Das Stadtarchiv hat den Nachlass des ehemaligen Baudezernenten Niels Gormsen (1927 bis 2018) erhalten. Eine entsprechende Schenkungsurkunde zwischen dessen Witwe, Hella Gormsen, und der Stadt liegt jetzt im Archiv vor.

Hella Gormsen sagt: „Mein Mann hat schon vor Jahren schriftlich verfügt, dass sein Leipziger Nachlass an das Stadtarchiv gehen soll, weil er sich mit der Stadt sehr verbunden fühlt: An keinem Ort hat er so lange gelebt wie in Leipzig, es war sein Leipzig. Zudem hat er den ‚Wiederaufbau‘ der Stadt mit großem Engagement bis zu seinem Lebensende begleitet und sich für das Wohl Leipzigs interessiert und eingesetzt.“

Nicht zuletzt habe er hier den Höhepunkt seiner Laufbahn als Stadtplaner erlebt. Hella Gormsen hatte den Nachlass bereits im August 2018 dem Archiv angeboten, der Stadtrat hatte der Schenkung im November 2018 zugestimmt.

Niels Gormsen war studierter Architekt und gelernter Zimmermann und hatte vor seinem Umzug nach Leipzig bereits 14 Jahre in Mannheim als Baubürgermeister gearbeitet. Fast schon im Ruhestand holte ihn Hinrich Lehmann-Grube in die Messestadt, wo er in der Umbruchszeit zwischen 1990 und 1995 Stadtbaurat und Beigeordneter für Stadtentwicklung wurde. Niels Gormsen prägte damit wie kein zweiter das neue Gesicht Leipzigs.

Sein Wunsch war es, möglichst viel der vorhandenen Bausubstanz zu bewahren und nur sanft planerisch einzugreifen. Zugleich brachte er einige richtungsweisende Projekte auf den Weg, etwa die Neue Messe, den Hauptbahnhof oder den City-Tunnel. Als Südraumbeauftragter der Stadt kümmerte sich Niels Gormsen ab 1995 um die Entwicklung der Braunkohlefolgelandschaft. Mit dem Verein „Neue Ufer“, dem er zwischen 1996 und 2010 vorsaß, setzte er sich dafür ein, die „Pleiße ans Licht“ zu holen.

„Niels Gormsen hat Großes für die Stadt Leipzig und die Region geleistet“, lobt Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau. „Diese Schenkung mit so vielen privaten Exponaten und einigen sehr persönlichen Perspektiven auf sein Schaffen ist ein echter Glücksfall.“

Der Nachlass umfasst rund neun laufende Meter aus den Jahren 1929 bis 2018, jedoch keine dienstlichen Unterlagen. Die Dokumente und Gegenstände – zahlreiche Skizzenbücher beispielsweise, Aufsätze, Vorträge und Schriftwechsel – zeugen von seiner Kreativität und seinem Engagement für die Stadt aber auch von seinem privaten Werden.

Der neue große Bildband von Armin Kühne und Niels Gormsen: Leipzig – Stadt des Wandels

Der neue große Bildband von Armin Kühne und Niels Gormsen: Leipzig – Stadt des Wandels

Von den Erinnerungen an die französische Kriegsgefangenschaft, über seinen ersten Dienstausweis bei der Stadt – noch zu DDR-Zeiten ausgestellt – bis hin zu Reiseskizzen reicht die Spanne des Nachlasses. Die Unterlagen geben Auskunft zu seiner Arbeit als Preisrichter, als Kurator für die Stiftung Denkmalschutz aber auch zu Projekten wie der Entwicklung des Matthäikirchhofs, zum Neubau der Universitätskirche oder dem Einheitsdenkmal.

Die Schenkung sieht vor, dass die Unterlagen und Gegenstände des Nachlasses erst nach dem 1. Januar 2029 öffentlich zugänglich und nutzbar sind – um private Belange seiner Familie und anderer zu schützen. Dies ist eine übliche Fristsetzung bei der Nachlasserschließung. Während dieser Zeit werden die Unterlagen von den Mitarbeiterinnen des Stadtarchivs jedoch bereits detailliert verzeichnet, geordnet und erschlossen. Auch müssen Zeitzeugen befragt werden, etwa um Personen und Anlässe auf den zahlreichen Fotos und Dias identifizieren zu können.

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