Die Weichenstellung für das Leipziger Schulnetz der kommenden 20 bis 30 Jahre rückt immer näher: Im März soll der Stadtrat über den zweiten Entwurf des Schulentwicklungsplans entscheiden, der in Teilen Vorschläge aus dem ersten Entwurf konkretisiert, in Teilen aber auch über Bord geworfen hat. Im Leipziger Osten heißt es daher zweimal Aufatmen, während die Stadt am Suchen ist - nach Geld und Platz.

Leipzig braucht mehr Schulen. Nichts Neues. Dass die Stadt wächst und jünger wird, sieht jeder und muss dafür nicht mal aufmerksam durch die Stadt gehen. Doch diese Verjüngung ist eine Herausforderung für die Politik – nicht erst seit gestern. “Aber das hier ist eine schöne Herausforderung, eine schrumpfende Stadt wäre viel schlimmer”, kommentierte Schulbürgermeister Prof. Fabian beim Pressegespräch zum zweiten Entwurf des Schulentwicklungsplans 2012.

Doch für Fabian war und ist es auch eine diskussionsreiche Zeit. In den vergangenen Monaten musste er schon zusammen mit Siegfried Haller, dem Leiter des Amtes für Jugend, Familie und Bildung, einige Streitgespräche mit Schulen führen. Zuvorderst mit der 24. Schule, die laut erstem Entwurf des SEP geschlossen werden sollte. Das ist mittlerweile vom Tisch, das Engagement der Menschen in Alt-Paunsdorf hat sich ausgezahlt. Auch die Wilhelm-Busch-Schule wird nicht zur August-Bebel-Schule ziehen und mit dieser fusionieren. Aufatmen im Osten, alle Diskussionen um diese Themen sind erst einmal vergessen.Nun müssen Fabian und Haller vor allem mit dem Kämmerer der Stadt, Torsten Bonew, über die Finanzierung dessen diskutieren, was laut zweitem Entwurf des Schulentwicklungsplans realisiert werden soll, denn im Gegensatz zu den abgeblasenen Vorschlägen im Osten hat sich bei den geplanten Investitionen wenig verändert.

“Wir brauchen ab 2012 jährlich mindestens 30 Millionen Euro für unsere Investitionen und das mindestens für zehn Jahre”, stellte Fabian unmissverständlich klar, “daran führt kein Weg vorbei.” Auch wenn Haller und er vor allem auf die Reaktivierung bereits vorhandener Gebäude gedrungen haben, um den Platzmangel zu beheben. So sollen neben der geplanten Reaktivierung der Schule im Opferweg in Wahren (Grundschule), der ehemaligen Hans-und-Hilde-Coppi-Schule in der Breitenfelder Straße (ab 2013 Mittelschule), der ehemaligen 55. in Grünau und der ehemaligen 57. Schule in Leutzsch (ab 2015 bzw. ab 2014 jeweils MS) auch die ehemalige Christian-Felix-Weiße-Schule in Stötteritz (ab 2015 MS) und die seit Jahren verfallende 18. Schule in der Ihmelstraße in Volkmarsdorf (ab 2018 MS) den vorherrschenden Mangel an Schulplätzen beseitigen.”Diese Schulen sind allesamt sanierungsbedürftig, vor allem in den Bereichen Sanitär, Brandschutz und Fenster, aber bei diesen Schulen aus Kaisers Zeiten können wir sicher sein: Die stehen noch weitere hundert Jahre”, so Haller, der betonte, dass eine Reaktivierung zwar zwischen 3 und 8 Millionen pro Schule kosten wird, damit aber deutlich billiger als ein Neubau sei. “Und der Standort ist jeweils sehr gut.” Genau das ist ein gewichtiges Argument, denn gerade dort, wo es mit den Plätzen eng wird, wird es auch mit den Flächen eng.

Prof. Fabian weiß warum: “Es gibt in Leipzig immer weniger Flächen, die der Stadt gehören.” Haller und ihm bereitet das vor allem im Süden und im Westen enorme Sorgen. In Plagwitz müssen beispielsweise dringend sowohl eine neue Grundschule als auch ein Gymnasium entstehen. Beide hoffen derzeit, dass diese Schulen auf dem Jahrtausendfeld einen Platz finden könnten, obwohl diese Fläche “noch nicht der Stadt gehört”, so das Duo unisono. Diese Schulen sind jedoch nicht die einzigen Neubauten, denn an der Zahl der in naher Zukunft zu bauenden Schulen hat sich auch im neuen Entwurf nichts geändert. Warum auch? “Bis mindestens 2025 wird die Schülerzahl mit Sicherheit steigen”, so Fabian.

Der zweite Entwurf ist bei den Flächen lediglich konkreter. So soll das Musikviertel, wie Siegfried Haller schon im Sommer andeutete, am Standort Telemannstraße bis 2014 eine neue Grundschule erhalten, die Sprachheilschule Käthe Kollwitz im Jahr 2015 in das ehemalige Richard-Wagner-Gymnasium ziehen. “Das Gebäude war auch wieder als Gymnasium im Gespräch, aber dafür reicht die Freifläche nicht”, erklärte Haller.

Für andere Vorhaben werden weiterhin Flächen gesucht – und eben auch Geld. “Es steht fest, dass wir nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit bauen müssen”, so Haller, “Ich würde mir in jedem Fall vom Freistaat ein Programm wünschen. Immerhin ist das hier staatliches Schulwesen und keine kommunale Freiwilligkeit.” Für dieses Jahr hat die Stadt bereits 29 Millionen Euro, also derzeit eine Million weniger als den Mindestbeitrag, eingeplant, davon noch 12 Millionen Euro als “Reste” aus dem Konjunkturpaket II. Der Eigenanteil der Kommune muss also ab dem kommenden Jahr deutlich steigen, um die notwendigen Investitionen realisieren zu können. Sanierungsbedürftige Schulen sind dabei noch nicht einmal eingerechnet … Die schöne Herausforderung, sie wird Fabian noch lange fordern.

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