Zum zweiten Mal ist in Leipzig die deutsch-indonesische Summer School "Freedom, Property and Property Rights" an der Juristenfakultät zu Ende gegangen. Die erste Juliwoche über haben deutsche und indonesische Jura-Studenten transdisziplinär zu Freiheit, Eigentum und Eigentums-Rechten in Deutschland und Indonesien diskutiert und geforscht.

Diesjähriger Gastgeber der Fachtagung für Studierende war das Lehrstuhlteam um Professor Christoph Enders. Die Summer School, die 2010 erstmals stattfand, ist ein Gemeinschaftsprojekt der juristischen und der sozialwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Leipzig sowie der juristischen Fakultät der Brawijaya Universität in Malang (Java, Indonesien).

Unter dem Motto “United in Diversity – Framing Divesity in Indonesia and Germany” präsentierten Dozenten und Studenten gemeinsam rechts- und sozialwissenschaftliche, allgemeine gesellschaftliche und politische Fragestellungen, erarbeiteten diese in Kleingruppen und diskutierten die Ergebnisse anschließend im Plenum.

Das gemeinsame inhaltliche Interesse galt der Frage, wie in pluralistischen Gesellschaften verschiedene kulturell und religiös geprägte Lebensvorstellungen nebeneinander existieren und demokratisch miteinander vereinbart werden können. Indonesien ist dabei als ein Staat mit dem weltgrößten Anteil an muslimischer Bevölkerung, die zugleich im asiatischen Kulturkreis mit seinem hinduistisch-buddhistischen Einfluss verankert ist und sich aus unterschiedlichsten Ethnien zusammensetzt, ein besonders spannender Diskussionspartner zu Fragen der Diversität.
Der Fokus der diesjährigen Begegnung lag auf Fragestellungen rund um das Eigentumsrecht in seiner juristischen und kulturellen Dimension. Das Ziel war, durch die Vorstellung der jeweils eigenen Arbeit in Referaten und anschließende Diskussionen Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Entwicklungen in einer immer stärker globalisierten Welt facettenreich darzustellen und ein Gefühl für die Perspektiven des jeweils anderen zu entwickeln. Ausgangspunkt hierfür waren die Verfassungen und gesetzliche Regelungen der beiden Länder, in denen sich soziale Praxis und historische Begebenheiten widerspiegeln. So geben die Verständnisse von Eigentum einen tiefen Einblick in die jeweilige Gesellschaft. Dabei wurden vor allem Unterschiede deutlich in Bezug auf den Schutz geistigen Eigentums im Internet oder die Gewährung von geistigen Eigentumsrechten auf Folklore und traditionelles Handwerk.

Die Studierenden erkannten eine Tendenz in Richtung Vereinheitlichung durch internationale Verträge zum Eigentumsrecht. In der langen Frist würde dies zu einer Rechtsvereinfachung führen und die Spielregeln für alle Beteiligten gleichermaßen regeln. Staaten könnten je nach Bedarf besondere Regelungen treffen. Für eine andere Sicht sprach sich die indonesische Seite aus. Studierende und Dozenten plädierten für eine mehrschichtige und individuelle Rechtskultur. Diese würde den Traditionen und individuellen Rechtskulturen gerechter.

Von allen gleichermaßen problematisiert wurde die Missachtung der Rechte indigenener Bevölkerungsgruppen durch staatliche Konzessionsvergabe an private westliche Konzerne. Denn das führe allzu oft zu Zerstörung von wertvollem Lebensraum und Vernichtung traditioneller Lebensformen. In den Diskussionen wurde klar, dass in Deutschland und der Europäischen Union vergleichbare Probleme verhandelt werden: Ist Wasser ein Menschenrecht und darf die Wasserversorgung privatisiert werden? Wer sollte die Kontrolle über wichtige öffentliche Ressourcen und deren Bereitstellung haben? Wandelt sich aber vielleicht auch in unseren eigentumsorientierten westlichen Gesellschaften die Kultur des Eigentums und des Besitzes?

Ergänzt wurde das wissenschaftliche Programm durch gemeinsame Aktivitäten. Höhepunkte waren die Besichtigung des Bundesverwaltungsgerichtes, ein Besuch im Zeitgeschichtlichen Forum sowie eine Kanutour auf Leipzigs Wasserstraßen. An die erfolgreiche Arbeit wollen Studierende und Dozierende bei der vierten Summer School 2014 im indonesischen Malang anknüpfen.

Der Autor studiert in Leipzig Rechtswissenschaft.

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