestellt worden seien.
„Es kann nicht sein, dass konkrete naturschutzfachliche Forderungen inhaltlich nicht geprüft werden, nur weil sie nicht von der für die Landesdirektion willkürlich als richtig erachteten Stelle kommen. Das nenne ich keine ordnungsgemäße Beteiligung aller betroffenen Akteure“, kritisiert Melanie Lorenz, Co-Vorsitzende des BUND Leipzigs und Sprecherin des Arbeitskreises Umweltrecht.
Positiv hervorzuheben ist aus Sicht des BUND Leipzig zumindest, dass sich die LDS vorbehält, die Schiffbarkeit nachträglich einzuschränken, wenn sich Gefährdungen für das Gewässer oder Nutzungskonflikte etwa mit Badegästen ergeben. Da die Auswirkungen eines unbegrenzten Sportbootverkehrs mit Verbrennungsmotor auf den chemischen Zustand und das ökologische Potential des Cospudener Sees nur schwer prognostizierbar sind, wurde ein Monitoring eingeführt, das die Auswirkungen von Verbrennungsmotoren auf die Gewässergüte erfasst und mögliche Überschreitungen von Umweltqualitätsnormen feststellen kann.
„Wir werden die Entwicklungen weiterhin genau im Blick behalten. Zudem prüfen wir, ob temporäre Beschränkungen des Motorbootverkehrs außerhalb des laufenden Verfahrens durchsetzbar sind“, verspricht Lorenz.
Bereits heute ist der Nutzungsdruck groß: Auf Basis von Einzelzulassungen der unteren Wasserbehörde dürfen bereits 135 Boote mit Verbrennungsmotor (Stand 06/2024) auf dem Cospudener See fahren. Kaum vorstellbar, wie viele es werden, wenn kein aufwändiges Einzelgenehmigungsverfahren mehr notwendig ist.
