Was wissen Leipzigs Jugendliche eigentlich über ihre Umwelt? Und über Angebote zur Umweltbildung? - Die beiden Bürgermeister Thomas Fabian (Soziales) und Heiko Rosenthal (Umwelt) würden es gern wissen. Deswegen verschickt die Stadt Ende März 7.000 Fragebögen an Schüler und Auszubildende zwischen 12 und 17 Jahren. Das sind ungefähr 40 Prozent dieser Altersgruppe in Leipzig.

Sie bekommen den Fragebogen mit der Post. Die daraus folgende Studie “Umweltbildung in Leipzig” ist Teil der Kommunalen Bürgerumfrage 2011. Voraussichtlich im Sommer sollen dann die Ergebnisse vorliegen. Und Sozialbürgermeister Thomas Fabian hofft auf rege Teilnahme.

Die Studie soll Aufschluss darüber geben, wie die 12- bis 17-Jährigen über den Schutz von Natur und Umwelt denken, welche Fragen sie dabei besonders beschäftigen, inwiefern diese Fragen bereits durch unterschiedliche Schularten beantwortet werden, welche Rolle außerschulische Angebote, Lernorte und Informationsquellen spielen, wie umweltbewusst das Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen ist, wie ihr Feedback zu naturwissenschaftlichen Schulfächern ausfällt und welche Berufswünsche sie haben.

Wobei die Sache mit den schulischen Angeboten durchaus über die Möglichkeiten der Stadt hinausreichen, denn Schulinhalte sind Sache der Landespolitik. In Frage 8 dürfen die jungen Leute durchaus auch angeben, was sie sich zum Beispiel in Biologie, Chemie oder Physik an besonderen Umweltthemen wünschen würden.

Einfluss hat die Stadt selbst nur auf außerunterrichtliche Angebote. “Wir sind seit zwei Jahren sehr intensiv mit den Schulen und Schulleitungen im Gespräch”, sagt Bürgermeister Thomas Fabian. Denn eine Erkenntnis des eigenen Lernprozesses im Zusammenhang mit dem Projekt “Lernen vor Ort” ist auch, dass Kommunen durchaus Spielräume haben, die Bildung ihrer jungen Bürger zu befördern. Sie können zwar auf Unterricht und Unterrichtsinhalte keinen Einfluss nehmen – aber Leipzig kann bei den Lehrern durchaus darum werben, dass sie die Umweltbildungsangebote der Stadt nutzen. Entsprechende Themen gibt es zur Genüge im Lehrplan. Und etliche Lehrer haben den Zoo, den Wildpark, das Schulbiologiezentrum schon fest in ihren Jahresplänen verankert.Zusätzliche Angebote können durchaus in Form von Schulprojekten, Projektwochen, Ganztagsangeboten und Arbeitsgemeinschaften geschaffen werden. Das aber funktioniert nur, wenn nicht nur die Lehrer finden, dass es wichtig wäre. Da müssen die jungen Leute schon selbst überzeugt sein.

Aber sind sie das?

Im Sommer werden es Leipzigs Statistiker wohl sagen können. Denn die meisten Fragen beschäftigen sich mit der Neugier und den Erfahrungen der Jugendlichen in Sachen Umweltbildung. Es wird nach ihrer Beschäftigung mit einzelnen Themenbereichen gefragt – Mülltrennung etwa, Lärm, Ernährung, Artenschutz. Es wird auch gefragt, wie stark sie sich dafür interessieren. Kann ja sein, dass das alles eher Murr-Themen sind, die die nervenden Erwachsenen immer wieder brühwarm anbieten – nur ist das vielleicht alles nicht so spannend wie das letzte Fernsehprogramm. Kann ja sein. Sind ja doch sehr erwachsene Themen.

Die jungen Leute dürfen durchaus auch angeben, warum sie sich – wenn das so ist – nicht für Umweltthemen interessieren.

Aber spannend ist durchaus auch ein Fragenkomplex dazu, warum in der Schule bestimmte Fächer zum Beispiel aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) abgewählt werden. Das sind ja immerhin die Fächer, die mittlerweile auch die Hohe Politik für unumgänglich hält, damit die moderne Gesellschaft den richtigen Nachwuchs bekommt – auch in den Wirtschaftszweigen, die sich mit Umweltthemen beschäftigen. Und so taucht – nicht ganz zufällig – auch die Frage nach den möglichen Berufsvorstellungen der jungen Leute auf.

Und da jeder Jahrgang von der 5. Klasse bis zur Berufsschule einzeln aufgeschlüsselt wird, könnten die Bürgermeister für Umwelt und für Soziales auf diesem Wege vielleicht sogar erfahren, ob das Interesse für MINT-Fächer im Lauf der Schulzeit wächst. Ein Fragebogen, der durchaus auch Überraschungen bieten kann. Und der zwar dazu dienen soll, das Leipziger Bildungsangebot zukünftig noch gezielter auf die Bedarfe von Kindern und Jugendlichen auszurichten. Aber wenn die jungen Leute ehrlich sind, könnte damit auch ein durchaus helles Schlaglicht auf die Sinnhaftigkeit sächsischer Schulausbildung geworfen werden.

Für die jungen Leipziger, die zufällig aus dem Melderegister ausgewählt wurden, ist die Teilnahme an der Umfrage freiwillig. Bei den Jüngeren müssen die Eltern ihre Zustimmung geben. Die Befragung erfolgt anonym. Am Ende gibt’s dann ein paar Zahlen, die dann auch verraten, wie sensibilisiert die Leipziger Schüler für die heutigen Umweltprobleme eigentlich sind.

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