Die Städte Leipzig und Markkleeberg halten sich noch zurück mit Kritik an der Schiffbarkeitserklärung für den Cospudener See. Aber die Fraktionen von Bündnis 9 /Die Grünen im Leipziger Stadtrat und im Sächsischen Landtag kritisieren die Entscheidung der Landesdirektion Sachsen, den nördlichen Teil des Cospudener Sees ab Februar 2026 für Motorboote freizugeben, scharf. Die Freigabe widerspreche nicht nur den langjährigen Forderungen der Anrainerkommunen Leipzig und Markkleeberg, sondern missachte auch naturschutzfachliche Gutachten und die Interessen der Naherholungssuchenden.
„Diese Entscheidung ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die den Cospudener See als Ort der Ruhe und des Naturschutzes schätzen“, bringt es Nicole Schreyer-Krieg, umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Stadtratsfraktion auf den Punkt. „Schon jetzt leidet das Gewässer unter massivem Nutzungsdruck. Motorboote werden Lärm, Wellenschlag und Umweltbelastungen weiter verschärfen – auf Kosten von Flora, Fauna und Anwohner/-innen.“
Die Landesregierung habe es versäumt, die rechtlichen Rahmenbedingungen anzupassen, obwohl dies juristisch möglich gewesen wäre. Stattdessen setze das CDU-geführte Infrastrukturministerium auf eine kurzsichtige Tourismusstrategie, die langfristige ökologische und soziale Folgen ignoriert.
„Es ist ein Unding, dass die Landesdirektion nun Tatsachen schafft, obwohl Leipzig und Markkleeberg sich seit Jahren klar gegen Motorboote positionieren“, sagt Claudia Maicher, Mitglied des Sächsischen Landtages und Leipziger Abgeordnete. „Die Landesregierung hätte die Sächsische Schifffahrtsverordnung längst novellieren können, um differenzierte Regelungen – etwa für Elektroboote – zu ermöglichen. Stattdessen wird hier mit Verweis auf vermeintliche Rechtspflichten politische Untätigkeit kaschiert.“
Die Bündnisgrünen verweisen auf die langjährige Arbeit ihrer Fraktionen für einen nachhaltigen Umgang mit den Leipziger Seen. Bereits 2023 hatten sich die Fraktionen in einem gemeinsamen Antrag für zeitliche Sperrungen und eine Ausweitung des Landschaftsschutzgebiets „Leipziger Auwald“ ausgesprochen – ohne Erfolg. „Die Freigabe ist ein Rückschritt für den Artenschutz und die Lebensqualität in der Region“, betont Nicole Schreyer-Krieg. „Wir werden die Landesregierung weiterhin auffordern, diese Fehlentscheidung zu korrigieren – notfalls mit rechtlichen Mitteln.“
Der Cospudener See ist ein zentrales Naherholungsgebiet im Leipziger Neuseenland und dient als Rast- und Überwinterungsplatz für Vögel. Studien zeigen, dass Motorboote – selbst mit E-Antrieb – durch Lärm und Wellenschlag empfindliche Ökosysteme stören. Die Stadt Leipzig und Markkleeberg hatten sich in Stadtratsbeschlüssen gegen eine Freigabe ausgesprochen. Die Landesdirektion begründet ihre Entscheidung jedoch mit fehlenden rechtlichen Differenzierungsmöglichkeiten zwischen Antriebsarten.
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