Für ein Forschungsprojekt zur Systembiologie des erblichen Darmkrebses (HNPCC-Sys) erhält die Universität Leipzig eine Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Dickdarmkrebs zählt zu den häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen in Westeuropa.

Bei etwa einem Viertel der Patienten findet man eine familiäre Häufung der Erkrankung, etwa 5 Prozent der Patienten leiden unter einer erblichen Form von Dickdarmkrebs. Am häufigsten handelt es sich hierbei um HNPCC (hereditäres non-polypöses kolorektales Karzinom). Die betroffenen Genträger haben ein sehr hohes Krankheitsrisiko. Ihnen wird ein engmaschiges, lebenslanges Vorsorge- bzw. Früherkennungsprogramm empfohlen.

Mit der auf drei Jahre angelegten Förderung durch das BMBF wird unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Löffler (IMISE) erneut ein Projekt im Bereich der medizinischen Systembiologie an der Universität Leipzig gefördert – eine Forschungsrichtung, deren Ziel es ist, auf der Grundlage experimentell gesicherter, mathematischer Modelle biologische Prozesse am Computer zu simulieren und therapeutische Wirkungen vorherzusagen.
Das mathematische Modell, das im Rahmen des HNPCC-Sys Projektes von Mitarbeitern des Institutes für Medizinische Statistik und Epidemiologie (IMISE) und des Interdisziplinären Zentrums für Bioinformatik (IZBI) in Zusammenarbeit mit den Forschungslaboratorien der Chirurgischen Kliniken der Universität Leipzig entwickelt wird, berücksichtigt alle bekannten Faktoren, die zur Ursache, Entstehung und Entwicklung von HNPCC beitragen. Es soll den krankheitsspezifischen Mutationsprozess selbst, sowie dessen Konsequenzen für die Genexpression in den betroffenen Zellen, und die Expansion der Nachkommenschaft dieser Zellen im Dickdarm beschreiben. Damit wird es möglich, die Dynamik der Tumorbildung und -entwicklung auf eine neue Weise zu simulieren.

Die Ergebnisse der Leipziger Forscher werden direkten Einfluss auf die Arbeit des Deutschen HNPCC Konsortiums haben, das im Auftrag der Deutschen Krebshilfe Standards für eine optimale Betreuung von Patienten mit erblichem Dickdarmkrebs und deren Familien erarbeitet und in dem das IMISE seit dessen Gründung maßgeblich mitarbeitet. So wirderstmals ein validierter Datensatz des genomweiten Mutationsspektrums in HNPCC-Anlageträgern entstehen. Dieser Datensatz ermöglicht die Identifikation von Biomarkern, die für die Risiko-Abschätzung relevant sind und beispielsweise die altersabhängigen Unterschiede imKrebsrisiko der HNPCC-Kohorte berücksichtigen.

Zudem soll die Effizienz von Vorsorgestrategien vorhergesagt und optimiert werden. Möglich werden dann zum Beispiel Aussagen über optimale Intervalle in der koloskopischen (den Dickdarm betreffend, d. Red.) Früherkennung und die Effektivität von Polypektomien (Entfernung von Polypen, d. Red.). HNPCC-Sys ist ein Verbundprojekt des BMBF, an dem unter der Leitung der Leipziger Forscher Partner der Universitäten Köln und Düsseldorf, der Ruhr-Universität Bochum und des Max-Planck Institutes für Molekulare Genetik Berlin beteiligt sind. Auf internationaler Ebene ist das Hubrecht Institute Utrecht in den Niederlanden direkt integriert.

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