Die 24-Stunden-Öffnung der Campus-Bibliothek der Uni Leipzig ist vorerst gesichert. Aber auch nur, weil die Universität die anwachsenden Kosten aus ihrem eigenen Etat zuschießt. Überhaupt nicht gesichert ist hingehen der Zugang zu wissenschaftlichen Datenbanken und Fachzeitschriften. Hier wird, weil die finanziellen Mittel fehlen, über mögliche Abbestellungen spekuliert. Und dass das Geld fehlt, das weiß auch die Landesregierung.

Brunhild Kurth, Kultusministerin des Freistaats Sachsen, nannte auf eine Anfrage von Holger Mann, Sprecher für Hochschule und Wissenschaft der SPD-Fraktion im Landtag, als Hauptgrund für solche Abbestellungen in allen sächsischen Hochschulen “fehlende finanzielle Mittel”.

Zwei Kleine Anfragen hat Holger Mann zu den verfügbaren Etats der sächsischen Hochschulbibliotheken gestellt, nachdem sich das Finanzierungsdrama um die Universitätsbibliothek im Frühsommer sichtlich zuspitzte.
“Falls der Freistaat Sachsen weiterhin als Forschungs- und Wissenschaftsstandort wahrgenommen werden möchte, muss auch zukünftig die notwendige Infrastruktur bereit gestellt werden. Hierzu zählt der Zugang zu aktuellen wissenschaftlichen Publikationen via Fachzeitschriften oder Datenbanken”, stellt der SPD-Abgeordnete fest. Er weiß, wovon er spricht. Er hat ja selbst in Leipzig studiert und an der Universität seinen Abschluss in Politik, Journalistik und Geschichte gemacht.

“Es spricht Bände, wenn an der Universitätsbibliothek Leipzig seit 2009 410 Fachjournale und 27 Datenbanken abbestellt werden mussten”, stellt er fest. “Zugleich zeigen die Antworten auf meine Kleinen Anfragen, dass der Mittelverteilungsschlüssel offensichtlich überarbeitet werden muss. Neben der Anzahl der Studierenden und Professor/innen muss auch das abzudeckende Fächerspektrum berücksichtigt werden, um Hochschulen mit ?Kleinen Fächern’ keinen Nachteil zu verschaffen.”

In 2010 wurden zum Beispiel 163 Euro für Erwerbungen pro Student/in an der Universität Leipzig aufgebracht, hingegen konnten an der TU BA Freiberg 300 Euro pro Student/in und an der TU Chemnitz 194 Euro pro Student/in ausgegeben werden. Bei den Erwerbsausgaben pro Professor/in schneidet die Universität Leipzig mit 9.886 Euro pro Professor/in ebenfalls schlechter ab, da an der TU BA Freiberg 17.694 Euro pro Professor/in bzw. an der TU Chemnitz 12.926 Euro pro Professor/in verausgabt wurden.

“Es ist nur folgerichtig, dass sich die Doktorand/innen und Studierenden der Universität mit Petitionen an den Sächsischen Landtag wenden, damit sich der Problematik angenommen wird. In der Debatte wird auch zu Recht darauf verwiesen, dass endlich eine Strategie entwickelt werden muss, um den Preissteigerungen der Wissenschaftsverlage – die oftmals bis zu 30 Prozent betragen – Einhalt zu gebieten”, erklärt Holger Mann. “Die Staatsregierung ist gefordert, die Hochschulen zu unterstützen: sowohl bei der Etablierung von Open-Access-Strategien als auch mit einer bedarfsgerechten Mittelzuweisung.”

Die Petitionen zur Finanzlage der UB Leipzig:
www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-datenbanken-der-universitaetsbibliothek-leipzig-wissenschaft-braucht-zugang-zu-aktuellen

www.openpetition.de/petition/online/petition-zur-sicherung-der-finanzlage-sowie-aufstockung-und-mittelausstattung-der-universitaetsbibli
Die Kleine Anfrage und Antwort zur Thematik Zeitungen und Zeitschriften sowie Datenbanken an Hochschul- bzw. Universitätsbibliotheken als PDF zum download.Die Kleine Anfrage und Antwort zur Entwicklung der Hochschul- und Universitätsbibliotheken seit 2007 als PDF zum download.

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