Dass an sächsischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Auftrag der Wissenschaft auch Versuchstiere zum Einsatz kommen, ist bekannt. Aber wo und zu welchem Zweck? Dies sollte eine Anfrage des hochschulpolitischen Sprechers der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag, Dr. Karl-Heinz Gerstenberg, ergründen. Die Antwort war in mehrfacher Hinsicht erschreckend.

“Wir begrüßen es selbstverständlich, wenn in Sachsen seit 2010 jährlich weniger Versuchstiere zum Einsatz gekommen sind. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es 2012 immer noch mehr Versuchstiere waren als nur drei Jahre zuvor. Der Rückgang der Versuchstierzahlen hat zudem eine traurige Kehrseite: 2012 wurden in Sachsen so viele Versuchstiere getötet wie seit 2008 nicht mehr”, sagt Gerstenberg.

2012 wurden 73.090 Tiere für wissenschaftliche Untersuchungen benutzt, 2009 waren es nur 71.678. Dabei mussten 14.516 Tiere im Jahr 2012 im Dienste der Wissenschaft ihr Leben lassen, darunter Schafe, Meerschweinchen und Kaninchen. Ein Jahr zuvor waren es nur 9.112.

“Dass Tierversuche in der wissenschaftlichen Praxis eine traurige, aber unumgängliche Realität sind, steht außer Frage. Bedenklich ist aber, dass die Staatsregierung offenbar kein Wissen darüber hat, wo die einzelnen Tiere für welche Projekte genutzt werden. Sie versteckt sich hinter Bundesstatistiken, die keine Aufschlüsselung der Versuchstiernutzung nach Forschungseinrichtungen zulassen. Notwendig sind statistische Erhebungen des Landes. Nur so lässt sich Transparenz herstellen, an welchen sächsischen Forschungsrichtungen Versuchstiere für welche Zwecke eingesetzt werden. Schließlich geht es hier um das Leben und Wohlergehen empfindungsfähiger Lebewesen”, sagt Gerstenberg.Was man aus den von Sozialministerin Christine Clauß vorgelegten Zahlen noch auslesen kann: Jedes siebente zu Testzwecken eingesetzte Tier war genetisch verändert – 11.929 Mäuse, 30 Ratten und 1.271 Fische im Jahr 2009. Insgesamt 13.230. Ein Jahr später stieg die Zahl der transgenen Tiere schon auf 19.527 (16.779 Mäuse, 37 Ratten, 2.113 Fische und 596 Amphibien). 2011 waren es schon 26.340 Tiere mit Genveränderungen (24.478 Mäuse, 58 Ratten, 117 Amphibien und 1.653 Fische). 2012 waren es noch 25.085 Tiere mit Genveränderungen (23.758 Mäuse, 78 Ratten, 307 Amphibien und 940 Fische).

Der Anteil der Tiere mit Genveränderungen hat sich also auf ein Drittel erhöht. Ob unter den getöteten Tieren besonders viele mit transgener Veränderung waren, konnte die Ministerin freilich nicht sagen. Diesen Blick in die Testpraxis der Forschungslabore scheinen die vom Bund gesammelten Daten nicht zu erlauben.

Link zur Kleinen Anfrage: www.gruene-fraktion-sachsen.de/6c171f21.l

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